Das Zittern der Welt

Von Günther Wessel · 12.11.2013
Großbritannien, kurz vor dem Ersten Weltkrieg: Politiker und Journalisten schüren die Angst vor einer deutschen Invasion. Die nervöse Stimmung spiegelt sich auch in der Literatur wieder.
Erskine Childers erzählt in seinem 1903 erschienenen Roman "Das Rätsel der Sandbank" von zwei englischen Seglern, die bei einem Törn in der Nordsee auf eigene Faust die Vorbereitungen für einen deutschen Angriff aus enthüllen. Nur wenige Jahre später - der Krieg ist jetzt tatsächlich ausgebrochen - hetzt John Buchan seinen Protagonisten Richard Hannay in "Die 39 Stufen" bis ins schottische Hochmoor, gefolgt von deutschen Spionen und britischen Polizisten.

Atemlose Prosa und Abenteuerlust, Cliffhanger und erschreckend realistische Verschwörungsszenarien: Mit dem politischen Thriller entsteht im zeitlichen Umfeld des Ersten Weltkriegs ein zukunftsweisendes literarisches Genre, das von der Krise lebt, vom Kalten Krieg über den Nahostkonflikt bis hin zum islamistischen Terror und den Drohnenangriffen zu Beginn des 21. Jahrhunderts.

Doch Thriller machen auch selbst Politik: Je größer die Unsicherheit in der Welt, desto entschiedener ergreifen die Autoren Partei - und manche von ihnen trösten ihre Leser mit der Botschaft, dass am Ende doch noch alles in Ordnung kommt.


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