David Whish-Wilson: "Das große Aufräumen"

Metropole zwischen Staub, Schönheit und Korruption

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Das Cover von David Whish-Wilsons Buch "Das große Aufräumen" auf orange-weißem Hintergrund.
Ex-Polizist Frank Swann heuert in "Das große Aufräumen" als Ausputzer für den neuen Premierminister in Westaustralien an. © Suhrkamp / Deutschlandradio
Von Sonja Hartl · 12.02.2021
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Die einsamste Großstadt der Welt: In seinen Kriminalromanen rund um den westaustralischen Polizisten Frank Swann erzählt David Whish-Wilson die Geschichte von Perth. Mit "Das große Aufräumen" ist er nun in den 80er-Jahren angekommen.
Der Ex-Polizist Frank Swann hat sich eine Weile als Privatdetektiv durchgeschlagen und arbeitet in "Das große Aufräumen" nun für den neuen Premierminister in Westaustralien. Eine steile Karriere, könnte man meinen.
Aber Swann macht sich keine Illusionen über seinen neuen Job: Er ist der Ausputzer für den Ausputzer, der Mann für unsaubere Kontakte, lästige Personen und Sicherheit.
Das ist in Ordnung für ihn, er hat in den vergangenen acht Jahren genug erlebt. Jetzt will er eigentlich nur noch mit seiner Frau am Strand liegen.

Es droht ein Biker-Krieg

Mit der Ruhe ist es allerdings in David Whish-Wilsons drittem Frank-Swann-Band nicht weit her: Es droht ein neuer Biker-Krieg im Perth der 1980er-Jahre. Die Polizei ist weiterhin überwiegend korrupt, der Boom der Bauindustrie zieht allerhand dubiose Geschäftsleute an. Mittlerweile hat das organisierte Verbrechen erkannt, dass Wirtschaftskriminalität ein lukratives Betätigungsfeld ist.
Mittendrin steckt Frank Swann, der bereits ahnt, dass es im Hintergrund zu viele verdeckte Interessen gibt. Außerdem hat er sich in den vorherigen zwei Bänden ausreichend mächtige Feinde gemacht, die ihn lieber tot als lebendig sehen wollen.
Frank Swann ist eine knallharte Hauptfigur, schlagkräftig und gerissen. Sein Familienleben verleiht ihm aber eine wohltuende Bodenständigkeit.

Ein knallharter Ausputzer

Wenn er morgens am Frühstückstisch oder abends auf seiner Veranda mit seiner Frau sitzt, ist das sehr alltäglich – bis Swann ihr erzählt, dass er eine Leiche vergraben musste. Diese Taten machen etwas mit Swann, sie verändern ihn; das unterscheidet ihn von vielen Hardboiled Helden.
Die zweite Besonderheit dieser Reihe ist der Handlungsort: Perth ist die "einsamste Großstadt der Welt", geprägt vom Bergbau, von Hitze und Staub; von Kolonialismus, Rassismus, Gewalt und Korruption. Ihre abgeschiedene Lage ermöglicht es, dass die Menschen dort die Dinge auf sehr eigene Weise regeln und die Macht zwischen einigen Familien aufgeteilt ist.

Abgeschiedene Metropole am Meer

Aber Perth hat auch ein einzigartiges Licht, liebenswert-exzentrische Bewohner und liegt direkt am Meer. Diese Ambivalenz zwischen Dreck und Schönheit spiegelt Whish-Wilson in seiner knappen, dichten, lakonischen Prosa wider. Er taucht tief ein in den staubigen Charme Westaustraliens und erzählt in seiner Kriminalromanreihe zugleich die Geschichte der Stadt Perth in den 1970er- und 1980er-Jahren.

David Whish-Wilson: "Das große Aufräumen"
Aus dem australischen Englisch übersetzt von Sven Koch
Suhrkamp Verlag, Berlin 2020
327 Seiten, 10 Euro

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