D.B. Blettenberg: "Falken jagen"

Eisige Dialoge und kreativer Zynismus

Buchcover: D.B. Blettenberg: "Falken jagen"
"Trotz Sonne und blauem Meer keinesfalls die reine Idylle" - das Blut der Vergangenheit scheint durch in Blettenbergs Roman "Falken jagen". © Imago / Blickwinkel / Pendragon Verlag
Von Thomas Wörtche · 07.09.2018
Privatermittler Farang ist dem "Falken", einem Mörder, der in Thailand vermeintlich wahllos Menschen umbringt, dicht auf den Fersen. Sein Motiv reicht tief in die deutsche Vergangenheit zurück. Ein konsequent durcherzählter Roman mit Biss.
Mit "Falken jagen" ist Susarak "Farang" Meier wieder da. Krimiautor D.B. Blettenberg lässt seinen gealterten, aber noch gut erhaltenen Gunman-to-hire thailändisch-deutscher Herkunft nach 15 Jahren Pause zum dritten Mal (nach "Farang" und "Berlin Fidschitown") im Auftrag einer mächtigen thailändischen Plutokratenfamilie ein Ärgernis beseitigen. Dieses Ärgernis ist ein entschlossener Killer namens "Der Falke", der auf thailändischem Boden Menschen umbringt, die anscheinend nichts miteinander verbindet: Deutsche, aber auch einen korrupten griechischen Diplomaten. Ein internationaler Skandal droht, die thailändischen Behörden sind ratlos.
Die besagte Familie, die den eigentlich dafür zuständigen, aber inkompetenten Oberpolizisten stellt, fürchtet Gesichtsverlust und lässt Farang von der Leine. Der legt los, kommt dem "Falken" immer näher, aber nicht nahe genug.

Kontraperspektivische Sabotage

Farang ist bald klar, dass die Motivlage des Killers komplexer ist als es den Anschein hat. Er gräbt tiefer und stößt zusammen mit seinen Kumpanen Bobby Quinn und Tony Rojana (bekannt aus den anderen "Farang"-Büchern) auf eine tragische Episode aus dem Zweiten Weltkrieg in der Ägäis, die, wie Geschichte grundsätzlich, noch lange nicht zu Ende ist. Schließlich landet er auf der Insel Leros (wo D.B. Blettenberg seit ein paar Jahren lebt) und gerät damit auch in aktuelle griechisch-deutsche Befindlichkeiten, deren "offizielle" (also regierungsamtliche) Sichtweisen Blettenberg kontraperspektivisch sabotiert.

Eine liebevoll-kritische Hymne auf Griechenland

Aus einem Thailand-Roman wird ein Griechenland-Buch, eine kleine, liebevoll-kritische Hymne auf Blettenbergs neue Wahlheimat, die trotz Sonne und blauem Meer keinesfalls die reine Idylle ist. Die Blutflecke der Vergangenheit schimmern noch immer deutlich durch, wenn man nur ein wenig unter die Oberfläche schaut. Ganz buchstäblich, denn wie schon in "Fidschitown" ist auch hier die Unterwelt aus Stollen und Tunnel ein wichtiger Protagonist, geschickt verknüpft mit Farangs Freund Bobby Quinn, der im Vietnam-Krieg eine "Tunnelratte" war und dessen Kriegstraumata ihn auf Leros wieder einholen. Dies und eben die Figur Farang bewirken, dass auch die asiatisch-westlichen Verhältnisse einen Subtext des Romans ergeben.

Geschichts- und geschichtengetränkt

Nach dem Breitleinwand-Epos "Murnaus Vermächtnis" wählt Blettenberg mit "Falken jagen" ein schlankeres Format – geschichts- und geschichtengetränkt, mit eisigen Dialogen, konsequent durcherzählt, mit einem gehörigen Anteil kreativem Zynismus.

D.B. Blettenberg: "Falken jagen"
Roman
Pendragon, Bielefeld 2018
381 Seiten, 18 Euro

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