Debatte um documenta

"Der Aufsichtsrat hat die documenta heruntergewirtschaftet"

Ende der documenta 14: Ein Stadtreiniger kehrt auf dem Friedrichsplatz in Kassel die Stufen vor dem leeren "Parthenon der Bücher" der argentinischen Künstlerin Marta Minujin.
Nach dem Ende der documenta 14 werden die Reste zusammengekehrt. Die Debatte, wie es weiter gehen soll, ist in vollem Gang. © picture alliance / dpa / Uwe Zucchi
Roman Soukup im Gespräch mit Elena Gorgis · 02.01.2018
Der ehemalige Geschäftsführer der documenta X, Roman Soukup, sieht bei der documenta zu viel Einflussnahme der Politik. Im Gespräch erklärt er, die Kunstausstellung brauche keine öffentliche Unterstützung und komme auch mit einem kleineren Budget aus.
Der ehemalige Geschäftsführer der documenta X, Roman Soukup, hat den Aufsichtsrat der Kunstausstellung scharf kritisiert. "Ich sehe, dass der ausschließlich politisch besetzte Aufsichtsrat in den letzten 20 Jahren die documenta, wie man sieht, heruntergewirtschaftet hat", sagte Soukup. Es seien enorme Summen in die Ausstellung geflossen, aber das breite Publikum sei immer enttäuschter.

Aufsichtsrat durch Stiftung ersetzen

Soukup sprach sich dafür aus, die gemeinnützige GmbH der documenta und ihren Aufsichtsrat aufzulösen und stattdessen eine Stiftung einzusetzen. Diese könne die Ausstellung von der Politik wieder in die Hände der Künstler zurückgeben. Zu ihrer Gründung sei die documenta eine visionäre Veranstaltung gewesen, eine Veranstaltung der Künstler für die Künstler und die Kunstliebhaber. "Heute, durch den Erfolg, ist sie ein Instrument der politischen Erziehung, des Stadtmarketings von Kassel", sagte Soukup. Die politischen Akteure – Kassel, Wiesbaden und zukünftig der Bund – hätten die documenta, "auch durch die Bestimmung der Jury und damit auch die Wahl der künstlerischen Leiter, in eine falsche Richtung gelenkt."

Politik hat Ausstellung in falsche Richtung gelenkt

Dem künstlerischen Leiter der documenta 14, Adam Szymczyk, warf Soukup vor, die Künstler für eigene Belange eingespannt zu haben. "Man kann nicht eine documenta machen, in der man zu dieser eigenen Idee die Künstler als Illustration missbraucht." Es müsse umgekehrt sein. "Man muss anschauen, was die Künstler heute denken, die wirklich wichtigen, nicht die, die sich dem Markt unterordnen. Es müsste einen künstlerischen Leiter geben, der diese Leute erkennt."
Die documenta könne durchaus ohne öffentliche Mittel und stattdessen mit kleinerem Budget gemacht werden, sagte Soukup. "Eine documenta braucht nicht 40 Millionen Budget. Ist doch Quatsch, warum denn", sagte Soukup. "Die Maßstäbe sind verschoben worden. Eine documenta ist mit fünf Millionen zu machen!"
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