Missbrauchsbeauftragter über Vatikan-Konferenz

Hoffnung auf Rückenwind für alle Aufklärungswilligen

Das Foto zeigt einen Kardinal beim Weihnachtsempfang in der vatikanischen Audienzhalle.
Gerade der Umgang rund um die Beichte von Kindern und Jugendlichen müsse neu überdacht werden, sagt Johannes-Wilhelm Rörig. © dpa-Bildfunk / ZUMA / Evandro Inetti
Johannes-Wilhelm Rörig im Gespräch mit Dieter Kassel · 21.02.2019
Welche Rolle spielen Zölibat, Sexualmoral oder die Frauen in der katholischen Kirche? Darauf müsse die Vatikan-Konferenz gegen Kindesmissbrauch jetzt ihr Augenmerk lenken, fordert Johannes-Wilhelm Rörig, Missbrauchsbeauftragter der Bundesregierung.
Bei einem weltweiten Bischofstreffen in Rom wollen die Vorsitzenden sämtlicher Bischofskonferenzen bis zum 24. Februar 2019 mit Kurienleitern und Spitzenvertretern von Orden über den besseren Schutz von Kindern vor Missbrauch in der Kirche beraten. Auch externe Fachleute und Vertreter von Missbrauchsopfern sollen zur Konferenz beitragen und erarbeiten, was für mehr Transparenz und Rechenschaft getan werden muss, heißt es im Vatikan.

Johannes-Wilhelm Rörig, Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs
Johannes-Wilhelm Rörig hofft auf ein klares Bekenntnis der Kirche zur restlosen Aufarbeitung von Missbrauchsfällen.© picture alliance/ dpa/ Britta Pedersen
Johannes-Wilhelm Rörig, Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung, hofft auf Rückenwind für alle Aufklärungs- und Reformwilligen in der Kirche: "Ich sehe es so, dass die Kirche letztlich gar keine andere Chance hat, als dringende innerkirchliche Reformen jetzt zügig voranzutreiben", sagte er im Deutschlandfunk Kultur.

Zölibat und überkommene Sexualmoral

Wichtige Bausteine für Reformen seien etwa der Zölibat und die überkommene Sexualmoral, Klerikalismus und die Rolle der Frauen in der Kirche. Veränderungen könnten nach Ansicht von Rörig dazu beitragen, den Missbrauch zu verhindern. "Der Umgang mit Kindern und Jugendlichen um die Beichte herum – da muss die Kirche neu nachdenken", nannte er als ein Beispiel.
Allerdings brauche die Kirche dringend Unterstützung bei den Aufarbeitungsprozessen, denn dies sei eine sehr komplexe Aufgabe.

Deutliches Bekenntnis zu einer Aufarbeitung

Die katholische Kirche in Deutschland könne bei der Aufarbeitung und Prävention eine Vorreiterrolle einnehmen, sagte Rörig weiter. "Und wir müssen dringend darauf achten, dass hier die Interessen und die Belange von Betroffenen nicht unter die Räder kommen. Es muss die Zeit vorbei sein, in der Missbrauchsopfer als Bittsteller und Störer des katholischen Lebens gesehen werden."
Was konkrete Ergebnisse der Konferenz im Vatikan anbelange, so sei nicht mit einem Konzept für das genaue "Wie" der Aufarbeitung zu rechnen, sagte Rörig weiter. Er erwarte jedoch ein unumstößliches Bekenntnis zu einer gründlichen Aufarbeitung.
(mkn)
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