Filmstart Dokfilm „Moonage Daydream“

Keine wirkliche Annäherung an das Chamäleon Bowie

07:24 Minuten
Sänger David Bowie während eines Konzerts in London auf der Bühne, nach vorne gestreckt, knieend.
"Moonage Daydream" heißt die Doku über David Bowie. © imago / LFI
Von Susanne Burg · 25.05.2022
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David Bowie hat große Spuren in Pop- und Rockmusik hinterlassen, zudem gemalt und Filme gemacht. Der Dokumentarfilm "Moonage Daydream" zeigt interessante Bilder aus Bowies Archiv, kombiniert mit Kunst. Doch teilweise wirkt es ermüdend.
Rund sechs Jahre nach David Bowies Tod im Januar 2016 hatte bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes eine Dokumentation über den stilprägenden Musiker Premiere: Benannt ist sie nach seinem Song von 1971, „Moonage Daydream“.
Es ist der erste Film, den die Nachlassverwalter, der David Bowie Estate, genehmigt haben. Regisseur Brett Morgen, der bereits Filme über andere Musikerpersönlichkeiten wie die Rolling Stones oder Kurt Cobain gedreht hat, hatte Zugang zum opulenten David-Bowie-Archiv mit Millionen Aufnahmen. Bowie sammelte zu Lebzeiten sämtliche Aufnahmen.
Morgen lässt im Film ausschließlich David Bowie über sich selbst sprechen – weitere Stimmen kommen nicht vor. Daneben gibt es zahlreiche Konzertaufnahmen, insgesamt sehr viel Musik.

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Morgen wollte eine eigene Form für diesen vielfach begabten Künstler finden, der auch gemalt und Filme gemacht hat. So hat er einiges an beinahe psychedelischer Kunst, Animation und Grafik mit eingebaut, sogar Werke von Francis Bacon und Jean-Michel Basquiat. Es ist der Versuch, eine visuelle Entsprechung zu finden für die zahlreichen künstlerischen Phasen des David Bowie.
Dabei erzählt der Film nicht chronologisch, sondern mehr assoziativ, wie eine Art sinfonische Annäherung.

Hits in unbekannten Versionen

Morgen interessiert an Bowie, was diesen angetrieben hat, was ihn dazu bewogen hat, sich immer wieder auf geheimnisvolle Weise neu zu erfinden. Der Film zeigt den Künstler im ständigen Wandel: von seiner Glam-Rock-Phase als Ziggy Stardust über seine Blues-Soul-Phase in Los Angeles, die Selbstfindung in Berlin bis hin zu seinem großen Comeback 1983 und der Superstar-Chartphase.
Er soll eine Art immersive Erfahrung ermöglichen, in manchen Ländern ist der Film daher auch für IMAX-Kinos vorgesehen.
Dabei sind David Bowie und sein Werk ja sehr gut erschlossen: Unter anderem gab es 2014 die große multimediale Ausstellung des Victoria & Albert-Museum in Berlin, 2020 das Biopic „Stardust“ und es sind unzählige Bücher erschienen.
Mit der schieren Menge an Aufnahmen und dem exklusiven Zugang bietet der Film aber doch etwas Neues. Einige Hits sind in bislang unbekannten Versionen zu erleben, zum Beispiel „Space Oddity“ mit Akustikgitarrenbegleitung, eine Liveversion von „Love me Do“ oder "Hallo Spaceboy" aus dem weniger bekannten Album "1. Outside" von 1995. Der Film zeigt auch, welch wahnsinniger Performer Bowie war.

Verloren in der Fülle an Material

In Cannes feierte in diesem Jahr auch der Film "Jerry Lee Lewis: Trouble in Mind" Premiere, ein Dokumentarfilm über den Musiker Jerry Lee Lewis, von dem man sagen kann, dass er Sex, Drugs und Rock ‘n‘ Roll erfand.

Insgesamt sind es zweieinhalb Stunden mit wirklich interessantem Material und einem interessanten Konzept, eine eigene Form für diesen Künstler zu finden. Doch manchmal wirkt „Moonage Daydream“ etwas selbstverliebt und irgendwann auch ermüdend. Die Interviews mit David Bowie – dessen Stimme ja die einzige ist im Film – sind meist unterhaltsam. Doch sie sind bloße Inszenierung, ein Spiel mit den Medien. Eine wirkliche Annäherung an David Bowie bieten sie nicht.
Letztlich verliert sich der Regisseur in seinem Material. Und manchmal wirkt es dann selbst wie eine sehr künstliche Kunstinstallation.

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