Chinesischer Friedensnobelpreisträger

Liu Xiaobo aus Haft entlassen

ARCHIV - Ein undatiertes schwarz-weiß-Bild zeigt den inhaftierten chinesischen Dissidenten und Bürgerrechtler Liu Xiaobo.
Der Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo ist nicht mehr im Gefängnis. © picture alliance / dpa / epa / Liu Xia
Von Steffen Wurzel · 26.06.2017
Der 61-jährige Friedensnobelpreisträger war seit 2009 in Haft: Die Behörden in China haben den schwerstkranken Schriftsteller und Regimekritiker Liu Xiaobo aus dem Gefängnis entlassen - und in ein Krankenhaus verlegt.
Liu Xiaobos Anwalt hat die Freilassung seines Mandanten bestätigt. Der Friedensnobelpreisträger von 2010 wurde demnach aus medizinischen Gründen auf Bewährung entlassen. Liu Xiaobo hat Leberkrebs, und zwar in einem Stadium, in dem das Gefängniskrankenhaus offensichtlich nicht mehr in der Lage ist, ihn zu behandeln.

An Leberkrebs im Endstadium erkrankt

Sein Anwalt Mo Shaoping sagte dem ARD-Hörfunk in China:
"Die Freilassung hat nichts mit meiner Arbeit als Anwalt zu tun. Es ist gesetzlich vorgesehen, dass Inhaftierte, die nicht im Gefängnis behandelt werden können, in ein normales Krankenhaus verlegt werden."
Er selbst habe seinen Mandanten noch nicht gesehen oder gesprochen, sagte Mo, die Familie des Bürgerrechtlers habe ihm Bescheid gegeben und ihn darüber informiert, dass Liu an Leberkrebs im Endstadium erkrankt ist.
"Er hat Leberkrebs im Endstadium."

Mitautor der "Charta 08"

Liu Xiaobo hat sich immer wieder für Demokratie und die Wahrung der Menschenrechte in der Volksrepublik eingesetzt. Weltweit berühmt wurde er 2008, als Mitautor der sogenannten "Charta 08", einem Schriftstück, in dem demokratische Reformen für die Volksrepublik China gefordert werden. Einige hundert Intellektuelle hatten den Aufruf unterschrieben.
2009 hat ein chinesisches Gericht Liu Xiaobo zu elf Jahren Gefängnis verurteilt, wegen "Untergrabung der Staatsgewalt". Ein Jahr später bekam der Literaturwissenschaftler den Friedensnobelpreis verliehen, den er aber nie entgegennehmen konnte. Weltweit haben Menschenrechtsaktivisten die Freilassung Liu Xiaobos als gute Nachricht begrüßt.
Demonstranten tragen ein Plakat mit dem Bild und den Worten "Free Liu Xiaobo"
Ein Bildnis Liu Xiaobos auf einer Solidaritätskundgebung für dessen Freilassung© dpa-picture-alliance/Jerome Favre

Bestürzung über schlechten Gesundheitszustand

Unklar bleibt aber, unter welchen Bedingungen er das Gefängnis verlassen konnte. Überschattet wird die Freude auch von der Bestürzung über den offensichtlich sehr schlechten Gesundheitszustand von Liu Xiaobo. Sein Anwalt Mo Shaoping:
"Liu Xiaobos Erkrankung wurde am 23. Mai entdeckt. Und vergangene Woche wurde dann die Freilassung auf Bewähung bewilligt. Jetzt wird er im Universitätskrankenhaus in Shenyang behandelt."
In China wurde der Friedensnobelpreis für Liu stets totgeschwiegen. Auch die Freilassung heute ist medial kein Thema, ledeglich in Hongkong wird darüber berichtet.
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