Arabische Kulturstadt der Superlative
Mit "Saadiyat Island Cultural District" soll das weltgrößte Ensemble erstklassiger Kultureinrichtungen auf einer Insel vor der Stadt entstehen, so jedenfalls wirbt Abu Dhabis Tourismusentwicklungsgesellschaft. Es wird fünf Museen vereinigen - darunter Filialen des Pariser Louvre und des New Yorker Guggenheim.
"Insel der Glückseligkeit" nennen die Vertreter des Emirats Abu Dhabi das am Reißbrett geplante Kulturzentrum vor ihrer Stadt. Man erreicht es über zwei zehnspurige Autobahnen, die in einer sieben Kilometer langen Brücke hinüber zur Insel gipfeln. Dort erwartet den Besucher, glaubt man Hochglanzbildchen und Beschreibungen, eine Kulturstadt der Superlative, die "Glückseligkeit" schlechthin.
Fünf Museen – darunter die Filialen des Pariser Louvre und des New Yorker Guggenheim – werden auf der 27 Quadratkilometer großen Insel gebaut, ein "Performing Arts Center" mit Konzert- und Theatersälen, dazwischen Wohnhäuser, Golfplätze, eine Marina sowie ein Biennale-Park, der wohl nicht zufällig auf das Vorbild in Venedig anspielt. Bekannte Bilder sind wichtig, bekannte Namen auch. Dass die Präsentation von "Saadiyat Island" kurz vor der Eröffnung der weltgrößten Tourismusmesse stattfindet, dürfte kein Zufall sein, auch wenn Zaki Nusseibeh, der stellvertretende Vorsitzende der Kulturbehörde in Abu Dhabi, das Projekt nicht als Touristenattraktion gesehen haben will:
" Das ist Teil unserer Strategie für die Bildung, die Erziehung unserer neuen Generation, das ist das, was wirklich wichtig für uns ist. Kultur ist Teil der Erziehung, der Bildung. Man kann nicht die Zukunft machen, ohne dass wir auch die Kultur mitbringen, so dass Kultur und Erziehung zusammenkommen. Warum nicht auch für Touristen? Wir sind nicht dagegen, aber es ist nicht als Tourismusinvestment gedacht. "
Immerhin bringt das Scheichtum 27 Milliarden Dollar ins Spiel und wartet gleich mit fünf der weltweit renommiertesten Architekten im Alter von 50 plus für sein Vorhaben auf: Der französische Architekt Jean Nouvel, Erbauer des Pariser Institut du Monde Arabe, baut den so genannten "Wüsten-Louvre", eine Ansammlung unterschiedlicher Gebäudetypen unter einer riesigen Licht durchfluteten Glocke, eine, wie er selbst sagt, " Micro-City". Die in London lebende Irakerin Zaha Hadid, die jahrzehntelang nur schöne Bildchen malte, und seit einiger Zeit die Städte der Welt mit organischen Strukturen bestückt, plant den Theater- und Konzertkomplex.
Der Kalifornier Frank O. Gehry darf mal wieder ein Guggenheim-Museum entwerfen, in das dieses Mal traditionelle Elemente arabischer Architektur einfließen sollen. Sir Norman Foster übernimmt die Gestaltung des Volkskundemuseums. Und für das kontemplative Element inmitten der Erlebnisarchitekturen, dabei selbst natürlich doch Teil des Overkills, sorgt der japanische Altmeister für reduzierte Beton-Architektur, Tadao Ando. Ando entwirft das Maritime Museum, ein Gebäude, das irgendwie an die aufgeblähten Segel arabischer Kaufleute erinnern soll. Alles in allem ein Potpourri der Stile, bei dem es weniger auf den Masterplan als auf die Solitäre ankommt.
Ein Las Vegas der Hochkultur, das Kulturpessimisten schlechte Laune macht, die hiesigen Museumsdirektoren aber begeistert oder doch zumindest fasziniert, wie Martin Roth, den Direktor der Staatlichen Kunstsammlung Dresden:
" Was ich besonders faszinierend finde in dem Zusammenhang, ist dass man so auf Bildung setzt. Das ist der erste Punkt und der zweite, was man bisher glaube ich auch bisher zu wenig versteht, dass man vorhat, ein wissenschaftliches, wirtschaftliches intellektuelles Zentrum für die arabische Welt zu werden. Und zwar unter eindeutigen Voraussetzungen: Kairo ist ein wenig von vorgestern, Teheran in einer sehr schwierigen Situation, Bagdad existiert nicht mehr, Beirut äußerst problematisch. Also haben sie alle Chancen in einem sehr moderaten Islam die Zukufnt zu kreieren und die ganze arabische Welt, aber auch die westliche Welt dorthin zu holen. "
Für die großen Museen der Welt ist der Export ihres Namens sowie ihrer Lagerbestände lukrativ. Es wundert daher nicht, dass sich doch auffallend viele Direktoren bei der Präsentation um Kontaktaufnahme mit den arabischen Kollegen bemühen. Doch gleichzeitig löst das Projekt "Saadiyat Island" immer wieder Proteststürme aus. Die Franzosen fragen sich, warum man den Picasso oder Toulouse-Lautrec aus dem eigenen Louvre nach Abu Dhabi verleihen soll, wenn nackte Leiber dort im öffentlichen Raum sowieso nicht gezeigt werden dürfen. Das Misstrauen ist groß gegenüber einem dollarschweren Staat, der sich mit den Kulturprodukten der westlichen Welt versorgt, und die Produktion eigener Kunst in einem unfreien Gemeinschaftswesen nicht gerade fördert. Tief verschleierte Frauen vor einem Op-Art-Gemälde - übrigens auch ein Bild aus der Präsentation im Berliner Adlon-Hotel – dürften der Realität in Abu Dhabi tatsächlich entsprechen. Doch der westlichen Perspektive steht eben auch die arabische gegenüber.
Zwar gibt es keine freien Wahlen im Scheichtum, dafür aber eine wachsame Polizei. Dennoch gilt es als gemäßigter islamischer Staat, der sich möglicherweise zum Westen hin öffnet. Nein, sagt Muhairi, erotische Kunst oder anzügliche Bilder werde man im Louvre Abu Dhabi wirklich nicht sehen. Aber es gehe um Bildung, und den Austausch der Kulturen:
Zaki Nusseibeh: " Was wir brauchen, ist die beiden Kulturen zusammenzubringen. Um die Gleiches und Unterschiedliches hervorzuheben. Es gibt verschiedene Kulturen, aber es gibt nur eine Zivilisation, die uns zusammenbringt. Es gibt keine Konflikte, das sind nur virtuelle Konflikte, weil die Leute Missverständnisse haben übereinander. "
Fünf Museen – darunter die Filialen des Pariser Louvre und des New Yorker Guggenheim – werden auf der 27 Quadratkilometer großen Insel gebaut, ein "Performing Arts Center" mit Konzert- und Theatersälen, dazwischen Wohnhäuser, Golfplätze, eine Marina sowie ein Biennale-Park, der wohl nicht zufällig auf das Vorbild in Venedig anspielt. Bekannte Bilder sind wichtig, bekannte Namen auch. Dass die Präsentation von "Saadiyat Island" kurz vor der Eröffnung der weltgrößten Tourismusmesse stattfindet, dürfte kein Zufall sein, auch wenn Zaki Nusseibeh, der stellvertretende Vorsitzende der Kulturbehörde in Abu Dhabi, das Projekt nicht als Touristenattraktion gesehen haben will:
" Das ist Teil unserer Strategie für die Bildung, die Erziehung unserer neuen Generation, das ist das, was wirklich wichtig für uns ist. Kultur ist Teil der Erziehung, der Bildung. Man kann nicht die Zukunft machen, ohne dass wir auch die Kultur mitbringen, so dass Kultur und Erziehung zusammenkommen. Warum nicht auch für Touristen? Wir sind nicht dagegen, aber es ist nicht als Tourismusinvestment gedacht. "
Immerhin bringt das Scheichtum 27 Milliarden Dollar ins Spiel und wartet gleich mit fünf der weltweit renommiertesten Architekten im Alter von 50 plus für sein Vorhaben auf: Der französische Architekt Jean Nouvel, Erbauer des Pariser Institut du Monde Arabe, baut den so genannten "Wüsten-Louvre", eine Ansammlung unterschiedlicher Gebäudetypen unter einer riesigen Licht durchfluteten Glocke, eine, wie er selbst sagt, " Micro-City". Die in London lebende Irakerin Zaha Hadid, die jahrzehntelang nur schöne Bildchen malte, und seit einiger Zeit die Städte der Welt mit organischen Strukturen bestückt, plant den Theater- und Konzertkomplex.
Der Kalifornier Frank O. Gehry darf mal wieder ein Guggenheim-Museum entwerfen, in das dieses Mal traditionelle Elemente arabischer Architektur einfließen sollen. Sir Norman Foster übernimmt die Gestaltung des Volkskundemuseums. Und für das kontemplative Element inmitten der Erlebnisarchitekturen, dabei selbst natürlich doch Teil des Overkills, sorgt der japanische Altmeister für reduzierte Beton-Architektur, Tadao Ando. Ando entwirft das Maritime Museum, ein Gebäude, das irgendwie an die aufgeblähten Segel arabischer Kaufleute erinnern soll. Alles in allem ein Potpourri der Stile, bei dem es weniger auf den Masterplan als auf die Solitäre ankommt.
Ein Las Vegas der Hochkultur, das Kulturpessimisten schlechte Laune macht, die hiesigen Museumsdirektoren aber begeistert oder doch zumindest fasziniert, wie Martin Roth, den Direktor der Staatlichen Kunstsammlung Dresden:
" Was ich besonders faszinierend finde in dem Zusammenhang, ist dass man so auf Bildung setzt. Das ist der erste Punkt und der zweite, was man bisher glaube ich auch bisher zu wenig versteht, dass man vorhat, ein wissenschaftliches, wirtschaftliches intellektuelles Zentrum für die arabische Welt zu werden. Und zwar unter eindeutigen Voraussetzungen: Kairo ist ein wenig von vorgestern, Teheran in einer sehr schwierigen Situation, Bagdad existiert nicht mehr, Beirut äußerst problematisch. Also haben sie alle Chancen in einem sehr moderaten Islam die Zukufnt zu kreieren und die ganze arabische Welt, aber auch die westliche Welt dorthin zu holen. "
Für die großen Museen der Welt ist der Export ihres Namens sowie ihrer Lagerbestände lukrativ. Es wundert daher nicht, dass sich doch auffallend viele Direktoren bei der Präsentation um Kontaktaufnahme mit den arabischen Kollegen bemühen. Doch gleichzeitig löst das Projekt "Saadiyat Island" immer wieder Proteststürme aus. Die Franzosen fragen sich, warum man den Picasso oder Toulouse-Lautrec aus dem eigenen Louvre nach Abu Dhabi verleihen soll, wenn nackte Leiber dort im öffentlichen Raum sowieso nicht gezeigt werden dürfen. Das Misstrauen ist groß gegenüber einem dollarschweren Staat, der sich mit den Kulturprodukten der westlichen Welt versorgt, und die Produktion eigener Kunst in einem unfreien Gemeinschaftswesen nicht gerade fördert. Tief verschleierte Frauen vor einem Op-Art-Gemälde - übrigens auch ein Bild aus der Präsentation im Berliner Adlon-Hotel – dürften der Realität in Abu Dhabi tatsächlich entsprechen. Doch der westlichen Perspektive steht eben auch die arabische gegenüber.
Zwar gibt es keine freien Wahlen im Scheichtum, dafür aber eine wachsame Polizei. Dennoch gilt es als gemäßigter islamischer Staat, der sich möglicherweise zum Westen hin öffnet. Nein, sagt Muhairi, erotische Kunst oder anzügliche Bilder werde man im Louvre Abu Dhabi wirklich nicht sehen. Aber es gehe um Bildung, und den Austausch der Kulturen:
Zaki Nusseibeh: " Was wir brauchen, ist die beiden Kulturen zusammenzubringen. Um die Gleiches und Unterschiedliches hervorzuheben. Es gibt verschiedene Kulturen, aber es gibt nur eine Zivilisation, die uns zusammenbringt. Es gibt keine Konflikte, das sind nur virtuelle Konflikte, weil die Leute Missverständnisse haben übereinander. "