Zum Tod der Schaupielerin Christiane Hörbiger

Mit Komik, Klasse und Wiener Schmäh

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Christiane Hörbiger in einer Szene in der Folge "Der letzte Strohhalm" aus der Fernsehserie "Das Erbe der Guldenburgs". Sie hockt an eine Säule gelehnt vor einer Art Villa im Abendlicht.
Christiane Hörbiger in der Folge "Der letzte Strohhalm" der Fernsehserie "Das Erbe der Guldenburgs". © imago images / United Archives
Von Noemi Schneider · 30.11.2022
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Über 60 Jahre war sie als Schauspielerin aktiv, wurde mit der ZDF-Serie "Das Erbe der Guldenburgs" in Deutschland bekannt und war auch in Hemut Dietls "Schtonk" in Höchstform. Jetzt ist Christiane Hörbiger im Alter von 84 Jahren verstorben.
Christiane Hörbiger wurde 1938 als Tochter des berühmten Wiener Schauspieler-Ehepaares Attila Hörbiger und Paula Wessely geboren. Wenn es nach ihrer Mutter gegangen wäre, hätte sie Konditorin werden sollen, doch sie entschied sich für die Schauspielschule.
Das Max Reinhard Seminar verließ sie jedoch nach wenigen Wochen, um an der Seite ihres Vater in Eduard von Borsodys "Der Major und die Stiere" vor der Kamera zu stehen. Ein Jahr später gelang der 17-jährigen neben Rudolf Prack der Leinwanddurchbruch in "Kronprinz Rudolfs letzte Liebe".

Von Wien nach Zürich

1957 wurde Christiane Hörbiger Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater und war dort in zahlreichen Stücken zu sehen, wie in Schnitzlers "Anatol".
Es folgten Engagements in Heidelberg und München, bei den Salzburger Festspielen debütierte sie 1961 als Lottchen in Raimunds "Der Bauer als Millionär" und stand erstmals mit ihrer Mutter auf der Bühne.
Mitte der 60er-Jahre wurde sie festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus in Zürich und feierte große Erfolge in Klassikern und zeitgenössischen Stücken, die sie auch auf Tourneen nach Österreich und Deutschland führten.

Die „Gräfin von Guldenburg“

Als „Gräfin von Guldenburg“ wurde Christiane Hörbiger Mitte der 80er Jahre einem Millionenpublikum in der ZDF-Erfolgs-Serie "Das Erbe der Guldenburgs" bekannt.
Die Schauspielerin Christiane Hörbiger lächelt am 23.08.2017 in Hamburg bei einem Fototermin zum TV-Drama "Die letzte Reise".
Die Schauspielerin Christiane Hörbiger© picture alliance / dpa / Georg Wendt
Auf der Kinoleinwand war sie sehr selten zu sehen, wenn dann allerdings in Höchstform wie 1992 in Hemut Dietls "Schtonk" an der Seite von Götz George.
1994 erhielt Christiane Hörbiger den deutschen Filmpreis für ihre Rollen in Xaver Schwarzenbergers "Tafelspitz" und der neuen deutschen Komödie "Alles auf Anfang" von Reinhard Münster.

Sie spielte Bäuerin, Richterin und Alzheimer Erkrankte

Ende der 90er-Jahre konnte sie in der Serie "Julia - eine Frau geht ihren Weg" als Bezirksrichterin Dr. Julia Laubach an ihre Serienerfolge anknüpfen.
Die vielfach ausgezeichnete Schauspielerin wirkte in zahllosen deutschen und österreichischen Fernsehfilmen mit. Ob Gräfin oder Bäuerin, Richterin oder Alzheimer-Kranke - Christiane Hörbiger adelte jede ihrer Rollen mit Wiener Schmäh, Komik, Klasse und großer Schauspielkunst.
2008 brillierte sie als Claire Zachanassian in der Neuverfilmung des Dürrenmatt-Klassikers "Der Besuch der alten Dame".

Memoiren zum 70. Geburtstag

Zum 70. Geburtstag veröffentlichte sie ihre Memoiren unter dem Titel "Ich bin der weiße Clown". Christiane Hörbiger war zweimal verheiratet. 2016 starb ihr langjähriger Partner und "Lebensmensch", der Wiener Regisseur und Schriftsteller Gerhard Tötschinger sechs Tage vor der geplanten Hochzeit.
Jetzt ist Christiane Hörbiger im Alter von 84 Jahren in Wien verstorben.
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