Die besten Draußen-Filme

Endlich raus!

05:38 Minuten
Frank and Sheryl, Eltern der kleinen Olive, springen auf dem Weg zum Schönheitswettbewerb aus einem gelben Bully.
Jetzt aber schnell! Frank and Sheryl, Eltern der kleinen Olive, auf dem Weg zum Schönheitswettbewerb. © IMAGO / EntertainmentPictures
Von Hartwig Tegeler · 05.06.2021
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Der Lockdown ist hoffentlich Geschichte. Es könnte ein schöner Sommer werden, nichts wie raus! Auch im Kino war das Draußen oft Ort der Sehnsucht. Die besten fünf Filme, in denen es raus an die Luft oder in die Freiheit geht.

Platz 5 – "Daylight" von Rob Cohen (1996)

Explosion im New Yorker Holland-Tunnel, die Decke stürzt ein, 30 Meter unter dem Hudson River. Zwölf Überlebende, immer mehr Wasser läuft rein. Zum Glück klettert Sylvester Stallone als ehemaliger Katastrophenschutzleiter zu den Verschütteten und führt alle Richtung Wartungstunnel, Richtung Rettung, Richtung Licht.
Wer nach diesem Film noch unbeschwert durch einen Tunnel unter einem Fluss fahren kann – beispielsweise den Hamburger Elbtunnel –, der ist wahrhaft tough! So tough wie eben Kit Latura alias "Sly", der am Ende sich und Amy – die anderen werden anders gerettet – mittels einer Explosion einer Betondecke unter dem Fluss, also da im Tunnelgewirr, aufgrund des entstehenden, nein, nicht Über-, sondern Unterdrucks hochschießen lässt in den Hudson River, auftaucht … alles klar? Und dann – erst einmal Luft holen.

Platz 4 – "Die Verurteilten" von Frank Darabont (1994)

Wenn Andy Dufresne – Tim Robbins – es dann geschafft hat, auszubrechen aus dem Gefängnis – lebenslange Haft, unschuldig –, wenn er aus dem Abwasserrohr gespült wird, jenseits des Knastzauns, die mit Kot verschmierte Kleidung im Fluss vom Körper reißt, sich reinwaschen lässt vom strömenden Regen … Wenn die Kamera ihn von oben zeigt in einer überwältigenden Geste des Freiwerdens nach 19 Jahren Horrorknast, nach Vergewaltigung durch Mithäftlinge, nach Quälereien durch Wärter und den Gefängnisdirektor, dann fasst die Stimme aus dem Off zusammen: "Andy Dufresne, der durch den Scheißkanal gekrochen war, um anderen Ende sauber wieder herauszukommen. Andy Dufresne, unterwegs zum Pazifik." Nach 19 Jahren des Eingesperrtseins.

Platz 3 – "Marriage Story" von Noah Baumbach" (2019)

"Marriage Story" handelt vom Scheitern, gut. Oder nicht gut, vom Ende eine Ehe. Aber "Marriage Story" erzählt das eben auch als schmerzhaften Prozess der Befreiung. Herauskommen aus einer Art von emotionalem Gefängnis, das sich beide Partner, ohne es je zu wollen, errichtetet hatten. Ein erwachsenes Happy End, das dieser Film zeichnet, wenn Nicole und Charlie sich schließlich selbst finden.

Platz 2 – "Little Miss Sunshine" von Jonathan Dayton und Valerie Faris (2006)

Olive tritt auf der Bühne beim Schönheitswettbewerb in L. A. an. Ihre einigermaßen - besser gesagt ziemlich - durchgeknallte Familie ist dabei. Auch der Großvater, allerdings befindet der sich nach dem Tod durch eine Überdosis im Kofferraum. Das ist nicht das einzige eher Nichtnormale bei den Hoovers.
Olive ist klein und pummelig. Ihr Auftritt beim Kinderschönheitswettbewerb wird zum Eklat, denn das Mädchen vollführt einen herrlich absurden – bekleideten – erotischen Tanz. Das Ergebnis? Der Cop lässt keinen Zweifel offen: "Okay, Sie können gehen. Unter einer Bedingung! Und zwar, dass Ihre Tochter nie wieder an einer Misswahl in Kalifornien teilnimmt." Dieser Ausbruch aus dem Klischee einer mit Make-up zugekleisterten Vorstellung von Schönheit hat in "Little Miss Sunshine" herzerweichende Power! So geht Freiheit!

Platz 1 – "THX 1138" von George Lucas (1971)

Dieses Abschlussbild: gleichbedeutend dem Aufatmen nach der Angst zu ersticken. In der unterirdischen Anlage, hoch technisiert, leben die Menschen in Sicherheit und in Gefangenschaft. Alles geregelt, alle Emotionen durch Medikamente reguliert, abgeschnitten; die Namen: drei Buchstaben, eine Nummer. TXH 1138 – gespielt von Robert Duvall – will fliehen, als ihn ein falsch dosierter Medikamentencocktail bewusst werden lässt, wo und wie er hier lebt.
THX 1138 flieht; klettert aus dem gigantischen Schacht. Oben dann: die Silhouette des Mannes vor dem gleißenden Orange des untergehenden Sonnenballs. Wir sehen, aus dieser Entfernung, fast es ist es nur eine Ahnung, wie Vögel fliegen. Pure Magie des Kinos und das Crescendo von Bachs Matthäus-Passion, das erklingt, es bildet die Klimax der Befreiung, des endlich Draußenseins!
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