Die Macht über die Enthüllung

Von Anke Leweke · 31.10.2013
Es ist die Frage nach der Verhältnismäßigkeit: Wie weit darf man bei der Wahrheitssuche gehen? Der Streit darüber steht im Zentrum von "Inside Wikileaks - Die fünfte Gewalt" von Regisseur Bill Condon.
Von der Steinzeitmalerei über die Gutenbergpresse ins digitale Zeitalter - zu Beginn unternimmt der Film eine Zeitrafferreise durch das Wesen und den Wandel der Informationsvermittlung. Mit dem schnell montierten Prolog gibt "Inside Wikileaks" sein Thema: Wie verändert die digitale Revolution die Nachrichtenpolitk? Und wer hat die Macht über die Daten?

Zwei Redakteure der englischen Tageszeitung "The Guardian" suchen den Wikileaksbegründer Julian Assagne auf. Zwei verschiedene journalistische Grundauffassungen begegnen einander: Der gute alte investigative Journalismus trifft auf den Schöpfer einer Enthüllungstplattform für anonyme Nachrichtendaten.

"Ich will nur, dass Sie Ihren Job richtig machen. Wenn Sie das nicht schaffen, muss das eben jemand anders für Sie tun."
"Ach so sehen Sie das . Jeder kann 'mal schnell einen Haufen Informationen auf eine Webseite stellen und das Nachrichten nennen. Die Leser unserer Zeitung erwarten mehr Tiefgang."
"Ihre Zeitung wird tatsächlich noch gekauft?"
"Halt, halt Gentlemen. Wir sitzen doch im selben Boot. Das ist Bürgerjournalismus. Das ist wie ein neues Nervensystem."
"Das wirkt noch ein bisschen holprig."
"Ja, wir verzeichnen 10.000 Hits pro Stunde, da ist das nicht auszuschließen. Apropos: Was macht denn Ihre Webseite so?"

Der Film nimmt die Perspektive von Daniel Domscheidt-Berg ein, des damals engsten Mitarbeiters und Vertrauten von Julian Assange. Gespielt wird der Computerfreak von Daniel Brühl, der sich zunächst von Assanges Idee einer weltweiten Umverteilung von Informationen begeistert zeigt. Die beiden werden als Politaktivisten gefeiert, gleichzeitig wird ihre Arbeit von Geheimdiensten und Regierungen zunehmend kritisch beobachtet.

Auch Domscheidt-Berg beginnt die moralischen und ethischen Aspekte ihrer Mission zu hinterfragen. Wie zum Beispiel geht man mit dem Fund geheim gehaltenener Dokumente der US-amerikanischen Armee um?

"Daniel Alsberg hat ein Statement herausgegeben. Er sagt, die jagen uns. Wir müssen sofort veröffentlichen."
"Es sind mehrere hunderttausend Seiten sensibles Material. Das ist nicht wie das Video. Die sind voll mit Fachchinesisch, da blickt keine Sau mehr durch. Wir würden gar nicht wissen, was wir da veröffentlichen."
"Ja, klar. Also, lassen wir die Historiker entscheiden. Ich dachte, der Sinn und Zweck dieser Organisation wäre es, in vollem Umfang zu veröffentlichen."
"Ich dachte, es ging um den Schutz von Whistleblowern."

Die Informations- und Datenträger mögen sich verändern, die digitale Revolution mag in ein weiteres Stadium eingetreten sein, doch die Fragen bleiben dieselben: Wann werden Daten zu einer Nachricht, und wer entscheidet nach welchen Prinzipien über ihre Veröffentlichung?

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