Deutscher Rap

"Jugendliche konsumieren antisemitische Textzeilen unkritisch"

Der Rapper Felix Blume alias Kollegah (rechts) bei einem Konzert auf dem Helene Beach Festival 2015 in der Nähe von Frankfurt (Oder).
Der Rapper Felix Blume alias Kollegah (rechts) bei einem Konzert auf dem Helene Beach Festival 2015 in der Nähe von Frankfurt (Oder). © dpa / picture alliance / Britta Pedersen
Hannes Loh im Gespräch mit Stephan Karkowsky  · 12.04.2018
Der Buchautor Hannes Loh kritisiert die Songs der Echo-nominierten Musiker Farid Bang und Kollegah als "zynisch, menschenverachtend und geschichtslos". Ihre Texte seien aber nicht typisch für den Deutsch-Rap − diese Szene sei sehr komplex und vielfältig.
In der Diskussion um die Echo-Nominierung der umstrittenen Rapper Kollegah und Farid Bang hat der Musiker und Buchautor Hannes Loh den "zynischen und menschenverachtenden, geschichtslosen Umgang" mit wichtigen Ereignissen kritisiert, die in den Liedern verhackstückt würden, um viel Aufmerksamkeit zu gewinnen. Bei Kollegah komme noch hinzu, dass er für die palästinensische Seite als Unterstützer aktiv sei und auf PR-Tour gehe, sagte er im Deutschlandfunk Kultur.

Debatte über Antisemitismus

Typisch für deutschen Rap sei eine solche Haltung allerdings nicht. "Der aktuelle Deutsch-Rap ist so komplex und so vielfältig, dass man das überhaupt nicht über einen Kamm scheren könnte", sagte Loh. "Das wäre so, als ob sie mir ein Gauland-Zitat vorspielen und sagen würden, das ist doch typisch für die deutsche Politik." Es gebe eine Debatte über Antisemitismus im deutschen Gangster- oder Straßenrap, sagte Loh. Diese Musikrichtung habe eine große Nähe zur Diaspora und sei sehr stark von Fluchterfahrungen geprägt.

Erfolg bei der Jugend

Jemand wie Farid Bang gelinge es erstaunlicherweise zu einem Rap-Superstar und einem Vorbild für viele deutsche Jugendliche zu werden. Es gebe Millionen von Jugendlichen, die diese Musik hörten und sie feierten. Dadurch seien auch die Verkäufe so erfolgreich, dass es zur Einladung zur Echo-Preisverleihung komme. Offenbar gebe es bei der deutschen Jugend eine große Akzeptanz von Textzeilen, die von anderen als antisemitisch gewertet werden. Er finde es problematisch, dass Jugendliche das so unkritisch konsumierten, sagte Loh.

Sexismus in den Liedern

Auch der Sexismus einiger Rapper sei unerträglich, aber auch darüber gebe es eine Debatte, sagte Loh. Als Lehrer halte er es für wichtig darüber zu diskutieren, wie abwertend Frauen oder Homosexuelle in Liedern dargestellt würden. Es stelle sich die Frage, wie man damit in der Schule umgehe.
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