Claudia Hammond: "Erst denken, dann zahlen"

Die Psychologie des Geldes und ihre Folgen

Buchcover: "Erst denken, dann zahlen" von Claudia Hammond. Im Hintergrund eine Hand, die Geld aus einer Brieftasche nimmt.
Buchcover: "Erst denken, dann zahlen" von Claudia Hammond. Im Hintergrund eine Hand, die Geld aus einer Brieftasche nimmt. © Klett-Cotta Verlag / dpa / Karl-Josef Hildenbrand
Von Vera Linß · 15.03.2017
Menschen kalkulieren ihre finanziellen Ausgaben in "mentalen Konten": Warum das so ist und welche Konsequenzen das hat, erklärt die BBC-Journalistin Claudia Hammond in "Erst denken, dann zahlen". Darin gibt sie auch hilfreiche Tipps für die Praxis.
Jeder kennt das. Man verreist, die Sonne scheint und die Laune ist bestens. Und schon erliegt man seiner Lust auf Einkäufe, die im Alltag tabu wären: Ein schickes Kleid, ein teurer Drink, ein üppiges Essen. Doch warum ist man im Urlaub großzügiger als sonst? Anders als oft vermutet, liegt das nicht daran, dass man gut drauf ist und das Geld deshalb locker sitzt.
Hinter diesem scheinbar irrationalen Verhalten stecken in Wirklichkeit "mentale Konten", sagt die BBC-Journalistin Claudia Hammond. Jeder legt sich für verschiedene Lebenssituationen solche "psychologischen Geldbeutel" an, und diese bestimmten dann darüber, wie viel man in welchem Zusammenhang ausgibt.

Unbewusste Prozesse mit Folgen

Das Problem solcher mentaler Prozesse legt Hammond klar dar: Sie laufen unbewusst ab und haben deshalb in den meisten Fällen negative Folgen für die eigenen Finanzen. Deshalb will Claudia Hammond über diese Fallstricke aufklären. Getreu der Maxime: "Erst denken, dann zahlen", wie die studierte Psychologin ihr Buch auch übertitelt hat.
Beispiel "Verlustaversion". Damit ist gemeint, dass der Wille, kein Geld zu verlieren, doppelt so hoch ist, wie der Wunsch, einen vergleichbar hohen Gewinn zu machen. Gezeigt hat sich dies etwa 2008 in den USA während der Finanzkrise. Viele Leute weigerten sich damals, ihre Häuser für weniger zu verkaufen, als sie dafür bezahlt hatten – obwohl sie aufgrund sinkender Immobilienpreise sogar ein größeres Haus hätten erwerben können. Ein anderer Mechanismus: der "Bestätigungsfehler". Nur weil Dinge teuer sind, hält man sie für wertvoll. Und gibt viel Geld für sie aus.

Mit Anekdoten und Studiendaten

In lockerem Ton, gespickt mit vielen Anekdoten und mit Hilfe von Daten aus 263 Studien, liefert Claudia Hammond nicht nur spannende Einsichten darüber, wie speziell der Mensch tickt, wenn es um Geld geht. Hilfreich sind auch ihre Praxistipps für Geldverhandlungen oder Verkäufe auf Ebay. Der "Ankereffekt" etwa bewirke, dass – wenn man vorab eine Summe nennt – der andere diese immer (unbewusst) als Orientierung nehme. Deshalb sei es besser, bei Ebay gar keinen Preis anzugeben, bei Verhandlungen dagegen selbst eine Summe vorzuschlagen.
Claudia Hammond geht es aber nicht nur um den Einzelnen, sondern auch um die Verantwortung der Gesellschaft. So werden obszön hohe Bonuszahlungen an Investmentbanker gezahlt, obwohl, wie Hammond darlegt, gar nicht nachgewiesen ist, dass Banker dadurch mehr erwirtschaften. Deshalb fordert sie eine Reform des Vergütungssystems sowie eine Unterstützung Einkommensschwacher durch den Staat. Denn finanzielle Armut sei ein Stressfaktor, der es erschwere, versiert mit Geld umzugehen. Diese Fähigkeit zu erwerben, ist aber für jeden wichtig, wie Hammonds kluges Buch zeigt.

Claudia Hammond: Erst denken, dann zahlen. Die Psychologie des Geldes und wie wir sie nutzen können
Aus dem Englischen von Dieter Fuchs
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2017
432 Seiten, 18,95 Euro

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