Compilation "Two Tribes"

Von Stegharfen-Pop bis AfroSpaceJazz

Das Cover von Two Tribes.
Rhythmusgetriebener Afro-Pop: das Cover des Album "Two Tribes". © Agogo Records
Von Martin Risel |
Afrikas Musikkultur ist eine wichtige Quelle für europäische Musik – das zeigt die Compilation "Two Tribes". Zwölf unterschiedliche rhythmusgetriebene Tracks, die sich jenseits gängiger Afro-Klischees bewegen.
Auf der neuen Compilation "Two Tribes" singt Selma Uamousse über ihr Heimatland Mozambik, aus dem sie vor über 20 Jahren nach Lissabon kam. Mit lokalen Musikern und einem Koraspieler mischt sie moderne Popmusik mit musikalischen Traditionen ihrer Heimat.
Der Song ist ein biografisches Beispiel für die kulturelle Bereicherung Europas durch afrikanische Einflüsse. Elf weitere, fein selektierte Musikstücke befinden sich auf dem Album.
Haben die Compilation "Two Tribes" zusammengestellt: Der Mannheimer Ubbo Gronewold (links) und der Berliner Musikpromoter Tobi Kirsch (rechts).
Haben die Compilation "Two Tribes" zusammengestellt: Der Mannheimer Ubbo Gronewold und der Berliner Musikpromoter Tobi Kirsch.© Julia Bartsch
Der Mannheimer Ubbo Gronewold hat sie zusammen mit dem Berliner Tobi Kirsch ausgewählt. Kirsch hat als Musikpromoter viel Musik betreut, die aus Afrika kommt:
"Da ist mir aufgefallen, dass es sehr viele Bands in Europa gibt, die Musik aus Afrika als Einfluss verarbeiten und aus diesen Einflüssen etwas Neues kreieren, was mit den europäischen Musik-Traditionen verschmilzt."

Lebendiges Miteinander in der Musikszene

Vom ewig jungen Afrobeat über aktuelle Bezüge in Indiepop und Black Power-Bewegung – Afrikas Musikkultur ist auch ohne bloße kulturelle Aneignung schon lange die für westliche Musik wohl wichtigste Quelle interkulturellen Austausches.
In Europa ist der Blick dafür einigen Menschen zuletzt durch die Bilder von Flüchtlingsströmen verstellt. Deshalb will Tobi Kirsch das lebendige Miteinander in der Musikszene darstellen:
"Mir war wichtig zu zeigen, dass durch den Zuzug aus Afrika stammender Menschen Einflüsse nach Europa kommen, die etwas Positives generieren."
Ein Beispiel dafür ist Onom Agemo and the Disco Jumpers, die Band von Johannes Schleiermacher. Er ist durch Marokko, Mali, Senegal und Guinea gereist. Währenddessen hat er viel komponiert, die neuen Einflüsse verarbeitet und dann die Band gegründet.

Lohnenswerte 77 Minuten

Johannes Schleiermacher kommt vom Jazz, er hat mit dem deutschen Vibraphonisten Gunter Hampel gespielt und – das können nur wenige Deutsche vorweisen – zusammen mit Afrobeat-Pionier Tony Allen. Schleiermacher hat mit verschiedenen eigenen Formationen auf Reisen durch Afrika Elemente dortiger Musik-Kultur in seinen Sound integriert.
"Ursprünglich war die afrikanische Musik, die Grooves, auch AfroFunk aus den 70ern, was ich viel gehört habe, eine Inspiration für uns."
Ein weiteres Beispiel für die Vielfalt, die auf der großartigen Compilation "Two tribes – An intercontinental journey in rhythm" jenseits gängiger Afro-Klischees zu finden ist, ist Andrea Benini, ein italienischer Schlagzeuger, der in Berlin sein AfroSpaceJazz-Projekt Mop Mop betreibt.
Von melancholisch über hypnotisch bis ekstatisch – der Einfluss Afrikas dringt tief ein, je länger man das Album hört. Am besten bis ans Ende: Es sind lohnenswerte 77 Minuten.
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