Daniel Libeskind wird 70

Gebaute Geschichte, wie sie Investoren lieben

Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden im Oktober 2011, nachdem es für 62,5 Millionen Euro nach Plänen des Architekten Daniel Libeskind umgestaltet worden war
Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden im Oktober 2011, nachdem es für 62,5 Millionen Euro nach Plänen des Architekten Daniel Libeskind umgestaltet worden war © picture alliance / ZB
Moderation: Timo Grampes · 12.05.2016
San Francisco, Toronto, Berlin, Tel Aviv - keine westliche Metropole ohne ihre Architektur von Daniel Libeskind. Und überall sind die Bauten spitz und zackig, schroff, winkelig und bedeutungsgeladen.
Wie kaum ein anderer hat Daniel Libeskind die Architektur der 1990er geprägt. So sehr, dass man von einer architektonischen Libeskind-Mode sprechen kann. Die allerdings wurde in den 2000ern von einer neuklassizistischen Welle abgelöst. Die Libeskind-Architektur, die sich selbst als zeitlos beschreibt, stellt sich heute also selbst architektonische Modeerscheinung heraus.
Das Jüdische Museum in Berlin
Das Jüdische Museum in Berlin© picture alliance/dpa/Rainer Jensen
Der internationale Durchbruch gelang Libeskind mit dem Jüdischen Museum in Berlin. 2001 eröffnet, ist das Museum heute ein Wahrzeichen der deutschen Hauptstadt. Ein zinkverkleidetes Gebäude mit zackigem Grundriss, der laut Libeskind an einen zerborstenen Davidstern erinnert.
Zackige, schroffe Formen aus Stahlbeton neben glatten Oberflächen zum Beispiel aus Zink seien typisch für die Bauten von Daniel Libeskind, sagte Architekturkritiker Nikolaus Bernau auf Deutschlandradio Kultur. Zugleich suche Libeskind "die ganz große Form für ein Gebäude", während er dann wieder Splitter und Zacken baue.

Entwürfe moralisch überhöht

Libeskind habe seine Entwürfe zudem immer moralisch überhöht, indem er sie als Bauten verstanden habe, die Geschichte verbildlichten - so etwa auch beim Jüdischen Museum in Berlin. Im Entwurf sollten in diesem Gebäude sogar alle Böden schief sein: "Man soll sich nicht sicher sein", so Bernau.
Die "moralische Überhöhung" mache die Architektur von Libeskind "sehr spannend", meinte Bernau, allerdings müsse so ein "Anspruch muss auch mal geerdet werden", schließlich könne man nicht Wohnhäuser mit der Welterlösungsidee verbinden.

Bauten sind inzwischen "historisch"

Bei Studierenden sei die Architektur à la Libeskind inzwischen eher out, so Bernau, "weil er sich nicht an das Grundgesetz des modernen Architekten-Marktes gehalten hat, wenn man so will, nämlich seine Marke auch weiterzuentwickeln.
Das Problem ist ja, wenn ich eine Architektur mache, die zeitbedingt ist, dann muss die sich auch weiter entwickeln, weil die Zeit sich weiterentwickelt. Und wenn Libeskind eben auch heute noch Zacken und Spitzen und raue und glatte Flächen nebeneinander macht, dann ist das einfach aus der Zeit gefallen, das ist inzwischen historisch."
Investoren und Stadtverwaltungen seien aber noch imer vernarrt, 'ihren' Libeskind-Bau zu verwirklichen.

Das Jüdische Museum in San Francisco / USA von Daniel Libeskind wurde im Juni 2008 eröffnet.
Das Jüdische Museum in San Francisco / USA von Daniel Libeskind wurde im Juni 2008 eröffnet.© picture-alliance/ dpa
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