Die geniale Stelle

Über einen Versprecher in Goethes "Faust"

Szene aus Goethes "Faust I"
Szene aus Goethes "Faust I" in einer Inszenierung von Gustaf Gründgens im Deutschen Schauspielhaus Hamburg im Frühjahr 1957 (Probenfoto). © picture alliance/dpa/Foto: Herold
Von Frank Steckel · 11.06.2016
In unserer Rubrik "Die geniale Stelle" erinnern sich Theatermenschen an besondere Momente in einem Stück. Dieses Mal spricht der Regisseur Frank-Patrick Steckel über die berühmte Hamburger "Faust"-Inszenierung von Gustaf Gründgens im Jahr 1957.
Für Rang 1 erinnert sich Regisseur Frank-Patrick Steckel an einen ganz besonderen Versprecher des Ende April verstorbenen Uwe Friedrichsen. In Gustaf Gründgens‘ berühmter Hamburger "Faust"-Inszenierung von 1957 hätte dieser in der Rolle des Schülers im Zwiegespräch mit dem als Faust verkleideten Mephisto eigentlich sagen müssen: "Man weiß nicht, wo, und weiß nicht, wie".

Geistesgegenwärtiger Gustaf Gründgens

Stattdessen wurde daraus: "Man weiß nicht, wie, man weiß nicht, wo", woraufhin Gustaf Gründgens ohne mit der Wimper zu zucken, antwortete: "Grau lieber Freund ist alle Theoro!" Eine Geistesgegenwart mit komischer Wirkung: "Wir als Statisten", berichtet Frank-Patrick Steckel, "standen hinter der Bühne, krümmten uns vor Lachen und waren eigentlich nicht mehr auftrittsfähig".
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