"Dieses Gebiet ist besetzt vom Staat"
1,2 Millionen Menschen leben in den Armenvierteln von Rio. Brasiliens Regierung investierte viel Geld, um mehr Sicherheit zu schaffen, und machte den Kriminellen in den Favelas Beine. Doch die Aktionen der "Befriedungspolizei" stoßen auf Kritik.
Die Polizei von Rio de Janeiro hat mittlerweile 33 Favelas besetzt und "befriedet", wie es im offiziellen Jargon heißt. Darunter auch den Complexo Alemão. Jahrzehntelang hat sich die Polizei in diesen Teil der Stadt nicht hineingetraut, hier herrschten die Drogenbosse. Vor einigen Wochen war ein Volkslauf angesetzt, mitten durch diese Favela. Auch Rios Sicherheitsminister Jose Mariano Beltrame hatte sich angemeldet.
Durch die eigentlich befriedete Favela flogen Kugeln, verletzt wurde niemand. Die Drogenbanden wollten nur zeigen, dass sie immer noch da sind. Sicherheitsminister Beltrame nahm trotzdem an dem Volkslauf teil und war danach immer noch empört und diktierte eine Kampfansage in die Mikrofone:
"Rio de Janeiro kennt die Geschichte dieses Ortes ganz genau. Hier war die Basis des Verbrechens dieser Stadt. Damit ist jetzt Schluss. Einige Banditen denken aber immer noch, dass sie die Polizei von hier vertreiben können. Dadurch werden wir auf unserem Kurs aber nur gestärkt: Dieses Gebiet ist besetzt vom Staat und von der Polizei. Wir lassen uns von hier nicht vertreiben."
Solche markigen Worte machen natürlich Eindruck, aber sie können die vielen Probleme bei der Befriedung der Favelas nicht überdecken. Als die Drogenbanden aus dem Complexo Alemão vertrieben wurden, waren 2000 Polizisten und Spezialkräfte im Einsatz. In den letzten fünf Jahren wurden mit solchen aufwändigen Einsätzen 33 Favelas befriedet. In Rio de Janeiro gibt es aber mindestens 700 Favelas, manche schätzen die Zahl sogar auf 1000.
Die Polizei ist aber mit ihren derzeitigen Befriedungsaktionen schon an der Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Und das hat Konsequenzen, sagt Professor Inacio Cano, Soziologe und Gewaltexperte von der staatlichen Universität in Rio:
"Durch die Ausweitung der Befriedungsaktionen auf so viele Gebiete bekommt man natürlich auch mehr Probleme. Das hat den Befriedungsaktionen ein wenig den Glanz genommen. Man dachte vorher, dass diese Befriedungspolizei eine magische Lösung sei – war sie aber nicht. Heute ist man vorsichtiger, nicht mehr so euphorisch wie zu Beginn, als man dachte, Rio hätte sein Sicherheitsproblem schon gelöst."
Die Sicherheitslage in Rio ist ohne Zweifel besser geworden. Aber von einer Lösung des Sicherheitsproblems ist die Stadt am Zuckerhut noch weit entfernt. Auch, weil die Befriedungspolizei in Rio seit geraumer Zeit in der Kritik steht. Angeblich ist sie korrupt und brutal. Ein Einzelfall hat jetzt für großen Wirbel gesorgt. Der Hilfsarbeiter Amarildo des Souza ist verschwunden, nachdem ihn die Polizei festgenommen hat. Das hat zu wütenden Protesten und Demonstrationen geführt.
"Wofür gibt’s die UPP, zum Festnehmen oder zum Töten", skandieren die Demonstranten. Mittlerweile gehen alle davon aus, dass Amarildo nicht mehr lebt. Die Polizei hat mittlerweile eine Mordkommission gebildet. Die Kritik hält aber an und so musste in der aufgeheizten öffentlichen Diskussion der Polizeichef von Rio seinen Hut nehmen. Der neue Polizeichef schlägt auch einen neuen Ton an:
"Die Befriedungspolizei ist ein Erfolg, wir werden sie weiter einsetzen. Und wir werden einen permanenten Kommunikationskanal in die Bevölkerung einrichten. Die Militärpolizei muss zurück in die Gesellschaft, wir müssen den Sorgen der Leute zu hören und unsere Fehler korrigieren – falls wir welche gemacht haben."
Der nächste Einsatz der Befriedungspolizei lässt derweil noch auf sich warten. Im Visier hat die Polizei derzeit die Favela Maré, in der Nähe des internationalen Flughafens von Rio. Allerdings werden für diesen Einsatz 1500 Polizisten benötigt – die im Moment nicht zur Verfügung stehen.
Durch die eigentlich befriedete Favela flogen Kugeln, verletzt wurde niemand. Die Drogenbanden wollten nur zeigen, dass sie immer noch da sind. Sicherheitsminister Beltrame nahm trotzdem an dem Volkslauf teil und war danach immer noch empört und diktierte eine Kampfansage in die Mikrofone:
"Rio de Janeiro kennt die Geschichte dieses Ortes ganz genau. Hier war die Basis des Verbrechens dieser Stadt. Damit ist jetzt Schluss. Einige Banditen denken aber immer noch, dass sie die Polizei von hier vertreiben können. Dadurch werden wir auf unserem Kurs aber nur gestärkt: Dieses Gebiet ist besetzt vom Staat und von der Polizei. Wir lassen uns von hier nicht vertreiben."
Solche markigen Worte machen natürlich Eindruck, aber sie können die vielen Probleme bei der Befriedung der Favelas nicht überdecken. Als die Drogenbanden aus dem Complexo Alemão vertrieben wurden, waren 2000 Polizisten und Spezialkräfte im Einsatz. In den letzten fünf Jahren wurden mit solchen aufwändigen Einsätzen 33 Favelas befriedet. In Rio de Janeiro gibt es aber mindestens 700 Favelas, manche schätzen die Zahl sogar auf 1000.
Die Polizei ist aber mit ihren derzeitigen Befriedungsaktionen schon an der Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Und das hat Konsequenzen, sagt Professor Inacio Cano, Soziologe und Gewaltexperte von der staatlichen Universität in Rio:
"Durch die Ausweitung der Befriedungsaktionen auf so viele Gebiete bekommt man natürlich auch mehr Probleme. Das hat den Befriedungsaktionen ein wenig den Glanz genommen. Man dachte vorher, dass diese Befriedungspolizei eine magische Lösung sei – war sie aber nicht. Heute ist man vorsichtiger, nicht mehr so euphorisch wie zu Beginn, als man dachte, Rio hätte sein Sicherheitsproblem schon gelöst."
Die Sicherheitslage in Rio ist ohne Zweifel besser geworden. Aber von einer Lösung des Sicherheitsproblems ist die Stadt am Zuckerhut noch weit entfernt. Auch, weil die Befriedungspolizei in Rio seit geraumer Zeit in der Kritik steht. Angeblich ist sie korrupt und brutal. Ein Einzelfall hat jetzt für großen Wirbel gesorgt. Der Hilfsarbeiter Amarildo des Souza ist verschwunden, nachdem ihn die Polizei festgenommen hat. Das hat zu wütenden Protesten und Demonstrationen geführt.
"Wofür gibt’s die UPP, zum Festnehmen oder zum Töten", skandieren die Demonstranten. Mittlerweile gehen alle davon aus, dass Amarildo nicht mehr lebt. Die Polizei hat mittlerweile eine Mordkommission gebildet. Die Kritik hält aber an und so musste in der aufgeheizten öffentlichen Diskussion der Polizeichef von Rio seinen Hut nehmen. Der neue Polizeichef schlägt auch einen neuen Ton an:
"Die Befriedungspolizei ist ein Erfolg, wir werden sie weiter einsetzen. Und wir werden einen permanenten Kommunikationskanal in die Bevölkerung einrichten. Die Militärpolizei muss zurück in die Gesellschaft, wir müssen den Sorgen der Leute zu hören und unsere Fehler korrigieren – falls wir welche gemacht haben."
Der nächste Einsatz der Befriedungspolizei lässt derweil noch auf sich warten. Im Visier hat die Polizei derzeit die Favela Maré, in der Nähe des internationalen Flughafens von Rio. Allerdings werden für diesen Einsatz 1500 Polizisten benötigt – die im Moment nicht zur Verfügung stehen.