Der Louvre in die Wüste versetzt
Das größte der Vereinigten Arabischen Emirate, Abu Dhabi, ist reich an Öl, aber arm an kulturellen Stätten. Damit sich das ändert, sollen Star-Architekten für 14 Milliarden Dollar auf der Insel Saadiyat einen gigantischen Kulturkomplex bauen. Er wird fünf Museen vereinigen - darunter Filialen des Pariser Louvre und des New Yorker Guggenheim.
Die "Insel der Glückseligkeit", mit 2700 Hektar so groß wie der Berliner Wannsee, ist eines der ehrgeizigsten Bauprojekte am Persischen Golf.
Die Architekten Frank O. Gehry, Norman Foster, Jean Nouvel, Tadao Ando und Zaha Hadid wurden angeheuert, um 500 Meter vor der Küste Abu Dhabis die "größte Konzentration kultureller Erfahrungsräume weltweit" zu schaffen. Mit Oper, Konzerthallen, Theatern, dem weltgrößten Guggenheim-Museum und der weltweit ersten Filiale des Pariser Louvre. Von dem Budget können deutsche Museumsdirektoren nur träumen: 14 Milliarden Dollar.
Das gigantische Kulturprojekt soll nicht nur Millionen Touristen aus aller Welt anlocken, sondern sehr viel mehr bewirken: Den Westen und den Islam über die Kunst einander annähern. Sagt Zaki Nusseibeh, persönlicher Berater des Herrschers von Abu Dhabi, einer der Protagonisten der kulturellen Entwicklung des Emirats:
"Das, was sehr wichtig für uns ist, ist nicht nur Kultur als Museen und als Musik. Unsere jungen Leute sollen qualifiziert sein, um die Zukunft zu erobern."
Saadiyat-Kritiker sprechen vom Ausverkauf des Louvre, der für die Zahlung von knapp einer Milliarde Euro 20 Jahre lang Leihgaben in den Wüsten-Ableger schicken wird. Die Kunstwerke sollen aus sämtlichen Epochen stammen und "die kulturellen Werte" beider Partner respektieren.
Die weltweit erste Vereinbarung dieser Art ist in der Kulturszene heftig umstritten: Kritiker geißeln die Kommerzialisierung des europäischen Kulturerbes. Zaki Nusseibeh widerspricht:
"Man kann keine Kultur kaufen. Kann es nur echt sein, wenn die Kultur Erziehung ist. Wenn es ein Teil der Entwicklung der Gesellschaft ist."
Der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Martin Roth, sieht das Riesenprojekt denn auch positiv:
"Also wenn ich solche Sätze höre wie `Das ist doch bloß so'n Tourismus-Ding’ – das ist es nicht. Da ist schon ein großes Interesse an Bildung dahinter. Und die Programme, die einher gehen mit den großen Bauvorhaben, im pädagogischen Bereich, im universitären Bereich, das ist vorbildlich. Also insofern: Ich kann bis jetzt wenig Kritik empfinden bei dem Ganzen."
Ein möglicher Kritikpunkt wäre die religiöse Zensur in dem konservativen Emirat: Ist der Kunstimport nicht trotz aller Beteuerungen ein Fremdkörper in dem islamischen Land? Oder hat der vom Ölreichtum getragene Aufschwung in die Moderne an Stelle der arabischen Identität eine Lücke hinterlassen, die zu füllen Saadiyat, die "Insel der Glückseligkeit", gar nicht groß genug werden kann?
Das Gespräch zum Thema mit dem ARD-Korrespondenten Carsten Kühntopp können Sie mindestens bis zum 13.8.08 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
Die Architekten Frank O. Gehry, Norman Foster, Jean Nouvel, Tadao Ando und Zaha Hadid wurden angeheuert, um 500 Meter vor der Küste Abu Dhabis die "größte Konzentration kultureller Erfahrungsräume weltweit" zu schaffen. Mit Oper, Konzerthallen, Theatern, dem weltgrößten Guggenheim-Museum und der weltweit ersten Filiale des Pariser Louvre. Von dem Budget können deutsche Museumsdirektoren nur träumen: 14 Milliarden Dollar.
Das gigantische Kulturprojekt soll nicht nur Millionen Touristen aus aller Welt anlocken, sondern sehr viel mehr bewirken: Den Westen und den Islam über die Kunst einander annähern. Sagt Zaki Nusseibeh, persönlicher Berater des Herrschers von Abu Dhabi, einer der Protagonisten der kulturellen Entwicklung des Emirats:
"Das, was sehr wichtig für uns ist, ist nicht nur Kultur als Museen und als Musik. Unsere jungen Leute sollen qualifiziert sein, um die Zukunft zu erobern."
Saadiyat-Kritiker sprechen vom Ausverkauf des Louvre, der für die Zahlung von knapp einer Milliarde Euro 20 Jahre lang Leihgaben in den Wüsten-Ableger schicken wird. Die Kunstwerke sollen aus sämtlichen Epochen stammen und "die kulturellen Werte" beider Partner respektieren.
Die weltweit erste Vereinbarung dieser Art ist in der Kulturszene heftig umstritten: Kritiker geißeln die Kommerzialisierung des europäischen Kulturerbes. Zaki Nusseibeh widerspricht:
"Man kann keine Kultur kaufen. Kann es nur echt sein, wenn die Kultur Erziehung ist. Wenn es ein Teil der Entwicklung der Gesellschaft ist."
Der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Martin Roth, sieht das Riesenprojekt denn auch positiv:
"Also wenn ich solche Sätze höre wie `Das ist doch bloß so'n Tourismus-Ding’ – das ist es nicht. Da ist schon ein großes Interesse an Bildung dahinter. Und die Programme, die einher gehen mit den großen Bauvorhaben, im pädagogischen Bereich, im universitären Bereich, das ist vorbildlich. Also insofern: Ich kann bis jetzt wenig Kritik empfinden bei dem Ganzen."
Ein möglicher Kritikpunkt wäre die religiöse Zensur in dem konservativen Emirat: Ist der Kunstimport nicht trotz aller Beteuerungen ein Fremdkörper in dem islamischen Land? Oder hat der vom Ölreichtum getragene Aufschwung in die Moderne an Stelle der arabischen Identität eine Lücke hinterlassen, die zu füllen Saadiyat, die "Insel der Glückseligkeit", gar nicht groß genug werden kann?
Das Gespräch zum Thema mit dem ARD-Korrespondenten Carsten Kühntopp können Sie mindestens bis zum 13.8.08 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.