Die Macht der Bierkonzerne

"Die Sauferei nimmt gerade beim Fußball absolut zu"

Zweikampf vor einer Heineken-Bierwerbung am Spielfeldrand
Zweikampf vor einer Heineken-Bierwerbung am Spielfeldrand © imago sportfotodienst
Timm Kruse im Gespräch mit Thomas Wheeler · 01.01.2017
Eine gefährliche und ungesunde Allianz macht der Autor Timm Kruse im Sport aus: Fußballvereine und Bierkonzerne arbeiten Hand in Hand, und in der Folge verlieren Fans und Zuschauer die Distanz zum Alkohol.
Der Autor Tmm Kruse bezeichnet die Initiative "Alkoholfrei Sport genießen" als "einen Witz". Beleg für dieses vernichtende Urteil sei die geringe Resonanz in den Vereinen, sagte Kruse am Sonntag im Deutschlandradio Kultur. Lediglich 400 der insgesamt rund 90.000 deutschen Sportvereine hätten sich bislang für die Initiative interessiert. Die Vereine täten so, als würden sie etwas machen wollen, aber im Grunde genommen täten sie gar nicht, so Kruse, der intensiv über die Macht der Alkohlkonzerne und die Verbindungen zwischen Industrie und Sport recherchiert und publiziert hat.

"Fußball und Bier gehören eindeutig zusammen"

Viel mehr als solch eine Initiative könne beispielsweise ein Werbeverbot für Alkoholika bewirken, doch das passiere nicht, sagte Kruse.
"Man muss sich 'mal Fußball im Fernsehen ansehen: Jedes Spiel wird im Grunde von Bierfirmen beworben."
Damit werde den Zuschauern eine Art Verhaltenskodex suggeriert: Bier gehört zum Fußball-Gucken dazu. Das Gleiche geschehe im Stadion:
"Es gibt ja mittlerweise Stadien, die nach Biermarken benannt sind. Schalke zum Beispiel. Da fließen bei jedem Spieltag 30.000 Liter Bier durch. Das ist unfassbar. Also Fußball und Bier gehören eindeutig zusammen. Und die deutsche Politik macht nichts dagegen, sondern unterstützt das."
Die Folge sei eine Art gesponsorter Alkoholismus: "Die Sauferei nimmt gerade beim Fußball absolut zu." Der Fußball in Deutschland sei schlicht abhängig von der Bierindustrie, betont Kruse.
"Es fließen Milliarden. Wir wissen, dass im Fußball gerade die Gelder extrem nach oben geschossen sind: Das kommt alles aus der Bierwerbung."
Die Fußballvereine unterstützten mit dieser Allianz die Alkoholabhängigkeit und die fehlende Distanz vieler zum Alkohol.
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