Jüdische Geschichte und Gegenwart in Deutschland
Neue Dauerausstellung im Libeskind-Bau
Ab 23. August 2020
Jüdisches Museum Berlin
Neuer Blick auf Vergangenheit und Gegenwart
14:04 Minuten
Das Jüdische Museum Berlin eröffnet nach über zwei Jahren Umbau seine neue Dauerausstellung im Libeskind-Bau. Sie zeigt die Geschichte der Juden vom Mittelalter bis in die Gegenwart - und bereitet Themen wie Identität und Antisemitismus neu auf.
"Jüdische Geschichte und Gegenwart in Deutschland" heißt die neue Daueraustellung im Jüdischen Museum Berlin, die am Sonntag eröffnet wird. Sie zeigt die Vielfalt des Judentums und betrachtet jüdische Kultur in Vergangenheit und Gegenwart aus verschiedenen Blickwinkeln.
Wie definiert man Judentum und wer ist eigentlich Jude? Das sei zum Beispiel eine Frage, der man sich aus verschiedenen Perspektiven nähern könne, sagt die Chefkuratorin Cilly Kugelmann. Darauf gebe es viele Antworten, betont sie.
Die Installation einer israelischen Filmemacherin in der Schau zeigt das auf. Sie hat Interviews geführt. Befragt wurden "Alte, Junge, Männer, Frauen, Kinder, Juden, die in Deutschland leben, aber die nicht unbedingt aus Deutschland kommen, die aus Israel kommen, aus der Türkei, aus Russland, aus allen möglichen Ländern. Und die sich dazu äußern, was es für sie bedeutet, Jude zu sein."
Ein weiteres Schwerpunktthema der Ausstellung ist der Antisemitismus. "Das wegzulassen geht nicht", sagt Kugelmann: "Was nicht bedeutet, dass Juden sich im Laufe der Geschichte nur in Reaktionsbildung auf den Antijudaismus beziehen. Aber er ist natürlich da. Und er ist manchmal gefährlich, manchmal lächerlich, manchmal banal, manchmal unerheblich. Aber er ist immer da und in gewisser Weise muss man darauf reagieren."
In dem Debattenraum "Antisemitismus" präsentiert die Ausstellung vier Fallgeschichten, die mit einer Ja-Nein-Frage enden, die der Besucher dann selbst beantworten soll. Danach erklären Historiker, Sozialwissenschaftlerinnen und andere Experten ihre Sichtweise.
"Wir haben sehr bewusst ambivalente Situationen rausgesucht, der Anschlag auf die Synagoge in Halle ist nicht ambivalent. Da muss man sich nicht fragen, ob das Antisemitismus war. Aber es gibt eben sehr viele Bereiche, wo das gar nicht so eindeutig ist. Die Idee dabei ist, dass wir den Blick der Besucher dafür schaffen wollen, dass es nicht immer eine eindeutige Antwort gibt und dass das auch sehr subjektiv von der Wahrnehmung abhängt - oder auch subjektiv von der Art und Weise, wie sich der Einzelne davon betroffen fühlt", sagt Kugelmann.
Der gesellschaftliche Wandel verändert die Perspektive
Die Gesellschaft verändere sich und damit auch der Blick auf das Judentum, so die Kuratorin. Und auch die musemspädagogische Arbeit habe sich in den vergangenen 20 Jahren verändert, sagt Kugelmann. Über die Schulen kämen nun auch viele Kinder von Migranten ins Museum, "die natürlich familiär bedingt einen ganz anderen Blick auf die Gesellschaft haben". Darauf müsse das Museum reagieren, in dem es Inhalte anders aufbereite.
(nho)