Christoph Buschs "Zuhör-Kiosk"

"Es hört einem ja keiner mehr zu"

34:09 Minuten
Christoph Busch vor seinem Kiosk im Hamburger U-Bahnhof Emilienstraße.
Christoph Busch vor seinem Zuhör-Kiosk in der Hamburger U-Bahn. © Axel Schröder
Axel Schröder im Gespräch mit Sonja Koppitz · 01.10.2021
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Drehbuchautor Christoph Busch entdeckt einen U-Bahn-Kiosk in Hamburg und mietet ihn als Arbeitsplatz an. Eigentlich will er sich vom Treiben auf dem Bahnsteig inspirieren lassen. Doch er hat die Rechnung ohne die Geschichten der Passanten gemacht.
"Zu vermieten" steht auf dem heftgroßen Schild am leerstehenden Kiosk in der Hamburger U-Bahn-Station Emilienstraße. Ohne groß zu überlegen, wählt Christoph Busch die Nummer. Er ist Drehbuch- und Hörspielautor und sucht nach einer längeren Pause nach neuen Herausforderungen. Seine erste Idee: Ein Ort, an dem er an seinen Drehbüchern arbeiten und sich vom Trubel im U-Bahnhof inspirieren lässt. Doch lange hält er diesen Plan nicht durch. Viel zu groß ist die Neugierde und der Gesprächsbedarf der Menschen, die im U-Bahnhof Emilienstraße aus-, ein- und umsteigen.
"'Es hört einem ja keiner mehr zu heute!' Das war so der Standard. Und das nächste war dann: 'Was kostet das denn?", 'Sind die Pastor?', 'Sind sie vom Arbeitsamt?', 'Sind sie Therapeut?' Ich habe gesagt: 'Nein, ich bin Autor, ich will zuhören. Sie können mir gerne was erzählen.'"
Christoph Busch lässt das Drehbuchschreiben sein und hört sich im Kiosk die Geschichten der Hamburgerinnen und Hamburger an. Solche, die Mut machen, aber vor allem auch solche, die von Einsamkeit, Verlust oder von schweren Krankheiten handeln. Gar nicht so einfach für einen allein. Nach einem halben Jahr muss er sich entscheiden: nimmt er die Herausforderung an und hört weiter zu oder bläst er das Projekt wieder ab?
Axel Schröder erzählt bei Plus Eins die Geschichte des Hamburger "Zuhör-Kiosks" – ein Projekt, dass wie von selbst entstanden ist, das Mut macht und zeigt, was alles passieren kann, wenn man sich traut.
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