Der Tag mit Romy Straßenburg

Können wir stolz auf Europa sein?

35:41 Minuten
Die Autorin und Journalistin Romy Straßenburg.
Die Autorin und Journalistin Romy Straßenburg. © Elvis Bonnier
Moderation: Korbinian Frenzel · 21.02.2019
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Die Themen: Ist eine EU-Identität nur Illusion? Muss sich Europa Sorgen um die Pressefreiheit machen? Wie hat sich Frankreich in den letzten Jahrzehnten verändert? Was ist vom Bischofstreffen im Vatikan zu erwarten? Und worum geht es beim Protest der Taxibranche?
Europa, EU - das ist für viele gleichbedeutend mit unbegrenzten Möglichkeiten, politisch, kulturell, wirtschaftlich. Auch unser Studiogast Romy Straßenburg hat als Zeitungspraktikantin im französischen Nancy vom Erasmus-Programm profitiert und es genossen, ohne große Hürden ein anderes Land, eine andere Kultur kennenzulernen. Mit dem Brexit stellt sich die Frage: Ist dieses "Wir Europäer"-Gefühl, diese Vorstellung von einer gemeinsamen EU-Identität nur eine Illusion?

Pressefreiheit in Gefahr

Laut "Reporter ohne Grenzen" nimmt die Einschüchterung von Journalisten und Journalistinnen in vielen europäischen Ländern zu. Ein Jahrestag ruft das in Erinnerung: Ende Februar 2018 wurden in der Slowakei der Investigativ-Journalist Jan Kuciak und seine Verlobte Martina Kusnirova ermordet. Inzwischen sitzen vier Tatverdächtige in Untersuchungshaft. Aber die Ermittlungen laufen noch. Kuciaks Eltern zweifeln, ob das Verbrechen jemals vollständig aufgeklärt wird. In Frankreich wiederum bekommt das Investigativ-Portals Mediapart Druck: die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Journalisten.

Wohin verschwand das alte Frankreich?

Apropos, Frankreich: Romy Straßenburg hat soeben ihr Buch "Adieu liberté – Wie mein Frankreich verschwand" herausgebracht. "Europa und vor allem Frankreich haben sich in den letzten Jahren durch politische Umwälzungen, drastische Ereignisse und gesellschaftliche Spannungen extrem verändert" heißt es in der Ankündigung für Straßenburgs Lesung am heutigen Donnerstag in der Berliner Volksbühne. Wir reden mit ihr über diese Veränderungen.

Kindesmissbrauch in der Kirche

Bei einem weltweiten Bischofstreffen in Rom wollen die Vorsitzenden sämtlicher Bischofskonferenzen noch bis zum 24. Februar mit Kurienleitern und Spitzenvertretern von Orden über den besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Missbrauch in der Kirche beraten. In Frankreich wird in Kürze ein Urteil im Fall Kardinal Philippe Barbarin erwartet, er steht zusammen mit sechs anderen Geistlichen in Lyon vor Gericht.

Taxifahrer protestieren

Taxifahrer demonstrieren in Berlin gegen private Fahrdienste. Hintergrund: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat Eckpunkte für eine Reform des Personenbeförderungsgesetzes vorgelegt, die diesen Fahrdiensten gleiche Möglichkeiten wie normalen Taxis einräumt. Dies sei existenzgefährdend, kritisiert die Taxibranche.

Romy Straßenburg, Jahrgang 1983, arbeitet als Journalistin für zahlreiche deutsche und deutsch-französische Medien, unter anderem war sie Chefredakteurin der deutschen Ausgabe des Satiremagazins "Charlie Hebdo". 2008 gewann sie den Deutsch-französischen Journalistenpreis für das Webprojekt "Generation 80" , 2016 war sie für den Grimme-Preis nominiert. Straßenburg arbeitet als Dozentin am Institut Pratique du journalisme (IPJ). Gerade ist ihr Buch über Frankreich, "Adieu liberté - Wie mein Frankreich verschwand", bei Ullstein fünf erschienen.

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