Dialekte

Hessische Zungenbrecher

Für den hessischen Satz "Wermsche uff’m Termsche mi’m Schermsche unnerm Ermsche" braucht die Zunge etwas Übung.
Für den hessischen Satz "Wermsche uff’m Termsche mi’m Schermsche unnerm Ermsche" braucht die Zunge etwas Übung. © picture alliance / dpa / Boris Roessler
Von Anke Petermann · 23.10.2014
Wie baut man Zungenbrecher auf hessisch? Ganz einfach: Man sammelt viele -ich, -ech und -chen Laute und formt sie um in -isch, -esch und -sche. Alles klar? Hier kommen ein paar gelungene Beispiele.
Fließend sind die Grenzen zwischen Sprichwörtern, Gedichten und Zungenbrechern.
"Alle Hesse sinn Verbräschä, denn sie klaue Aschebäscha."
Das Prinzip südhessischer Zungenbrecher ist, möglichst viele -ich, -ech und -chen-Laute anzuhäufen und in -isch-, -esch, und -sche umzuformen, wie beim
"Wermsche uff’m Termsche mi’m Schermsche unnerm Ermsche."
Also, dem "Würmchen auf dem Türmchen mit dem Schirmchen unterm Ärmchen". Dialektal Begabte wie der bayrische Kabarettist Willy Astor nutzen die Ansammlung südhessischer Zischlaute, um auf der Bühne artikulatorisch zu brillieren.
"Isch sabbel, an und für sisch hammermäßisch hessisch, wenn isch babbel,
wenn isch anders babbel, kriesch isch in der Regel immer Trouble,
immer Trouble, wenn isch anders babbel, darum immer hessisch,
immer hammermäßisch hessisch, an und für sisch immer lässisch."

"Es liesche in nem Kännsche Milsch elf Gummibärsche-Pärsche,
viermal SCH sind nur in Schornschteinfescherärsche."
Besonders schwierig: das oberhessische "R"
Zungenbrecherischer als die südhessischen Zischlaute kommt das oberhessische "R" daher. "Das retroflexe R", wie Sprachwissenschaftler sagen. Oder in der Version des Kabarettisten Johannes Scherer:
"Rere – du hast das Gefühl, die sind alle in direkter Linie mit Peter Maffay verwandt."
Und wo in Hessen bricht man sich die Zunge mit dem R?
"Hinter Rennerod rechts rum",
weiß ein eingeborener Dillenburger, dem noch mehr Unaussprechliches einfällt, nämlich:
"Der ritzerure Ferrari, also der knallrote Ferrari, ist aufgrund der vielen Rs darin gern auch mal genannt in diesem Zusammenhang."
Ebenso wie die:
"Runkelroiberoppmaschine"
Walter Renneisen, Schauspieler und hessischer Sprachphilosoph, bitte noch mal:
"Runkelroiberoppmaschine steht in ganz Oberhessen für Rübenvollernter",
der die Runkelüben rausrupft.
Vom "R" zum "I"
Wer mit dem retroflexen oberhessischen R zwischen Wetterau und Westerwald aufgewachsen ist, wird wohl bei "Barbara von der Rhabarber-Bar" kaum landen können. Tragisch. Ebenso wie das Schicksal des Studenten, der verzweifelt, aber vergeblich versuchte, das retroflexe "R" niederzukämpfen.
"Und damit ist es dann zu einem i geworden",
erzählt der Jugendfreund aus Dillenburg. Lieblingsautor des jungen Intellektuellen war ausgerechnet ein Philosoph zwei "R" im Namen.
"Das heißt, Theodor Adorno ist dann Theodoi Adoino geworden, Theodoi Adoino."
Was den Lieblingsphilosophen rein klanglich dem japanischen Zierkarpfen annäherte und an der Uni Lachsalven provozierte. Also, Oberhessen – weiterüben, am besten mit Zungenbrechern - beim Barbarenbart!
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