Es sprechen Mechthild Lanfermann und Barbara Becker
Ton: Jan Fraune
Regie: Stefanie Lazai
Redaktion: Jörg Plath
Produktion Deutschlandfunk Kultur 2021
Berliner Open Mike
Zum 29. Mal fand Mitte November der Open Mike – Wettbewerb für junge Literatur im Heimathafen Neukölln in Berlin statt. © Schirin Moaiyeri
Der Traum vom literarischen Ruhm
56:12 Minuten
Der Open Mike, die wichtigste Bühne für den literarischen Nachwuchs, fand wieder analog statt. Zugleich wurde gestreamt. Corona ist ein zuverlässiger Begleiter der Jungen auf dem Sprung in den Literaturbetrieb - ebenso wie der Kick des Auftritts.
Auf dem Open Mike begannen die Karrieren von Zsuzsa Bánk, Karen Duve und Terézia Mora. Der literarische Wettbewerb in Berlin, ein kleiner Bruder des Klagenfurter Wettlesens, gilt als wichtigste Bühne des literarischen Nachwuchses.
Der Auftritt ist begehrt: In diesem Jahr lasen sich fünf Verlagslektorinnen und –lektoren sowie eine Literaturagentin durch mehr als 500 Einsendungen, um 21 Finalisten auszuwählen.
Sie sind höchstens 35 Jahre alt und haben noch kein Buch veröffentlicht, so wollen es die Statuten.
Die Angst des Nachwuchses vor der Lesung
Im letzten Jahr konnten die Wettbewerbslesungen wegen des Lockdown nur digital stattfinden. Dieses Jahr trafen die Finalisten im Festsaal des Heimathafens Neukölln wieder leibhaftig aufeinander und traten gegeneinander an.
Natürlich nur lesend. Typisch für den Open Mike ist die Mischung aus Klassenfest und Abschlussprüfung, aus Lust und Aufregung. Denn es ist meist der erste große Auftritt für die jungen Autorinnen und Autoren, und das Ansehen des Open Mike wirkt nicht unbedingt beruhigend.
Keine queeren oder migrantischen Perspektiven
Die Bandbreite der Themen war wieder groß, die der Formen nicht so sehr.
Annika Spiegel, als Lektorin des Wunderhorn Verlages Mitglied der Vorjury, fand die Einsendungen mehrheitlich konventionell – bei hohem handwerklichem Niveau. Und anders als 2020, aber wie schon 2019 gab es diesmal keine Beiträge mit queeren und migrantischen Perspektiven - das fiel nicht nur der Literaturagentin Meike Herrmann auf.
An Vorbehalten oder Vorurteilen kann es nicht gelegen haben: Für die Vorauswahl werden alle Einsendungen anonymisiert, die Vorjury kennt keine Namen oder Lebensläufe.
Preise für Lyrik wie Prosa
Vier Preise wurden beim 29. Open Mike 2021, seit dem letzten Jahr hauptsächlich durch die Stiftung Kommunikationsaufbau gefördert, erstmals für Prosa und Lyrik vergeben. Die bisherige Aufteilung in Gattungen gab man auf.
Die Jury - die bekannten Dichterinnen und Schriftsteller Olga Martynova, Anja Utler und David Wagner – entschied sich zudem, die drei Preisträger zu gleichen Teilen auszuzeichnen: Eva-Maria Dütsch („Urin und Blütenhonig“), Samuel J. Kramer (Gedichte) und Kathrin Vieregg („Cui bono“) erhielten jeweils 2500 Euro. Die „taz“-Publikumsjury erkannte Laura Anton („Holzhausen“) den Preis zu, der mit einer Veröffentlichung in der Tageszeitung „taz“ verbunden ist.
(pla)