Krise in Venezuela

Auf dem Weg in eine Diktatur?

"No + censura" (keine Zensur mehr) hat sich ein Demonstrant in Caracas auf den Mund geklebt.
Protest gegen Zensur und Repression in Venezuela: Auch die Kultur leidet darunter. © picture alliance / dpa / Manaure Quintero
Peter B. Schumann im Gespräch mit Britta Bürger · 05.08.2017
Viele Venezolaner sorgen sich um ihr Heimatland. Manche sprechen schon von Bürgerkrieg. Auch wenn die Situation im Land gefährlich ist, versucht die Kulturszene den Betrieb aufrecht zu erhalten, sagt unser Experte Peter B. Schumann.
Die verfassungsgebende Versammlung hat in ihrer ersten Sitzung die Generalstaatsanwältin Ortega Díaz geschasst. Auf der Seite der Regierungsanhänger macht sich mittlerweile eine organisierte Euphorie breit. Die Opposition ist besorgt, dass das Land nun vollends zur Diktatur wird. Doch damit einher gehe auch Aktivismus, sagt Peter B. Schumann.
"Es gibt sogar einige Leute, die zurück gegangen sind, aus ihren bequemen Auslandsaufenthalten, um an diesem Widerstand, gegen dieses Land teilzunehmen."

Der Opposition droht Haft und Folter

Doch Anhängern der Opposition drohen Haft, Folter und grässliche Haftbedingungen. Peter B. Schumann hat Angst um Generalstaatsanwältin Díaz:
"Denn es sind bereits eine Reihe von Familienangehörigen von ihr entführt worden. Zwar nur für einige Tage, sind dann wieder freigelassen worden, aber das sind Zeichen einer existenziellen Bedrohung."

Wenn die Regierung die Metro sperrt

Nach 19 Uhr ist die Millionenstadt Caracas wie ausgestorben. Viele Menschen trauen sich nicht mehr auf die Straße. Auf der einen Seite leidet darunter das kulturelle Leben im Land.
"Auf der anderen Seite gibt es aber eine ganze Reihe von kulturellen Aktivitäten immer wieder, auch tagsüber kleine Galerien, private Galerien, die dann kleine Ausstellungen machen, aber die werden plötzliche abgesagt weil die Sicherheitslage entsprechend ist, oder weil der gesamte Stadtverkehr blockiert wurde, denn die Regierung hat die Metro gesperrt."
Ganz trostlos sei es aber nicht. Auch wenn die Kultur im Land gefährdet sei: Es mangele an Material, außerdem fürchten beispielsweise Theaterleute repressive Maßnahmen.
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