Kritik an Corona-Kurs der Bundesregierung

"Mischstragie führt zu Zank und Streit"

07:37 Minuten
Illustration von mehreren farbigen Figuren, die Maske tragen und gestikulierend miteinander sprechen.
Viel Hin und Her, aber keine klare Linie: Der Krisenberater Marcus Ewald wünscht sich von der Bundesregierung eine klare Strategie zur Bewältigung der Corona-Pandemie und keine unberechenbaren Entscheidungen. © Gettyimages / smartboy10
Marcus Ewald im Gespräch mit Ute Welty · 27.12.2021
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Der Krisenberater Marcus Ewald vermisst bei der Bundesregierung eine klare Strategie im Umgang mit der Corona-Pandemie. Für die Menschen fehle dadurch die Planbarkeit, die dringend nötig sei.
Im Kampf gegen Corona fehle eine gemeinsame Willensbildung und Entscheidung, kritisiert der Krisenmanager Marcus Ewald. Die Regierung müsse eine Strategie festlegen. Anders als in Israel, wo eine klare Präventionsstrategie verfolgt werde, gebe es in Mitteleuropa nur eine "Mischstrategie", die immer wieder zu Zank und Streit führe. Das gelte für Frankreich, Großbritannien und Deutschland.

Die Menschen brauchen Planbarkeit

"Erstens muss man sich für eine Strategie entscheiden, denn nur dann hat sie auch eine Chance, zu gelingen", sagt Ewald. Wer immer wieder zwischen Strategien wechsele, könne auch nicht festellen, ob diese funktionierten oder nicht.
Außerdem sei es wichtig, darauf zu achten, dass die Menschen nicht immer müder würden und irgendwann gar keine Lust mehr hätten: "Dafür brauchen sie klare Ziele und vor allem eine gewisse Planbarkeit."
Seit Beginn der Pandemie fehle diese Planbarkeit, ob nun für Restaurantbesitzer oder Kinobetreiber, aber auch für die anderen Bürger, so der Krisenberater. Die Entscheidungen der Politik seien da unberechenbar: "Hier muss nachgeschärft werden, denn das ist ein psychologischer Status, der alle fertig macht."

Unterstützung für die Bundesländer

Der föderale Staat habe durchaus seine Stärken, urteilt Ewald. "Wenn da lokal jemand sitzt, der seinen Job gut macht, wie zum Beispiel in Bremen, wo die höchste Impfquote ist, ist das natürlich ein Vorteil."
Es müsse in Deutschland begriffen werden, dass es um eine gesamtstaatliche Aufgabe gehe, bei die Bundesländer mit Daten, Informationen und Handreichungen unterstützt werden müssten, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.
"Gleichzeitig kann es nicht sein, dass in irgendwelchen Teppichhändlerrunden immer wieder gefeilscht wird, welche Einschränkung jetzt wie am besten passt", kritisiert Ewald. Das ziehe alles unnötig in die Länge. "Und vor allem politisiert es die Entscheidungen, die eigentlich wissenschaftlich begründbar wären."

Unterrichtsausfall und abgesagte Flüge

Er erwarte, dass sich in den nächsten Wochen durch die Omikron-Variante viele Geimpfte infizieren könnten, die dann zwar vielleicht nicht im Krankenhaus landeten, aber einige Wochen ausfallen könnten, so Ewald. Schon jetzt seien mehr als 2.000 Flüge abgesagt worden, weil Personal fehle. Auch an den Schulen drohe Unterrichtsausfall, wenn viele Lehrer erkrankten, warnt der Krisenberater.

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