Das Opera Lab Berlin mit seiner „Lonely Hearts Bus Tour“

Stadtrundfahrt durch die Seele

55:40 Minuten
Die „Lonely Hearts Bus Tour“ des Opera Lab Berlin
Der Bus als Mikrokosmos des städtischen Lebens – Ein öffentliches Verkehrsmittel samt Inhalt wird beim Opera Lab Berlin zur Bühne. © Martin Koos
Von Leonie Reineke · 14.04.2020
Zu eng, zu warm, zu intim: im "Lonely Hearts Bus" "Opera Lab Berlin" gehen die Künstler auf Tuchfühlung mit dem Publikum. Als ortsspezifische Experimentaloper wird die Trennungsgeschichte einer jungen Frau parallel zum Gentrifizierungsdrama der Stadt Berlin verhandelt.
"Öffentliche Verkehrsmittel sind Bühnen kleiner wie großer Dramen", meinen die Künstler des 2013 gegründeten "Opera Lab Berlin". Und gerade deshalb haben sie für eine ihrer aktuellen Produktionen einen Bus als Spielort ausgewählt.
Als Initiative, die auf realitäts- und gegenwartsbezogene Themen setzt, hat die Gruppe um Komponist Evan Gardner und Regisseur Michael Höppner eine auf den ersten Blick unspektakulär Alltagsstory zum Stoff für ihr Musiktheater gemacht: Bei der "Lonely Hearts Bus Tour" begegnen sich eine Clubheimkehrerin und die Vertreter eines Busunternehmens.

Kleine und große Dramen

Die Verwicklung der Trennungsgeschichte der jungen Frau mit den Vermarktungsambitionen der Firma liefert den inhaltlichen Treibstoff für die Tour – eine Stadtrundfahrt durch die private Tragik einer Einzelperson, unmittelbar verknüpft mit den großen Fragen um Gentrifizierung und Kommodifizierung einer einst lebendigen und kreativen Szene.
Die „Lonely Hearts Bus Tour“ des Opera Lab Berlin
Die „Lonely Hearts Bus Tour“ des Opera Lab Berlin© Martin Koos
Das akustische Setting des Stückes bewegt sich zwischen zeitgenössischer Komposition, Popmusik, experimenteller Elektronik, Geräuschen und gesprochenen Passagen. Dass man sich für dieses Erlebnis in ein beengtes Fahrzeug am Straßenrand in Berlin Mitte zwängen muss, schafft für das Publikum eine Situation der unumgänglichen Teilhabe.

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