Daniel Rossen: "You Belong There"
Daniel Rossen 2017 bei einem Auftritt mit seiner Band Grizzly Bear in Berlin. Nach vier Alben mit der Band hat er nun sein Solodebüt veröffentlicht. © imago / POP-EYE / Christina Kratsch
Anti-Spotify-Pop mit der Akustikgitarre
07:44 Minuten
Christoph Reimann im Gespräch mit Vivian Perkovic · 13.04.2022
Der frühere Grizzly Bear-Musiker ist nun solo unterwegs: Daniel Rossens Debütalbum "You Belong There" sollte am Stück gehört werden, empfiehlt unser Kritiker Christoph Reimann. Es handelt vom Ankommen eines Musikers, der lange aus dem Koffer lebte.
Daniel Rossen wurde als Gitarrist und Sänger der Indie-Band Grizzly Bear bekannt. Nun hat der Multiinstrumentalist mit 39 Jahren sein Solodebüt mit dem Titel "You Belong There" veröffentlicht. Er mache nun mehr mit der Akustikgitarre, die Songs lehnten sich mehr am Jazz an, sagt Rossen.
„Ich muss mir jetzt keine Gedanken mehr machen, ob das langweilig ist oder noch genug Leute mitnimmt“, betont der Musiker. Zudem seien die Songtexte viel persönlicher. „Im Bandkontext haben wir die Texte bewusst sehr offen gehalten. Meine eigene Musik ist wesentlich kohärenter, es geht um meine eigenen Erfahrungen.“
Raus aus New York und aufs Land
Rossen hat nach der Zeit mit Grizzly Bear die Stadt New York verlassen und ist zunächst aufs Land im Bundesstaat New York gezogen: „Als ich da war, habe ich mich treiben lassen. Ich habe fast vollkommen aufgehört zu arbeiten und viel über mein Leben nachgedacht.“ Inzwischen lebt er in Santa Fe im Bundesstaat New Mexico.
Das Album spürt dem Platz nach, den Rossen für sich gefunden hat, zudem ist im Gitarrenspiel immer wieder ein brasilianischer Einschlag zu hören und es gibt auch Flamenco-Anklänge.
„Das hat mit Santa Fe zu tun, weil es dort eine große Flamenco-Szene gibt“, erklärt unser Kritiker Christoph Reimann. In dem Album und in den Songs zeige sich eine gewisse Zerrissenheit und die Liebe zu diesem Flecken Erde, den Rossen nach langer Suche nun gefunden habe, meint Reimann: „Für mich umfasst der Albumtitel den Wunsch nach einem Ort der Zugehörigkeit, gleichzeitig aber auch die Distanz zu diesem Ort. Es heißt nicht 'Du gehörst hierhin', sondern 'Du gehörst dahin'.“ Rossen sei sein ganzes Leben lang umhergezogen, die Familie früh zerbrochen.
Lange Songs: Gift in Streamingzeiten
Die Songs auf dem Album sind lang, bauen sich langsam auf: „Diese Platte ist wirklich als Album zu hören und das ist ja in Streamingzeiten Gift, wo alles in den ersten dreißig Sekunden erzählt sein muss“, sagt Reimann.
„Aber Rossen biedert sich niemandem an. Ihm geht es um seinen Ausdruck, egal, ob das ein Publikum gut findet oder nicht“, sagt unser Kritiker: „Ich finde, dass diese Art von Anti-Spotify-Pop mutig ist."
(mfu)