Die Linke in der Krise

Eine Zukunft als Auffangbecken ist möglich

06:14 Minuten
Schatten von drei Personen auf einer roten Wand. Landesparteitag der Partei Die Linke in Berlin.
Viele fragen sich, wie es mit den Linken in Zukunft weitergeht. Die Partei weiß es wohl gerade selbst nicht so richtig. © imago images/Christian Ditsch
21.04.2022
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Schlechte Wahlergebnisse gab es für Die Linke jüngst ohnehin, nun stellen weitere Entwicklungen existenzielle Fragen an die Partei: Der Politikwissenschaftler Torsten Oppelland sieht sie in einer schwierigen Lage.
Die Linke hat bei der Bundestagswahl so schlecht abgeschnitten, dass nur die drei gewonnenen Direktmandate sie überhaupt in den Bundestag gebracht haben, in der einstigen Hochburg Saarland hat sie den Wiedereinzug in den Landtag krachend verfehlt.
Aktuell kommt der problematische Umgang bisher mit den Vorwürfen sexualisierter Gewalt in der Partei in Hessen hinzu und der Rücktritt der Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow. In der Summe werfen diese Entwicklungen und Ereignisse existenzielle Fragen für die Partei auf.

Regierungsbereitschaft der Linken nicht erreicht

Der Politikwissenschaftler Torsten Oppelland hebt zwar hervor, dass bei dem Rücktritt der Vorsitzenden sehr persönliche Motive zur Begründung angegeben worden seien; er stimmt aber Susanne Hennig-Wellsow auch in ihrer Diagnose zu, dass sie nicht geliefert habe.
Torsten Oppeland schaut in die Kamera. Er trägt einen blaufarbigen Anzug, weißes Hemd und Krawatte. Der Hintergrund ist unscharf.
Susanne Hennig-Wellsow habe es als Vorsitzende nicht geschafft, die Linke regierungsbereit zu machen, sagt Torsten Oppelland.© picture alliance/ dpa-Zentralbild / Bodo Schackow
Weder habe die Partei unter ihrer Führung Wahlerfolge errungen noch habe sie es als Vorsitzende geschafft, die Linke regierungsbereit zu machen, sagt der Direktor des Institutes für Politikwissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Letzteres sei aber gerade der Ehrgeiz der Thüringer Politikerin gewesen.

Kommunizierende Röhren SPD und Linke

Oppelland sieht die Krise der Linken auch darin begründet, dass die SPD bei den jüngsten Wahlen erfolgreich war: "Wir sehen, was wir im Grunde immer wieder beobachten, seit es die Linke als Partei gibt: dass die SPD und die Linke wie kommunizierende Röhren sind – wenn es der SPD gut geht, geht es der Linken schlecht."
Inhaltlich komme hinzu, dass die pazifistische Grundhaltung der Partei angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine aktuell nicht besonders verfange. Diese Lage mache es schwierig, ein neues Profil zu entwickeln.
Oppelland sieht ein Potenzial für die Linke dann, wenn die SPD und die Grünen nicht erfolgreich regieren sollten. "Dann hat sie das Potenzial, die Unzufriedenen anzusprechen, zu erreichen, an sich zu binden."

Auffangbecken für unzufriedene Wähler

Als Auffangbecken für diese möglicherweise in Zukunft unzufriedenen Grünen und SPD-Wähler habe die Partei nach wie vor ein Potenzial, sagt Oppelland. "Nur muss sie Personen präsentieren, die dieses Wählerklientel auch erreichen kann, und sie muss insgesamt ein Mindestmaß an innerer Einigkeit erreichen."
(mfu)

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