Der französische Komponist Luc Ferrari

Nachrichten aus der Wirklichkeit

56:30 Minuten
Luc Ferrari und seine Assistentin Ilse Mengel in Baden-Baden, 1971.
Luc Ferrari und seine Assistentin Ilse Mengel in Baden-Baden, 1971. © : unbekannt, The Estate of Luc Ferrari
Von Thomas Groetz · 18.02.2020
Der stets auf Unabhängigkeit bedachte Luc Ferrari (1929-2005) entwickelte ein vielperspektivisches Werk aus Tonband- und Instrumentalmusik, konzeptuellen Stücken, Hörspielen, bildnerischen Arbeiten und Texten.
Während die französischen Komponisten der Musique concréte gegen Ende der 1940er Jahre Geräusche und Instrumentalklänge mittels Schnitttechnik so bearbeiteten, dass die Hörer keine Beziehungen zu den Klangquellen mehr herstellen konnten, ging Luc Ferrari den umgekehrten Weg.

Er schätzte die außermusikalische Signifikanz des auditiven Materials und verließ deshalb in den frühen 1960er Jahren die Abgeschiedenheit der Tonstudios, kaufte sich ein tragbares Aufnahmegerät und begab sich damit ins Freie.

Sein Augen- und Ohrenmerk fiel auf die akustischen Gegebenheiten, die er an unterschiedlichen Orten in der Gesellschaft und in der Natur vorfand.

Anekdotische Musik

"Warum in aller Welt", so Ferrari, "sollten denn die Leute auf die Entwicklung von Thematik, Harmonik und Form achten? Die Bilder und Geschichten sind doch viel wichtiger."
Parallel dazu komponierte er auch für Instrumente und jonglierte mit unterschiedlichen Mischformen aus mikrophonierten und elektronisch erzeugten Klängen. Seine als anekdotisch bezeichnete Musik brachte zahlreiche Klangerzählungen hervor, die nicht nur als akribisch gestaltete akustische Protokolle lesbar sind, sondern durch die intensive Durchdringung des Materials die prosaische Wirklichkeit transzendieren.

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