Computer History Museum in San Jose

Vom Rechenschieber über den Küchencomputer zum iMac

Ein Atari ST auf der Hannover Messe
Computer gibt es schon länger, dieses Bild beweist es: der Atari ST © Wolfgang Weihs/ dpa picture-alliance
Von Guido Meyer |
Das "Silicon Valley" an der amerikanischen Westküste ist ein Sehnsuchtsort für Technologieliebhaber. Nirgendwo sonst auf der Welt hocken so viele Unternehmen aus der Computer- und Internetbranche derart eng beieinander. Sie alle blicken in die Zukunft - für den Blick zurück ist das Computer History Museum in San Jose zuständig.
Wir schreiben das Jahr 1900. Im Mittelmeer, irgendwo zwischen der Peloponnes und Kreta, suchen Taucher den Meeresboden nach Schwämmen ab. Zufällig stoßen sie dabei auf den ältesten Computer der Welt. Seine Bruchteile sind in sechzig Meter Tiefe über dem Meeresgrund verstreut, in der Nähe von Antikythera. Dieser Insel verdankt diese rätselhafte Apparatur dann auch ihren Namen.
Der Mechanismus von Antikythera ist eine Maschine, die von den alten Griechen entwickelt worden sei, erzählt Jim Summers, der Service-Manager im Computer History Museum in San Jose. Wahrscheinlich sei auch Archimedes daran beteiligt gewesen. Mit Hilfe dieser Apparatur lasse sich die Zeit messen. Und mehr als das: Auch der Lauf der Gestirne bis hin zu Sonnen- und Mondfinsternissen sollen die Zahnräder dieses Kalenders vorhersagen. Er dürfte ein paar Jahrzehnte vor Christi Geburt entstanden und somit rund zweitausend Jahre alt sein.

Der Abakus - Teil der Computergeschichte

Und dann gebe es da noch ein zweitausend Jahre altes Ausstellungsstück, fällt Jim Summers ein - den Abakus. Diese Technologie sei aus Asien nach Europa und nach Amerika gekommen. Der hier, im Museum, sei noch nicht so alt, aber die Technologie insgesamt schon – wobei "Technologie" leicht übertrieben ist. Der Abakus ist ein simpler Rechenschieber. Aber auch den hat sich das Computer History Museum als Teil der "Computer-Geschichte" zu eigen gemacht.
Schneller Vorlauf, bis fast in die Gegenwart. Zwanzig Räume hat das Computer History Museum. In den wenigsten stehen Computer. Es sind vor allem Umleitungen, Sackgassen und Irrwege des Computer-Zeitalters, die hier aufgezeigt werden.
Wer die Hardware der vernetzten Welt von heute sehen will, der muss ein paar Meilen weiter, nach Cupertino, in den Souvenirladen von Apple. Dort hat die Firma ihr Hauptquartier.

Commodore, Atari und Netscape

Im Museum jedoch kommen noch einmal Commodore, Atari und Netscape zu Ruhm. Was noch vor dreißig Jahren als Avantgarde galt, steht heute im hier und wird belächelt. In zwei-tausend Jahren ist eben Vieles am Wegesrand liegengeblieben.
"Jetzt stehen wir vor einem Küchencomputer. Die Kaufhauskette Neiman-Marcus hat ihn 1969 in ihrem Weihnachtskatalog angeboten. Für etwas mehr als 10.000 Dollar bekamen Sie ein Kochbuch, eine Schürze – in Einheitsgröße - und diesen Computer inclusive einer zweiwöchigen Einführung."
Laura Chmielewski steht vor dem "Küchencomputer" und betrachtet die Frau auf dem Plakat, die das Produkt anpreist. Lauras zweifelndes Gesicht spricht Bände: Mit dem heutigen Frauenbild wäre solch ein pseudo-modernes Hausfrauenprodukt wohl nur schwer vereinbar.
"Das entspricht wohl nicht ganz der Art, wie die Frau von heute einen Computer benutzt. Für die späten 60er Jahre sah es aber richtig modern aus. Erinnert an James Bond. Sehr futuristisch, schöne Linien, helle rote Farben – alles Dinge, die eine Frau in der Küche ansprechen. Und - ja, das war sarkastisch gemeint ..."

Rotes Bügelbrett mit schwarzem Fuß

Honeywell 316 Minicomputer nannte sich das Küchenutensil, das an ein rotes Bügelbrett mit schwarzem Fuß erinnert. Es konnte nicht wirklich viel: Tausend Rezepte waren auf Disketten und bedruckten Karten gespeichert, die das Display anzeigen konnte. Dieser "Computer" war also eher eine Art Kochbuch auf modern gemacht. Achja – kleine Fußnote der Geschichte: Nicht ein einziger wurde verkauft.
Es sei schon interessant, wie sich Kaufhäuser damals die Anwendungen von Computern vorgestellt haben, findet Laura Chmielewski – und damit auch den Einzug von Computern in die Privathaushalte. Aber vielleicht war Honeywell einfach nur seiner Zeit voraus?
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