Debatte um Impfpflicht für Kinder

Freiheitsrechte gelten entweder für alle oder gar nicht

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Illustration einer Impfung bei einem Kind.
Eine Impfpflicht sei eine starke Einschränkung - für Kinder und Erwachsene, meint Elisabeth Niejahr. © imago / fStop Images / Malte Müller
Elisabeth Niejahr im Gespräch mit Axel Rahmlow · 20.05.2021
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Kinder sollten nicht verpflichtend gegen Corona geimpft werden, meint Elisabeth Niejahr von der Hertie-Stiftung. Anreize seien besser als Drohungen. Den Ton gegenüber Kindern und Jugendlichen kritisiert sie: Es fehle der Respekt.
Eine Impfung gegen Masern ist seit März 2020 Voraussetzung, um Kinder in Kitas oder Schulen zu schicken. Und im Falle von Corona? In der aktuellen Debatte hat sich Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) positioniert: gegen eine gesetzliche Covid-19-Impfpflicht für Kinder. Das sieht Elisabeth Niejahr von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung ähnlich: Grundsätzlich sei eine solche Pflicht eine starke Einschränkung und darüber hinaus schwer zu kontrollieren.
"Ich weiß nicht, ob man die Debatte am besten dadurch führt, dass man sofort eine Pflicht einführt und sagt: Bei den Kindern ist es verpflichtend, bei den Erwachsenen nicht. Diese ganzen Argumente für Freiheitsrechte – sie gelten entweder für Menschen oder sie gelten eben nicht."
Elisabeth Niejahr im Porträt
Elisabeth Niejahr, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Hertie-Stiftung mit dem Bereich "Demokratie stärken"© Anatol Kotte
Niejahr äußert noch mehr Unbehagen: "Ich glaube, dass ohnehin bei dieser Diskussion über Kinder und Jugendliche sehr viel mit Sanktionen und Strafen und nicht vorhandenem Respekt agiert wird und viel zu wenig mit Anreizen und Versuchen: Wie können wir es denn möglich machen?"
So seien Kinder und Jugendliche "pauschal gebasht" worden als diejenigen, die in Parks nur feiern wollten. An Schulen werde zudem noch immer zu wenig gegen Ansteckungsrisiken getan, beispielsweise mit Luftfiltern, meint Niejahr. "Dann soll es die Impfung genau am Ende der Ferien geben – nach dem Motto: Die Sommerferien sind uns egal, aber für den Unterricht sollt ihr wieder fit sein." Und Lernangebote für den Sommer hätten den Duktus, die Kinder seien selber schuld an Wissenslücken:
"Für mich stimmt da sehr oft die Herangehensweise und die Tonlage nicht. Man müsste sich eher fragen, was brauchen Kinder, wie begegnet man ihnen, um ihnen das Lernen jetzt leicht zu machen, vielleicht auch Spaß zu haben. Die sind jetzt auch mal dran!"
(bth)
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