Kinderarzt Jakob Maske

"Kitas und Schulen müssen offen bleiben"

Jakob Maske, Kinder- und Jugendarzt, zieht den Corona-Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer in eine Spritze.
Viel dringlicher als die Forderung nach frühen Impfungen für Kinder sind für den Kindermediziner Jakob Maske Appelle an die Erwachsenen, sich impfen zu lassen. © dpa / Fabian Sommer
Moderation: Thorsten Jantschek · 03.07.2021
Audio herunterladen
Kitas und Schulen als Infektions-Treiber? "Noch nie", sagt der Kinderarzt Jakob Maske. Das werde sich bei der Deltavariante des Virus nicht ändern. Daher erteilt er der Forderung, Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zu impfen, eine Absage.
Angesichts der sich ausbreitenden Deltavariante des Coronavirus fordern immer mehr Politiker, man möge auch in Deutschland die 5,3 Millionen Kinder und Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren impfen.
Dies empfahl etwa der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach jüngst. Er sagte, die Ständige Impfkommission (Stiko) solle hier ihre sehr eingeschränkte Impfempfehlung überdenken.

Keine tödlichen Verläufe

Sehr deutlicher Widerspruch kommt hier vom Kinderarzt Jakob Maske. Man solle doch die Unabhängigkeit der Stiko achten und nicht versuchen, sie politisch unter Druck zu setzen, hält er Lauterbach entgegen. Maske ist Kinderarzt in Berlin und Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland. Er spricht sich sehr klar gegen eine Reihenimpfung von Kindern und Jugendlichen aus.
"Wir haben auch keine Sorge, wenn Schulen wieder geöffnet werden, denn Kinder und Jugendliche erkranken in aller Regel nicht schwer, haben keine tödlichen Verläufe, so dass wir keine Angst haben, wenn Kinder und Jugendliche sich in der Schule infizieren würden", so Maske.

Das gelte auch angesichts der Deltavariante des Virus. Allerdings rät Maske auch hier weiter zu den üblichen, eingeübten Schutzmaßnahmen.

Das falsche Signal

Aber Maske warnt auch sehr deutlich: Dass Kinder von den Impfbefürwortern vor allem als Virusüberträger in Gruppen der ungeimpften Erwachsenen gesehen werden, ist für den Kinderarzt ein falsches Signal. "Im Moment, muss man sagen, haben die Kinder und Jugendlichen jetzt seit eineinhalb Jahren zurückgesteckt für die Erwachsenen, für die Altersgruppen, die gefährdet sind durch die Covid-Erkrankung. Jetzt verlangen wir von den Kindern wieder, sich impfen zu lassen mit einer Impfung, die im Moment noch nicht für sicher gehalten wird, weil eben noch keine Daten vorliegen. Da fragt man sich natürlich schon: Warum sollen Kinder und Jugendliche das mit sich machen lassen? Warum sollten sie eigentlich wieder für die Altersgruppen herhalten, die sich selber impfen lassen könnten?"

Maske erklärt, viel wichtiger als diese wenig vernüftige Forderung, Kinder schnell zu impfen, sei es, die Impfbereitschaft der Erwachsenen zu stärken: "Jeder, der sich als Erwachsener nicht impfen lässt, wird die Erkrankung irgendwann durchmachen, das muss er einfach wissen und man muss eben wissen, dass es im Erwachsenenalter auch bei gesunden Erwachsenen schwere Verläufe gibt, die bis zum Tode führen."
Mehr zum Thema