Die EU und der Fall Nawalny

"Es muss härtere Sanktionen gegenüber Russland geben"

05:50 Minuten
Alexej Nawalny vor russischen Flaggen bei einem Gedenkmarsch in Moskau am 29.02.2020.
Alexej Nawalny ist der prominenteste Oppositionspolitiker in Russland. Er hat wiederholt Korruption innerhalb der russischen Regierung angeprangert. © dpa/ TASS/ Sergei Fadeichev
Donata Riedel im Gespräch mit Axel Rahmlow · 29.08.2020
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Auf den russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny wurde mutmaßlich ein Giftanschlag verübt. Der Kreml trägt nichts zur Aufklärung bei. Die EU könnte wirtschaftlich Druck machen, sagt Donata Riedel vom "Handelsblatt". Doch sie sei uneins.
Noch immer wird der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny in der Berliner Charité wegen einer mutmaßlichen Vergiftung behandelt. Seine Familie und Anhänger gehen davon aus, dass ihm am Flughafen Omsk eine giftige Substanz in den Tee gemischt wurde. Wie schon in ähnlichen Fällen weist die russische Regierung Vorwürfe zurück, etwas damit zu tun zu haben. Und unternimmt nichts, um Licht in das Dunkel zu bringen.
Donata Riedel steht am Hans-Rosenthal-Platz in Berlin.
Donata Riedel, Berlin-Korrespondentin des "Handelsblatt" mit Themenschwerpunkt Finanzen.© Deutschlandradio / Mirjam Wlodawer
Der Umgang des russischen Präsidenten Putin mit Oppositionspolitikern sei "nicht akzeptabel" für Demokraten, sagt die Wirtschaftsjournalistin Donata Riedel vom "Handelsblatt". Es sei ein Fall, bei dem wir "als Europäer eine klare Position beziehen müssten". Riedel sieht aber eine Hürde:
"Das Problem dabei ist, dass die Europäer es bisher nie geschafft haben, außenpolitisch wirklich klar und eindeutig und gemeinsam aufzutreten", sagt sie. Länder wie Frankreich wollten lieber wieder intensiver mit Putin reden. Andere, vor allem Osteuropäer, würden am liebsten alle Wirtschaftsbeziehungen zu Russland kappen.

Nord Stream 2 zu Ende bauen, aber weniger Gas abnehmen

Doch angesichts des Nawalny-Falles müsse die EU jetzt "endlich" eine einheitliche Position finden. Das sei nicht einfach. Sie sei aber der Meinung,"dass es härtere Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland geben muss". Das heiße nicht, bei der umstrittenen Gaspipeline Nord Stream 2 zwischen Russland und Deutschland "die letzten zwei Meter nicht mehr fertig" zu bauen. Aber man könne weniger Gas abnehmen, so Riedel. Oder bestimmte Wirtschaftsbeziehungen in diesen und jenen Branchen beenden. "Diese Möglichkeiten hat die Europäische Union. Diese Möglichkeiten hat auch Deutschland - wenn man das will."
(bth)

Donata Riedel ist "Handelsblatt"-Korrespondentin in Berlin mit dem Schwerpunkt Finanzpolitik. Sie ist seit 1995 bei der Zeitung. Zu ihren vorherigen Stationen gehören der WDR, der NDR und die taz.

Das gesamte Gespräch mit Donata Riedel hören Sie hier:

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