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Vor 70 Jahren haben die Vereinten Nationen die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte" verabschiedet. Diese beinhaltet auch die Meinungsfreiheit – für die Kabarettistin Idil Baydar die Grundlage ihres Schaffens.
"Ohne Meinungsfreiheit hätte ich ein ganz großes Problem", ist die Kabarettistin Idil Baydar überzeugt: "Kunst- und Meinungsfreiheit sind sehr eng miteinander verknüpft."
Fast jeden Abend habe sie es auf der Bühne mit "Grenzüberschreitungen" zu tun, die aber von der Meinungsfreiheit gedeckt seien, sagte Baydar im Deutschlandfunk Kultur.
Baydar macht die "Verquickung von genereller Angst, Angst um seinen Lebensunterhalt, Angst um seine Arbeit, Angst um seine Kultur" für die "Empfindlichkeit" im Meinungsaustausch verantwortlich. Auch die Medien arbeiteten mit Angst.
Der "Negativimpuls" bringe zwar Quote, habe aber Konsequenzen: "Dass man aufgrund dieser Ängste natürlich auch sehr viel aggressiver reagiert, wenn man eine Meinung hört, die erst mal das komplette Gegenteil von der eigenen ist."
Baydar betrachtet es daher als Aufgabe der Medien, sich kritisch mit den Bildern, die sie selbst erschaffen, auseinanderzusetzen:
"Ich frage mein Publikum regelmäßig: Sagen Sie mir bitte fünf gute Sachen über die türkische Kultur, und zwar nichts aus dem Prekariat, nichts aus der Dienstleistungsbranche, sondern aus der Wissenschaft, aus der Literatur, aus der Kunst. Das kann Ihnen keiner beantworten, weil wir trainiert darauf sind, Ausländer, Türken wahrzunehmen als Gefahr, als kriminell, als gewalttätig. Unsere Erzählweise über diese Kulturen ist so. Das müssen wir ändern."
Wenn eine Französin mit ihrer Tochter französisch spreche, sei Mehrsprachigkeit etwas Tolles, sagte die Kabarettistin. "Wenn eine türkische Mutter mit ihrem Kind türkisch spricht, heißt es auf einmal: 'Die wollen kein Deutsch lernen.'" Die gleichen Maßstäbe für alle - dann wären "wir schon einen Schritt weiter", so Baydar.
Große Aufgabe. Dennoch bleibt Baydar optimistisch: "Ich muss optimistisch sein, nicht nur für mich, sondern auch für alle anderen. Das sei eine Frage der Disziplin, sagte sie: "Sind wir diszipliniert genug, optimistisch zu bleiben, ohne die Augen zu verschließen?"
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte - Die Menschenwürde vor den Relativierern schützen
Der Tag mit Christian Höppner - Migration, Mord und Menschenrechte
Frei und gleich - die Menschenrechte - Frieden wird von Menschen gelebt
(Deutschlandfunk Kultur, Sonntagmorgen, 10.12.2017)