Der Arbeitnehmer von Günter Grass

Moderation: Holger Hettinger |
Der Göttinger Steidl Verlag schenkt Günter Grass anlässlich seines 80. Geburtstags am Wochenende ein rauschendes Fest. Die Zusammenarbeit mit Grass sei spannend, unterhaltsam und lehrreich, betonte Gerhard Steidl im Gespräch. Selbstbewusst verweise dieser gern darauf, dass die Künstler die Arbeitgeber der Verlagsleute seien.
Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch:

Holger Hettinger: Günter Grass hat angekündigt, dass er seinen heutigen Geburtstag ganz ruhig angehen möchte im Kreis der Familie. Ihr Verlag richtet am Wochenende, am Samstag, eine entsprechende Festlichkeit aus. Was haben Sie sich einfallen lassen für diesen runden Geburtstag?

Gerhard Steidl: Ich werd's Ihnen nicht erzählen, denn es ist eine Überraschung für Günter Grass. Und da ich weiß, dass er Ihren Radiosender hört, wäre die Überraschung dann perdu. Wir haben uns natürlich ein heiteres Fest einfallen lassen. Es kommen Gäste aus aller Welt angereist. (…) Es wird ein lustiges Fest werden, sehr unterhaltsam mit vielen Überraschungen, die mit seinem Leben und seinem schriftstellerischen Werk zu tun haben. Wir haben uns eine ganze Menge einfallen lassen. Die Menschen können ja auch daran teilhaben, denn es wird ja live im Rundfunk und im Fernsehen übertragen.

(…)

Holger Hettinger: Günter Grass gilt als nicht gerade sehr einfacher Schriftsteller. Als Verleger sind Sie auf eine sehr enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit angewiesen. Welchen Zugang haben Sie zu ihm gefunden?

Gerhard Steidl: Ich begegne ihm auf Augenhöhe, weil wir Handwerker sind. Er ist ein fanatischer Büchermacher. Denn Sie wissen, er schreibt natürlich seine Texte, aber er hat auch immer eine Idee für einen Buchumschlag, für das Schriftbild, er beschäftigt sich mit Schriften, er illustriert das Buch und auch wenn wir hier im Verlag arbeiten, gibt es konkrete Vorstellungen von seiner Seite, welches Leinen zum Beispiel verwendet wird, und all das sind auch meine Vorlieben, denn die Bücher, die wir hier machen, sind Bücher für alle Sinne und nicht nur industrielle Produkte. Und diese Zusammenarbeit mit ihm ist spannend, unterhaltsam und lehrreich. Manchmal fühle ich mich fast wie ein Student, der beim Professor Meisterschüler ist, aber trotzdem ist es immer sehr partnerschaftlich. Er braucht mich als Techniker und Handwerker und ich brauche ihn als Künstler. Letzten Endes ist es aber immer so, dass er immer sehr selbstbewusst sagt, ihr Verlagsleute sollt nicht vergessen, dass wir, die Künstler, eure Arbeitgeber sind. Insofern wissen Sie jetzt, in welcher Position ich mich befinde.

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 16.2.08 in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
Mehr zum Thema