Die nicht kleinzukriegende Lust, die immer irgendwelche Leute packt

Von Sabine Korsukéwitz · 02.11.2008
Da sitzt der Schriftsteller einsam über seine Tastatur gebeugt und wägt jedes Wort, feilt an jedem Bild, lebt in seiner Geschichte - wochenlang, monatelang, manchmal Jahre. Und ist mit seinem Werk doch ein Tropfen in einem Büchermeer, ein winziges Rädchen in einer globalen Medienmaschine, in der es längst nicht mehr um "das gute Buch" geht, sondern um Zielgruppen, Aktien, Anteile, Umsätze.
"Immer wollen die mein Englisch korrigieren und meine Sätze umstellen", beklagte sich die Nobelpreisträgerin Nadine Gordimer bei einem Kollegen. "Ich mag meine Sätze." Viele Autoren haben heute das Gefühl, dass sie rund geschliffen werden sollen, Produkt sind statt Individuum, Künstler. Oft ist das auch so. Die großen Lektoren von früher, die Königsmacher, sind rar wie Einhörner.

"Wir haben viel Durchsatz", ist ein typischer Satz aus dem Lektorenleben von heute. Da wird die Lektorin zur "Projektmanagerin" und hat kaum mehr Zeit für die Arbeit am Text, da wird die Grafik ausgelagert und vom Marketing beherrscht, werden die Vertreter von der Notwendigkeit getrieben, dass ihre Kunden, die großen Buchhandelsketten, hauptsächlich wissen wollen, in welches Regal sie die Ware stellen können.

Verlagskonzentration, Globalisierung und neue Medien haben ihre Spuren hinterlassen. Dabei sind viele Mitarbeiter in den Verlagen so idealistisch wie eh und je. Das Buchgeschäft hat nach wie vor seine eigene Magie. Bleiben die Ideale hinter dem Geschäftsmodell "Buch" zurück oder setzt sich das Gute am Ende immer wieder durch?

Manuskript zur Sendung als PDF-Dokument oder im barrierefreien Textformat