Die lebensfeindliche Venus
Die europäische Raumsonde Venus Express ist erfolgreich in die Umlaufbahn des Planeten Venus eingeschwenkt. Anlass für Deutschlandradio Kultur dem Mythos der Venus nachzugehen.
Die Venus, keine freundliche Gastgeberin: ein höllenheißer Glutofen, eine Furie, umhüllt von giftigem Gas und Schwefelsäure... Nicht Mensch noch Tier, nichts könnte da auch nur einen Augenblick überstehen - und doch: Die Venus ist unser Schwesterplanet, sagt Jean Jaques Dordain, Chef der ESA, und wir müssen herausfinden, warum sie sich, anders als die Erde, so lebensfeindlich geworden ist.
Weil: eigentlich hatte alles so schön angefangen ... Denn einst erschien Frau Venus auch unter des irdischen Himmels blauer Wölbung, eine...
"Göttin, aus des Meeres blauer Tiefe geboren, und von dem Tau der schäumenden Wellen ernährt. Kein Lob konnte sie erreichen, jede Sprache war zu arm, sie nur zu beschreiben. Ihre Schönheit war weit über das Menschliche!"
(Ausschnitt aus Apuleius "Amor und Psyche")
...was erklären würde, warum die ältesten Bildnisse der Unvergleichlichen sich vor allem durch groteske Hässlichkeit auszeichnen: Neid war wohl die Muse prähistorischer Venus-Skulpteure.
Ein Beispiel: im niederösterreichischen Willendorf, dem vermutlich ersten Wohnort der Schaumgeborenen, fand man eine gut 30.000 Jahre alte Spott-Skulptur: eben die Venus von Willendorf - ein faustgroßes Pummelchen mit Riesenbrüsten und Mega-Steiß, die Gesichtszüge gänzlich vernachlässigt – eine Unverschämtheit.
Durch solch burschikose Spottlust verschreckt, entfloh die Geschmähte dann wohl in südlichere Gestade: ins kultivierte Griechenland, wo sie ja einst dem Meer entstieg – nur um neuen Tort zu leiden - Ein hergelauf´nes Königspaar gebar ein Kind, ein Mädchen war´s, mit Namen Psyche:
"An ihr schien die Natur all ihren Reichtum erschöpft zu haben. Einheimische und Fremde strömten, durch den Ruf dieser wunderbaren Schönheit angelockt, und gerieten vor Begeisterung dermaßen außer sich, dass sie die Königstochter in aller Förmlichkeit anbeteten, als ob sie die Göttin Venus selber wär´."
(Ausschnitt "Amor und Psyche")
Und die gerät nicht minder außer sich...
"Wie? Ich, der Natur erste Mutter, der Elemente Urheberin, des ganzen Alls ewige Erhalterin ..."
(Ausschnitt aus "Amor und Psyche")
... und was sonst noch alles, sie, nein sie braucht sich das nicht bieten lassen. Flugs hetzt sie ihren missratenen Sohn Amor auf die Schöne, dass der sie richtig hässlich mache – doch der verliebt sich prompt und kuschelt hinter Mutters Rücken mit der Königstochter jüngsten –Verrat!
... während sie selbst in amourösen Dingen glücklos bleibt – etwa, wenn sie um den schönen Adonis freit....
"Sie rot und heiß, wie Kohlen recht im Feuer – er rot vor Scham, allein: ein frost´ger Freier ..."
(Ausschnitt aus Shakepeares "Venus und Adonis")
Zuletzt tauchte sie im Thüringer Wald noch einmal auf, wo sie sich eine zeitlang mit dem schwerblütigen Tannhäuser eingerichtet hatte. Aber ach - hier kam´s wohl zum entscheid´nen Krach:
Musik (Ausschnitt "Tannhäuser"):
" Geliebter, sag, wo weilt dein Sinn?
Sie: Weh dir! Verräter! Heuchler! Undankbarer!
Ich lass' dich nicht! Du darfst von mir nicht ziehn!
Er: Nie war mein Lieben größer, niemals wahrer,
als jetzt, da ich für ewig dich muss fliehn! "
Das war genug,
sie zog davon,
das war ihr letzter Freier
seit dem glüht sie im All vor Wut,
wie Kohlen recht im Feuer
Das Kulturinterview zum Thema mit dem Planetenforscher Ralf Jaumann, stellvertretender Direktor des Instituts für Planetenforschung in Berlin, können Sie für begrenzte Zeit nach der Sendung in unserem Audio-on-Demand-Player hören.
Weil: eigentlich hatte alles so schön angefangen ... Denn einst erschien Frau Venus auch unter des irdischen Himmels blauer Wölbung, eine...
"Göttin, aus des Meeres blauer Tiefe geboren, und von dem Tau der schäumenden Wellen ernährt. Kein Lob konnte sie erreichen, jede Sprache war zu arm, sie nur zu beschreiben. Ihre Schönheit war weit über das Menschliche!"
(Ausschnitt aus Apuleius "Amor und Psyche")
...was erklären würde, warum die ältesten Bildnisse der Unvergleichlichen sich vor allem durch groteske Hässlichkeit auszeichnen: Neid war wohl die Muse prähistorischer Venus-Skulpteure.
Ein Beispiel: im niederösterreichischen Willendorf, dem vermutlich ersten Wohnort der Schaumgeborenen, fand man eine gut 30.000 Jahre alte Spott-Skulptur: eben die Venus von Willendorf - ein faustgroßes Pummelchen mit Riesenbrüsten und Mega-Steiß, die Gesichtszüge gänzlich vernachlässigt – eine Unverschämtheit.
Durch solch burschikose Spottlust verschreckt, entfloh die Geschmähte dann wohl in südlichere Gestade: ins kultivierte Griechenland, wo sie ja einst dem Meer entstieg – nur um neuen Tort zu leiden - Ein hergelauf´nes Königspaar gebar ein Kind, ein Mädchen war´s, mit Namen Psyche:
"An ihr schien die Natur all ihren Reichtum erschöpft zu haben. Einheimische und Fremde strömten, durch den Ruf dieser wunderbaren Schönheit angelockt, und gerieten vor Begeisterung dermaßen außer sich, dass sie die Königstochter in aller Förmlichkeit anbeteten, als ob sie die Göttin Venus selber wär´."
(Ausschnitt "Amor und Psyche")
Und die gerät nicht minder außer sich...
"Wie? Ich, der Natur erste Mutter, der Elemente Urheberin, des ganzen Alls ewige Erhalterin ..."
(Ausschnitt aus "Amor und Psyche")
... und was sonst noch alles, sie, nein sie braucht sich das nicht bieten lassen. Flugs hetzt sie ihren missratenen Sohn Amor auf die Schöne, dass der sie richtig hässlich mache – doch der verliebt sich prompt und kuschelt hinter Mutters Rücken mit der Königstochter jüngsten –Verrat!
... während sie selbst in amourösen Dingen glücklos bleibt – etwa, wenn sie um den schönen Adonis freit....
"Sie rot und heiß, wie Kohlen recht im Feuer – er rot vor Scham, allein: ein frost´ger Freier ..."
(Ausschnitt aus Shakepeares "Venus und Adonis")
Zuletzt tauchte sie im Thüringer Wald noch einmal auf, wo sie sich eine zeitlang mit dem schwerblütigen Tannhäuser eingerichtet hatte. Aber ach - hier kam´s wohl zum entscheid´nen Krach:
Musik (Ausschnitt "Tannhäuser"):
" Geliebter, sag, wo weilt dein Sinn?
Sie: Weh dir! Verräter! Heuchler! Undankbarer!
Ich lass' dich nicht! Du darfst von mir nicht ziehn!
Er: Nie war mein Lieben größer, niemals wahrer,
als jetzt, da ich für ewig dich muss fliehn! "
Das war genug,
sie zog davon,
das war ihr letzter Freier
seit dem glüht sie im All vor Wut,
wie Kohlen recht im Feuer
Das Kulturinterview zum Thema mit dem Planetenforscher Ralf Jaumann, stellvertretender Direktor des Instituts für Planetenforschung in Berlin, können Sie für begrenzte Zeit nach der Sendung in unserem Audio-on-Demand-Player hören.