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Nächte in spanischen Palastgärten

Heiße Sommernächte, traurig und schön zugleich – dazu eine melancholisch perlende Gitarre: Das „Concierto de Aranjuez“ von Joaquín Rodrigo bringt Spanien-Sehnsüchte zum Klingen. Entstanden ist das Werk allerdings in schwerer Zeit.
Als der Komponist Joaquín Rodrigo 1939 in Paris sein „Concierto de Aranjuez“ für Gitarre und Orchester schrieb, lag seine spanische Heimat in Trümmern: Drei Jahre lang, von 1936 bis 1939, wütete in Spanien der Bürgerkrieg; die blutigen Auseinandersetzungen zwischen republikanischen Kräften und den Putschisten um General Franco brachten das gesellschaftliche und kulturelle Leben in weiten Teilen zum Erliegen.
So ist es kein Zufall, dass Rodrigo (1901-1999) bereits im Titel seines Gitarrenkonzerts die Erinnerung an glanzvollere Epochen der spanischen Geschichte wachruft. Der Palast von Aranjuez war die Frühjahrsresidenz der spanischen Könige: eine prachtvolle, maßgeblich von der Barockzeit geprägte Anlage mit einem weitläufigen, aufwendig gestalteten Garten. Sie steht symbolisch für eine vergleichsweise unbeschwerte Zeit der spanischen Herrschaft, sowohl was die Ära der Habsburger als auch jene der Bourbonen angeht, da die napoleonische Zeit (ab 1808) tiefe Spuren im Selbstbewusstsein des Landes hinterließ.
Die Gitarre als Bekenntnis
Rodrigo versetzt seine Zuhörer mit dem „Concierto de Aranjuez“ in die lauschigen spanischen Gärten (in denen er mit seiner Frau Victoria gerne spazieren ging) des Palasts von Aranjuez: folkloristische Anklänge verweisen sehr direkt auf die Tradition der spanischen Volksmusik, und auch die Wahl der Gitarre, des spanischen Nationalinstruments, für den Solopart war kein Zufall, sondern ein Bekenntnis.
Mit der Trompete Gitarre spielen
Rodrigos Konzert ist eines der meistgespielten Werke des 20. Jahrhunderts; entsprechend breit ist die Diskographie, auf die man zurückgreifen kann. Im Gespräch mit Stefan Jenzer, Professor für Gitarre an der Hochschule für Musik Saar, stellt Holger Hettinger die Einspielungen von Gitarren-Altmeistern wie Julian Bream oder Narciso Yepes vor, ordnet die Flamenco-Einspielung von Paco de Lucia ein, untersucht die Erfolgseinspielungen von Pepe Romero und Manuel Barrueco und geht der Frage nach, warum das „Concierto de Aranjuez“ Jazz-Größen wie Miles Davis oder Chet Baker inspiriert hat.