Die Heimatsuche Peter Huchels

Ein Dichter im Schwarzwald-Exil

Der Schriftsteller und Lyriker Peter Huchel (1903-1981) im Jahr 1956.
Der Schriftsteller und Lyriker Peter Huchel im Jahr 1956. © picture alliance / ZB
Von Matthias Kußmann · 27.04.2016
"Sinn und Form" hieß eine wegweisende Zeitschrift in der DDR. Sie war so streitlustig wie ihr Autor und Leiter Peter Huchel, der in Konflikt mit der Staatsführung geriet. Die Ausreise führte den Dichter nach Staufen im Breisgau, wo er nie richtig heimisch wurde.
Einwohnermeldeamt Staufen:
"Anmeldung: Peter, Monica und Stephan Huchel"
"Bisherige Wohnung: Rom, 1-2, Largo di Villa Rassimo, Italien"
"Neue Wohnung: 7813 Staufen (Breisgau), Bötzenweg 51"
Am 12. Mai 1972 bezieht der Dichter Peter Huchel mit Frau und Sohn ein Haus in Staufen bei Freiburg. Der Beamte im Einwohnermeldeamt tut seine Pflicht eher lustlos. Huchels römische Adresse war "Villa Massimo", ein internationales Künstlerhaus. Beim Staufener Beamten wird sie zur "Villa Rassimo", naja. Und die neue Adresse lautet Bötzenstraße, nicht Bötzenweg. Aber sei´s drum. Ein Jahr zuvor, am 27. April 1971, durfte Huchel aus der DDR ausreisen, nachdem er dort Jahre lang überwacht und isoliert wurde, Reise- und Publikationsverbot hatte. Er geht zuerst als Stipendiat nach Rom, dann nach Staufen. Schönes Städtchen, Hügel, Weinberge, das Klima fast mediterran - ein "Ort, wo andre Urlaub machen", wie es so heißt. Huchel könnte endlich aufatmen, nur:
"Es gibt auch Zeiten, wo ich hier in dieser schönen Landschaft spazieren gehe, und plötzlich wieder Sehnsucht habe nach der Mark: nach den Seen, nach dem Schilf, nach den Kiefernwäldern."
Peter Huchel stammt aus der Mark Brandenburg. 1903 in Groß-Lichterfelde geboren, verbringt er den größten Teil seines Lebens in der Mark. Vor allem die Kindheitsjahre auf einem Gutshof in Langerwisch prägen ihn. Wörter, Bilder, Töne, Gerüche von damals durchziehen sein Werk.
"Natürlich komme ich aus meiner Sprache nicht heraus, die ersten sechs, sieben Jahre der Kindheit, die sehr wichtig sind für einen Schriftsteller. Ich schäme mich auch dessen nicht, dass ich vielleicht provinziell bin. Ich habe natürlich sehr viele Landausdrücke in meinen Gedichten."
Huchel studiert Literatur und Philosophie, Mitte der 20er Jahre publiziert er erste Gedichte, dann auch Hörspiele. 1941 muss er zum Militär. Nach dem Krieg arbeitet er beim Berliner Rundfunk. Anfang `49 wird in der "Sowjetischen Besatzungszone" die Literaturzeitschrift "Sinn und Form" gegründet - Huchel ist ihr erster Chefredakteur. Die DDR-Oberen lassen ihm zunächst etwas Freiheit, das Blatt soll weltoffen sein, auch Richtung Westen. Er macht es zu einem internationalen literarischen Forum von Rang. Walter Jens nennt "Sinn und Form" …
"…die wichtigste und beste Kulturzeitschrift aller Deutschländer nach dem Krieg."

Kein Jubel über Ulbrichts Geburtstag

Nur: Das geht nicht gut. Huchel druckt zu viele West-Autoren, DDR-Themen kommen kaum vor. Wenn denn einer mit marxistischem Hintergrund schreibt, ist er ebenfalls aus dem Westen, etwa Bloch oder Adorno. Kein Jubel über Ulbrichts Geburtstag, nichts zum so genannten "Bitterfelder Weg", der auch Arbeiter zum Schreiben bringen soll. Huchel besteht auf literarischer Qualität.
"Die Zensur bin ich selber, ich weiß, was ich bringen kann."
Schön wär´s. Er bekommt immer mehr Schwierigkeiten. 1962 wird seine Stelle gekündigt, er gilt als Staatsfeind. Nun sitzt er da in seinem Haus im Wald, Wilhelmshorst bei Potsdam, Hubertusweg 41 – und die Stasi sieht und hört und liest mit. Seine Frau Monica:
"Es war ein amtlich bestellter Spitzel, der wohnte gegenüber und schrieb auf, wenn uns jemand besuchte oder schrieb die Autos auf. Oder wenn mein Mann mal zum Bauern ging, Milch zu holen, dann lief der immer ein Ende hinter ihm her, das war natürlich eine grässliche Zeit."
Huchels Gedicht "Hubertusweg" beginnt so:
"Wir kamen vom Bahnhof / und sahen das Schlusslicht des späten Zuges / im Nebel erlöschen. Einer ging hinter uns, / wir sprachen vom Wetter. / Der Wind wirft Regen / aufs Eis der Teiche, / langsam dreht sich das Jahr ins Licht."
Und die dritte Strophe:
"Dort unten steht, / armselig wie abgestandener Tabakrauch, / mein Nachbar, mein Schatten / auf der Spur meiner Füße, verlass ich das Haus. / Missmutig gähnend / im stäubigen Regen der kahlen Bäume / bastelt er heute am rostigen Maschendraht. / Was fällt für ihn ab, schreibt er die Fahndung / ins blaue Oktavheft, die Autonummern meiner Freunde, / die leicht verwundbare Straße belauernd, / die Konterbande, / verbotene Bücher, / Brosamen für die Eingeweide, / versteckt im Mantelfutter."
Zehn Jahre lang wird der Autor bespitzelt und immer mehr isoliert. Er darf nicht veröffentlichen, nicht reisen. Die Gedichtbände "Chausseen Chausseen" und "Die Sternenreuse" erscheinen im Westen. Seine Frau Monica bringt die Familie mit Übersetzungen aus dem Russischen durch.
"Nach einer so großen Aufgabe wie der Zeitschrift und seiner eigenen Lyrik muss das schon sehr schwer sein für einen Menschen. Ich hab das für mich nicht ganz so empfunden. Ich hatte die Familie, ich hatte den Haushalt, ich hatte mein Übersetzen."
Zu den Freunden, die zu Huchel halten, gehören Reiner Kunze, Günter Kunert, Walter Janka, alle selbst Außenseiter in der DDR. Und der junge Lyriker und Liedermacher Wolf Biermann.
"Du lass dich nicht erschrecken in dieser Schreckenszeit / das wolln sie doch bezwecken, dass wir die Waffen strecken, / schon vor dem großen Streit, schon vor dem großen Streit."
Das Lied "Ermutigung" ist eins der bekanntesten von Wolf Biermann, er widmet es Huchel. Der Beistand der Freunde tut gut, dennoch ist Huchel erschöpft, seine Ausreiseanträge werden jahrelang abgelehnt. 1970 nimmt sich der Internationale PEN-Club des "Falles" an. Es erscheint ein Aufruf in der Londoner "Times", der weltweit wahrgenommen wird – der Autor soll endlich ausreisen dürfen. Darauf knickt die DDR-Führung ein. Huchel darf das Land verlassen, unter der lachhaften Bedingung, nicht nach Westdeutschland auszureisen. Er geht als Stipendiat nach Rom - und verlässt die Mark Brandenburg für immer.
"Am Tage meines Fortgehns / entweichen die Dohlen / durchs glitzernde Netz der Mücken. Am Acker klebt / der Rauch des Güterzuges, / der Himmel regenzwirnig, / dann grau gewalkt, / ein schweres Tuch, / niedergezogen / von der nassen Fahrspur. Namen, vernarbt und überwuchert / von neuen Zellen, / wie die verzerrte Schrift / im Baum – / ein eisiger Hauch / fegt über die Tenne der Worte. / Die Mittagsdistel erlosch / im heuigen Licht der Scheune"

Begegnung mit einem Mäzen

Aus Rom kommend, findet Huchel im Mai `72 ein Haus in Staufen. Der Schriftsteller Erhart Kästner, der dort lebt und sein Werk schätzt, hat den Kunstsammler Franz Armin Morat auf ihn aufmerksam gemacht.
"Es trat ein Herr an mich heran, der in Freiburg lebt, der ein Mäzen ist. Es war sehr schwierig, ich wollte mich nicht unterstützen lassen, schließlich haben wir uns geeinigt. Er zahlt mir für die nächsten vier Jahre das Häuschen, in dem ich wohne."
"Jetzt stehen wir vor Peter Huchels erstem Wohnhaus in Staufen in der Bötzenstraße, in einer wunderbaren Halbhöhenlage mit sehr schönem Blick auf die Staufener Burg und über die Rheinebene. Heute ist es leider etwas diesig, sodass man die Vogesen nicht richtig erkennen kann. Aber an schönen Tagen hat man hier einen fantastischen Blick übers gesamte Rheintal bis hin zu den Vogesen."
… sagt Jörg Martin, Stadtarchivar von Staufen. Dennoch fühlt sich Huchel da nicht wohl. "Zu lieblich, zu hübsch" ist die Landschaft für ihn, der sich nach der märkischen Ebene sehnt.
"Das Haus von Huchel – heute wirkt es eher etwas verwahrlost, es ist ein gelber Bungalow, ein typischer Bau aus den 60er Jahren. Hinter diesem Bungalow sehen wir den berühmten Pool, in dem Marie Luise Kaschnitz so gerne badete."
Kaschnitz, eine Grande Dame der deutschen Nachkriegsliteratur, die in Frankfurt und Rom lebte, war mit Huchel befreundet. Wenn sie ihr Elternhaus im nahen Bollschweil besuchte, kam sie nach Staufen herüber. Freilich ist der berühmte Pool eher ein Poolchen, 4 mal 8 Meter.
Heute steht das Haus leer. Wer wohl inzwischen hier gelebt hat? Schmutzige Fenster, zerrissene Vorhänge, ein verwahrloster Garten. Der Pool ist mit einer alten Plane abgedeckt. Den Blick auf die Rheinebene gibt es nicht mehr, verwilderte Büsche versperren die Sicht. Es ist 40 Jahre her, dass Huchel hier wieder auszog. Dennoch wirkt das HausausHausHhuunbf wie ein Bild für seine Heimatlosigkeit und Trauer der späten Jahre.Die Vögel singen ungerührt weiter.
"Mein Mann, der die märkische Landschaft liebte und mochte, und der zum Beispiel Polen liebte, weil der Himmel immer flach war über dem Land und es waren keine Berge – der war eigentlich hier nicht glücklich."
"Ich hatte ja früher in meinem Leben immer einen "anständigen" Beruf, ich war ja nicht Lyriker. Und jetzt, als alter Baum, bin ich nun verpflanzt worden in die Bundesrepublik, und kriege keine Stellung mehr im Rundfunk oder an einer Zeitschrift. Und muss nun leider, obwohl ich sehr ungern Gedichte lese und früher überhaupt nicht Gedichte vorgetragen habe … Nun mache ich aus der Not eine Tugend und fahre herum und knalle diesen Leuten manchmal ein paar hundert Metaphern ins Gesicht. Aber sie ertragen die Sache sehr geduldig. Im Allgemeinen habe ich das Gefühl, dass ich sehr gut hier aufgenommen worden bin, ich kann mich also nicht beklagen."

Im Westen gilt er als "Ex-DDR-Autor"

Im westdeutschen Literaturbetrieb ist Huchel, der "Ex-DDR-Autor", ein Star – während er sich selbst einfach einen "deutschen" Autor nennt.
"Ich war ja schon vor `33 da, für mich gibt es also nicht die DDR-Literatur und die westdeutsche Literatur. Ich hab nun mal nen kleinen Laden und betreibe den weiter. Ich denke auch nicht daran, mich hier in diesen west-literarischen Betrieb reinreißen zu lassen."
Was aber geschieht. Er wird zu zahllosen Lesungen eingeladen.
"Ich bin vielleicht ein Einzelfall. Die Leute gehen vielleicht nicht meiner Lyrik wegen hin. Ich bin leider Gottes so etwas sensations-umwittert noch. Da finden sich dann sehr viele Zuhörer ein, ich lese meist vor 400 Leuten, in kleineren Gesellschaften vor 200, unter 100 bin ich nie gekommen. Man muss natürlich andauernd unterwegs sein und lesen, um sein Leben zu verdienen."
Das klingt gut und auch ein wenig heroisch, stimmt aber nicht. Huchel bekommt im Westen fast jedes Jahr einen anderen Literaturpreis, darunter hoch dotierte – an Geld fehlt es nicht.
"Mein Mann ist eigentlich ein bisschen auch geflüchtet von hier. Er hat wahnsinnig viele Reisen gemacht, Lesereisen mit dem Goethe-Institut oder auch sonst auf Einladungen. Er war lange in England, er hat eine nordische Reise gemacht, Schweden und Dänemark. Dann hat er noch mal ne ganz lange Tournee gemacht durch Italien, von Mailand bis Palermo. Ich glaube, er war zu verbunden mit der Landschaft, aus der im Grunde seine Gedichte gespeist waren, als dass er sich hier noch mal hätte umstellen können, das war wohl nicht mehr möglich."
1972 kommt Huchels Lyrikband "Gezählte Tage" heraus. Die Texte sind zum großen Teil in der DDR entstanden, es gibt Anspielungen auf seine Leidenszeit. Sieben Jahre später erscheint sein letztes Buch, "Die neunte Stunde". Die Gedichte hat er in Staufen geschrieben, doch der Ort kommt darin nicht vor. Staufen ist für ihn nur eine "Notherberge", wie er einmal sagt. Er behält sein märkisches, struppiges Repertoire bei – ein letzter trauriger Blick in seine östliche Landschaft. Die Literaturkritik der 70er Jahre will auch darin politische Botschaften sehen, jedes Sandkorn ein Politikum – doch Huchel winkt ab. Kurz vor seinem Tod sagt er:
"Was so hinein gelegt wird von den Leuten, die eine Analyse geben, könnte stimmen, stimmt manchmal, manchmal ist man selber erstaunt, was man geschrieben haben soll. Die wirkliche Erscheinung des Dichters kann man eigentlich nur aus seinen Gedichten entnehmen. Die kann nur der musische Leser empfinden – und nicht, und nur teilweise der Kritiker."
Huchel kündigt dem Suhrkamp Verlag noch seine Autobiografie an, schreibt aber kaum etwas. Er schweigt, sitzt vor dem Fernseher, geht selten durch die Staufener Weinberge, manchmal mit seinem Freund Erhart Kästner. Später erinnern sich die Autoren-Witwen Monica Huchel und Anita Kästner:
"Mein Mann war ein echter Faulpelz, was Spazierengehen anlangte, den musste man furchtbar scheuchen, damit er sich überhaupt in Bewegung setzte."
"Mein Mann zum Beispiel liebte nie, wenn einer beim Spazierengehen immer stehen blieb, und das hat der Peter natürlich gemacht. Mein Mann wollte immer ans Ziel. Es wurde kompensiert durch den Hund, der dann eben Stöcke holen musste. Mein Mann rannte dann mal da hin, und der Peter blieb dann stehen und schaute, so war das. War ein ganz schönes Paar, ja."

Ein stiller Mensch an lauter Straße

Huchels letzte Bleibe in Staufen ist das frühere Arbeiterwohnhaus einer Sägerei. Mit Blick auf den Belchen, einen der höchsten Berge des Schwarzwalds – und mit permanentem Verkehrslärm.
"Jetzt sind wir an der Münstertäler Straße, der Verbindung von Staufen in den Schwarzwald, das ist die Straße zum Schauinsland und den Schwarzwald hoch. Hier steht etwa zwei Kilometer vor dem Altstadtkern von Staufen Peter Huchels letztes Wohnhaus, in dem er bis zu seinem Tod 1981 gelebt hat. Ein sehr einfaches Gebäude, und mittlerweile auch total renoviert und umgebaut, sodass von Huchels Zeit sich wenig mehr erkennen lässt. Mit Ausnahme der Terrassen-Platten, die wir da vorne sehen, aber das dürfte auch schon alles sein."
Seltsam, dass ein stiller Literatur- und Naturmensch an so eine laute Straße zieht.
"Ja, es ist merkwürdig. Es war wohl einfach das Glück, ein eigenes Haus zu haben, auch ein abgesondertes Haus zu haben. Der Verkehr war damals sicher genauso groß, weil es eben eine durchaus wichtige Straßenverbindung ist in den Schwarzwald."
In Huchels späten Jahren kommt der Fotograf Stefan Moses nach Staufen und fotografiert ihn im nahen Wald. Anita Kästner:
"Er kam dann einen Tag später noch mal zu uns und sagte, ich weiß nicht, ich habe den Film nicht mehr von dem Huchel, ist der vielleicht bei euch irgendwo hier liegen geblieben? Da hab ich gesagt, wir haben nichts gefunden."
Sie suchen den ganzen Garten ab, auch das Auto des Fotografen – nichts.
"Da sagt er: Ich kann den Peter jetzt nicht noch mal in den Wald schleppen, dann müssen wir eben irgendwas andres machen. Und nach vielen, vielen Monaten gehe ich mit unserem Hund, mit der Maina spazieren. Oben, an einer bestimmten Stelle, macht sich der Hund selbstständig, und läuft zielsicher zu einem Baum hin, scharrt an dem Baum, und kommt mit dem Film im Maul zurück – den hatten sie oben im Wald einfach verloren. Es ist ein Wunder: Der Film ist erhalten."
"Wir sind jetzt im 'Stubenhaus' in Staufen. Und hier im Erdgeschoss des Stubenhauses wurde vor drei Jahren die Gedächtnisausstellung für Peter Huchel und Erhart Kästner eingerichtet."

Ein schlichtes Grab

Die kleine, gut gemachte Schau würdigt Leben und Werk der beiden Autoren und ihre Freundschaft in Staufen. Erhart Kästner starb dort schon 1974, Peter Huchel am 30. April 1981.
"Ja, er wurde krank, das war 78/79, das war eine sehr schlimme Zeit für ihn. Aber er ist hier im Haus gestorben, er war nie im Krankenhaus, immer nur vorübergehend, wenn irgendwas war. Er war bis zuletzt hier."
"Wir stehen hier vor dem Grab von Peter Huchel auf dem historischen Friedhof von Staufen. Peter Huchel ist hier nicht allein beerdigt, sondern zusammen mit seiner Frau Monica und seinem sehr früh verstorbenen Sohn Stephan. Das Grab selbst ist recht schlicht gehalten, mit dunklem Efeu berankt und einem Rhododendron-Strauch – wird aber nach wie vor als Ehrengrab der Stadt Staufen gepflegt und erhalten."
Sein kurzes aber großes letztes Gedicht schreibt Peter Huchel 1977, vier Jahre vor seinem Tod. Es heißt schlicht "Der Fremde geht davon" – und zeigt den Autor nach allem Schmerz der vergangenen Jahre erstaunlich gelassen:
"Der Fremde geht davon / und hat den Stempel / aus Regen und Moos / noch rasch der Mauer aufgedrückt. / Eine Haselnuss im Geröll / blickt ihm mit weißem Auge nach. // Jahreszeiten, Missgeschicke, Nekrologe – unbekümmert geht der Fremde davon."
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