Debatte um Trumps Venezuela-Drohungen

"Wasser auf die Mühlen von Maduro"

An einem Rolltor eines Geschäfts in Caracas steht "Maduro Diktator".
"Maduro Diktator" wurde an ein Rolltor eines Geschäftes in Caracas geschrieben. © dpa / picture-alliance / Rayner Pena
Burkhard Birke im Gespräch mit Nicole Dittmer und Julius Stucke · 14.08.2017
Not und Angst herrschen in Venezuela, sagt Deutschlandfunk-Kultur-Korrespondent Burkhard Birke. Aktivisten hätten beständig Sorge, verhaftet zu werden. Die von US-Präsident Trump angedrohte Intervention aber schwächt eher die Opposition und stärkt Maduro.
Es war US-Vizepräsident Mike Pence, der am Montag die massiven Drohungen von Präsident Donald Trump gegen die Regierung in Caracas ein wenig zurücknahm: Eine friedliche Lösung der Unruhen und politischen Wirren in Venezuela sei weiterhin möglich, erklärte er. Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump Venezuela mit einer Militärintervention gedroht und war damit in vielen lateinamerikanischen Ländern auf scharfe Kritik der Regierungen gestoßen.

"Mit solchen Äußerungen macht man einen Diktator"

Nach Einschätzung des Journalisten und Deutschlandfunk-Kultur--Korrespondenten Burkhard Birke schwächt Trumps Drohung die im "Tisch der demokratischen Einheit" (Mesa de la Unidad Democrática) zusammengeschlossene Opposition in Venezuela. "Das war Wasser auf die Mühlen von Maduro. Er stellt Trump ja sowieso als Imperator, als Imperialisten dar. Und genau das braucht er jetzt, um seine Leute zusammenzuschweißen. Also wenn man vorher noch keinen richtigen Diktator hatte, dann macht man mit solchen Äußerungen einen Diktator." Und Birke ergänzte: "Wenn sich selbst die Gegner der Regierung Maduros gegen eine Militärintervention aussprechen, dann ist das einfach aus dem Gefühl heraus: Heute die und morgen wir." Maduro könne bei solchen Äußerungen Trumps selbst die Chavisten, die Sozialisten für sich mobilisieren. Natürlich sei das nur Rhetorik, denn Maduro tausche ja durch die neuen "Abhängigkeiten von Russland oder China lediglich den Imperialismus der Jankies, den er anprangert, durch den - womöglich - von Russland und China".

Interviewpartner laufen Gefahr, verhaftet zu werden

Für Birke, der erst vor wenigen Tagen aus Venezuela zurückkehrte und während des Referendums in Venezuela gearbeitet hat, ist die Arbeit für Journalisten dort immer nur mit einem Schatten der Unsicherheit und zusätzlich bedroht durch die ansteigende Kriminalität möglich. Aufnahmegeräte, Handys, also die Utensilien des Reporters, seien ganz einfach immer Ziel von Räubern, Dieben und der Polizei und sie seien auch immer Anzeiger für die Arbeit als Journalist und würden diese Arbeit gefährlich machen, so Birke: "Etwa wenn man Interviews in einer Warteschlange macht mit Leuten: Da sind dann auch schon Leute, die zu laut protestiert haben, verhaftet worden." Birke berichtet, er habe mit seiner Frage "Wer ist denn Schuld an der Misere?", einen Streit ausgelöst zwischen Gegnern und Anhängern der Regierung.

Anlass für Trumps Drohung gegen Venezuela war die umstrittene Wahl einer Verfassungsversammlung. Damit hatte Präsident Nicolás Maduro das Parlament ausgehebelt, in dem die Opposition über die Mehrheit verfügt. Maduro begründet dies damit, dass die neue Versammlung die einzige Chance sei für die Sicherung des Friedens in Venezuela. In dem unter einer schweren Wirtschaftskrise leidenden Land herrscht ein Machtkampf zwischen dem sozialistischen Präsidenten Maduro und der Opposition. Bei Massenprotesten sind dabei seit Anfang April mehr als 120 Menschen getötet worden, mehrere Tausend verhaftet.
Burkhard Birke, Deutschlandradio Kultur
Burkhard Birke, Deutschlandradio Kultur© Deutschlandradio - Bettina Straub
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