Debatte um VW-Skandal

"In Deutschland finden keine Kontrollen statt"

Ein Messschlauch eines Gerätes zur Abgasuntersuchung für Dieselmotoren steckt im Auspuffrohr eines VW-Autos.
Nach der Ausweitung des VW-Skandals sind nicht länger nur Dieselfahrzeuge betroffen © dpa / picture alliance / Patrick Pleul
Jürgen Resch im Gespräch mit Marianne Allweiss und André Hatting · 04.11.2015
Um 40 Prozent würden Herstellerangaben und tatsächlicher Spritverbrauch bei Neuwagen in Deutschland voneinander abweichen, kritisiert Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe. Das liege daran, dass die Regierung die Herstellerangaben nicht überprüfe.
Nach den Dieselfahrzeugen wurden jetzt auch bei VW-Autos mit Benzinmotor Unregelmäßigkeiten hinsichtlich der CO2-Werte festgestellt.
Die Behörden müssten jetzt schnell handeln, fordert Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe . "Die Typengenehmigung ist eben mit falschen Werten erschlichen worden, und das ist eigentlich ein Grund, eine Betriebserlaubnis zu entziehen", sagt Resch. "Auf jeden Fall kommen auf die Halter geänderte Kraftfahrzeugsteuern zu, denn die werden seit einigen Jahren eben zumindest zur Hälfte eben nach dem CO2-Ausstoß berechnet." Es sei aber nicht davon auszugehen, dass die Fahrzeughalter diese Mehrkosten zu tragen hätten.
Die Autoindustrie "erlaubt" der Regierung keine Kontrollen
Falsche Verbrauchsangaben sind offenbar über VW hinaus ein Problem in Deutschland. "Wir haben insgesamt über alle Fahrzeuge im Moment ein Abweichen von etwas über 40 Prozent bei den Spritverbrauchsangaben", kritisiert Resch. "Dass es auch anders geht, zeigen die USA. Dort sind die Abweichungen ganze zwei Prozent."
Das liege daran, dass die Behörden in den USA die Spritverbrauchsangaben stichprobenartig überprüften und Falschangaben mit empfindlichen Strafen sanktionierten. In Deutschland dagegen fänden keine Kontrollen statt, sondern man vertraue auf das, was TÜV und Dekra meldeten. "Es findet in Deutschland einfach keine Nachmessung statt, und das liegt einfach daran, dass die Autoindustrie das der Bundesregierung nicht erlaubt", so Resch."Wenn diese sagt, Kontrollen mögen wir nicht, dann wird nicht kontrolliert."
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