Der Patient hat das Wort

Von Susanne Nessler |
Bei verschiedenen Onlineportalen können Patienten Mediziner bewerten. Dies stößt auf wenig Gegenliebe bei den Ärzten. Dennoch möchte auch die AOK ihren Versicherten diese Möglichkeit im Internet zur Qualitätssicherung der Versorgung geben.
"Ärztin eigentlich sehr nett, die Schwestern bei voller Praxis überfordert."

So lautet die Bewertung einer Berliner Kinderärztin beim Online-Portal DocInsider.de. Über einen Kardiologen schreibt ein Patient dort:

"Erste Frage bei Anruf: Wie sind Sie denn versichert? ... Da hätte ich schon auflegen sollen. Für einen simplen Ultraschall über 2 Monate Wartezeit."

Patienten bewerten immer häufiger ihre Ärzte auf Onlineportalen wie DocInsider, DocWatch, Helpster, Imedo oder Mein-guter-Arzt.de, und nicht alle sind mit dem zufrieden, was ihnen in den Praxen geboten wird. Geklagt wird am meisten über lange Wartezeiten und unfreundlichen Umgang. Lob für Ärzte gibt es, wenn sich Patienten gut informiert und ernst genommen fühlen.

Je nach Onlineportal hat der Patient Platz für eine persönliche Beschreibung oder er kann seine Bewertung anhand eines vorgegebenen Fragenkatalogs abgeben. Viele Internetportale verbinden beides. Ein paar Zeilen für den individuellen Eindruck und dann noch Sternchen oder Pluszeichen für drei bis zwölf Fragen zu Praxisausstattung, Umgang und Heilungserfolg. Am Ende entsteht so ein Gesamturteil, wie man das von Ebay kennt.

Vielen Ärzten ist diese Form der Bewertung ihrer Arbeit ein Graus. Dass die AOK nun mit dem "AOK-Arzt-Navigator" sogar ein eigenes Portal plant, erbost die Mediziner. Laien könnten keine adäquate Beurteilung über die Qualität einer medizinischen Behandlung abgeben, lautet die Kritik. Unzufrieden wären Patienten zumeist dann, wenn der Arzt ihnen nicht das gewünschte Medikament verschreibt oder ihnen eine unangenehme Diagnose mitteilt. Durch die anonyme Bewertung im Netz, gäbe es zudem keine Möglichkeit für den Arzt, auf die Kritik zu reagieren. Viel zu schnell entstehe so ein falsches, oft negatives Bild, was einer Vorverurteilung des Arztes gleichkäme.
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