Coronaimpfung ab zwölf Jahren

Was ist die Ständige Impfkommission und wie arbeitet sie?

07:42 Minuten
Eine Schülerin wird geimpft von einem Arzt.
Die Politik möchte allen Kindern ab zwölf Jahren ein Impfangebot machen - die STIKO empfiehlt die generelle Impfung von Kindern derzeit nicht. © imago / Sven Simon
Martin Mair im Gespräch mit Stephan Karkowsky |
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Die Ständige Impfkommission soll die Politik beraten. Nun haben sich allerdings die Gesundheitsminister aus Bund und Ländern über die Experten hinweggesetzt und beschlossen: Alle Bundesländer wollen Kindern ab zwölf Jahren ein Impfangebot machen.
Wie setzt sich die Ständige Impfkommission zusammen?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) ist ein unabhängiges Expertengremium, das vor rund 50 Jahren, 1972, gegründet wurde. "Die STIKO ist ins Leben gerufen worden, weil es auch damals Diskussionen gab um die Frage wer soll denn geimpft werden?", erklärt Wissenschaftsjournalist Martin Mair. Damals ging es um den Impfstoff gegen Masern, der in den späten 60er-Jahren, frühen 70er-Jahren ziemlich neu war.
In der STIKO sind 12 bis 18 Expertinnen und Experten, die für drei Jahre ernannt werden. Dieses feste Team kann sich dann noch externe Hilfe dazuholen. "Die Idee dahinter ist eben zu sagen: Wir wollen eine möglichst ausgewogene wissenschaftliche Beratung beim großen emotionalen Thema Impfen", so Mair.
Wie arbeitet die STIKO?
Bei der Zulassung eines Impfstoffes prüfen die Behörden, ob er wirksam und sicher ist. Die Impfkommission baut darauf auf und schaut, wie das Nutzen-Risiko-Verhältnis ist für eine gesamte Bevölkerung oder eine Bevölkerungsgruppe. Daraus kann man dann Impfstrategien entwickeln. So gab die STIKO Empfehlungen ab, wer zuerst gegen Covid-19 geimpft werden solle. Aktuell gibt es die Debatte um das Nutzen-Risiko-Verhältnis für Kinder ab zwölf.
Impfstoffe wie von Moderna und Biontech haben eine Zulassung für Kinder ab zwölf Jahren, dennoch empfiehlt die STIKO aktuell, nur vorerkrankte Kinder impfen zu lassen. Allerdings prüfe die STIKO die Daten immer wieder, so Mair. Wenn es neue Erkenntnisse gibt, passt die STIKO ihre Empfehlung an.
Wie bindend sind die Empfehlungen der STIKO?
Rechtlich bindend sind die Empfehlungen der STIKO nicht. "Es gibt in Deutschland keine allgemeine Impfpflicht gegen bestimmte Krankheiten", sagt Mair. Allerdings orientieren sich viele Ärzte an der Empfehlung der STIKO.
"Aber wenn Eltern sagen, ich möchte mein Kind impfen lassen, weil ich es vor Corona schützen will, dann geht das, weil sie sich für einen Impfstoff entscheiden, für den es eine Zulassung gibt", erklärt Mair.
Müssen die Strukturen der STIKO grundsätzlich überdacht werden?
"Ich finde nicht, weil ich glaube, das Prozedere der STIKO hat sich schon bewährt", sagt Mair. Das Expertengremium ist unabhängig und diese Grundidee sei sehr gut. Man brauche ein Gremium, das mithilfe evidenzbasierter Medizin Kosten-Nutzen-Verhältnisse bewerte.
"Das ist in den vergangenen 50 Jahren meist geräuschlos passiert. Jetzt hat die Pandemie die STIKO, wie vieles andere auch, unter ein Brennglas geholt. Aber deswegen grundsätzlich die Struktur infrage zu stellen - dazu gibt es aus meiner Sicht jedenfalls keinen Anlass", so Mair.
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