Chinas Einstieg in den europäischen E-Auto-Markt

In Deutschland noch weitgehend unbekannt: Der chinesische Autobauer BYD.
In Deutschland noch weitgehend unbekannt: Der chinesische Autobauer BYD. © picture alliance / dpa
Von Ralf Borchard |
Bereits zwei chinesische Autobauer investieren in Bulgarien: BYD und Great Wall. Deren Elektrobusse sollen die alten Nahverkehrsbusse im Land ersetzen. Doch die Chinesen haben noch mehr vor: Bulgarien soll ihr Einfallstor nach Europa sein. Und das Land bietet gleich mehrere Standortvorteile.
"Die Menschen im bulgarischen Bresnik sind froh, dass die Chinesen kommen." - "Wir hatten hier früher 5000 Einwohner, doch es werden zur Zeit immer weniger", sagt eine Frau. "Viele müssen als Tagelöhner nach Sofia fahren, um wenigstens Brot kaufen und die Rechnungen bezahlen zu können." - "Es ist sehr gut, dass die Chinesen hier investieren", sagt dieser Mann. "Die Stadt ist arm, die ganze Region braucht Arbeit."

"Jeder Investor, der Arbeitsplätze schafft, ist willkommen", sagt auch der Bürgermeister von Bresnik Vasil Uzonov. "Wir haben zwei Standort-Vorteile: erstens die nahe Eisenbahnlinie, zweitens die Nähe zu Griechenland und den dortigen Häfen."

BYD ist nach Great Wall schon der zweite chinesische Autohersteller, der in Bulgarien investiert. BYD steht für Build Your Dreams, Verwirkliche Deine Träume. In einem Joint Venture mit dem bulgarischen Energie-Unternehmen Bulmineral wollen die Chinesen in Bresnik Elektro-Autos und Elektro-Busse montieren:

Noch stehen die beiden großen Werkshallen am Stadtrand von Bresnik leer, eine umgebaut, die andere nagelneu, in leuchtendem Blau gestrichen. Die gesamte Technik - Produktionsstraßen, Prüfgeräte, Einzelteile - ist noch per Containerschiff unterwegs, doch die Ankunft wird jeden Tag erwartet und dann soll alles sehr schnell gehen. Ende Februar startet die Produktion, sagt Bulmineral-Geschäftsführer Mihail Ivanov:

"Am Anfang werden wir alle Teile aus China importieren und hier nur zusammensetzen. Mittelfristig produzieren wir dann auch einiges hier. Auch Batterien und Ladestationen. In Bulgarien hoffen wir, vor allem die Nahverkehrsbusse, die sehr alt sind und überall die Luft verpesten, durch Elektrobusse ersetzen zu können. Und natürlich setzen wir auf Aufträge aus anderen EU-Ländern, aus ganz Europa."

In der Hauptstadt Sofia hat die chinesisch-bulgarische Handelskammer zu einem großen Empfang geladen. Der chinesische Botschafter Guo Yezhou war früher als Diplomat in Deutschland. Für Bulgarien als Produktionsstandort sprechen nicht nur niedrige Lohnkosten, sagt er:

"Die geographische Lage zum Beispiel ist etwas besonderes. Bulgarien ist Teil der Europäischen Union. Die Leute hier sind freundlich zu uns. Gut qualifizierte Mitarbeiter, niedrige Steuern - das sind Dinge, die attraktiv sind für Chinesen."

Schon Great Wall, die erste chinesische Autofirma, die nach Bulgarien kam und vor allem Geländewagen produziert, verfolgt eine Strategie, die jetzt auch BYD vorschwebt. Erst in Bulgarien selbst verkaufen, dann in Nachbarländern wie Mazedonien, um sich dann Schritt für Schritt dem deutschen Markt zu nähern. BYD will am Ende zur Nummer eins bei Elektro-Autos in Europa werden.

"EU ist für China sehr wichtig. EU ist ein Klub von 27 entwickelten Ländern, hat sehr viele Erfahrungen, von denen China profitieren kann, wir können davon lernen. Wir sind strategische Partner füreinander. Wir sind eigentlich zu Partnern verurteilt."
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