Chatzimarkakis: "Tagebuch eines griechischen Euros"

"Das Wesentliche haben wir nicht mehr im Blick"

Eine griechische Euro-Münze spiegelt sich in einer Wasserfläche.
Eine griechische Euro-Münze spiegelt sich in einer Wasserfläche. © picture alliance / dpa / Jens Büttner
Jorgo Chatzimarkakis im Gespräch mit Andrea Gerk · 10.12.2015
Der ehemalige FDP-Politiker Jorgo Chatzimarkakis, bekannt aus vielen Talkshows zur Griechenland-Krise, hat den Politiker-Beruf aufgegeben. Als Unternehmer baut er nun eine Art Dorf für rund Tausend deutschsprachige Rentner auf Kreta. Und er hat begonnen, Bücher zu schreiben.
Das "Tagebuch eines griechischen Euro" ist eine leicht lesbare, anschauliche Darstellung des Konflikts zwischen der EU und Griechenland. Aus der Sicht einer griechischen Ein-Euro-Münze, die 2001 in einer Münzprägeanstalt hergestellt wird, schildert Chatzimarkakis die Gründe für die Einführung der Währungsunion und was dann folgte - bis zum Zerwürfnis zwischen Brüssel und Athen. Symbolisch bleibt die Münze zum Schluss auf einer griechischen Insel in einer Felsspalte stecken.
"Der griechische Staat ist nicht reformfähig"
Als Deutsch-Grieche kennt Chatzimarkakis beide Seiten der Medaille. Der langjährige Europaabgeordnete kann die Krise gut erklären, aber eine Lösung weiß er auch nicht. "Es wäre schön, wenn die Griechen ihren Frieden finden könnten mit dem Euro. Sie werden es nicht, weil ihr Staat leider nicht reformfähig ist." Auch Europa kommt bei Chatzimarkakis nicht gut weg. Die EU kriege nichts mehr geregelt, schimpft er: "Das Wesentliche haben wir in Europa nicht mehr im Blick." Während in der Flüchtlingskrise über Ober- und Untergrenzen debattiert werde, ertränken weiterhin viele Kinder im Mittelmeer.

Jorgo Chatzimarkakis: Tagebuch eines griechischen Euro. Eine europäische Geschichte
Größenwahn-Verlag, Frankfurt 2015
198 Seiten, 21,90 Euro

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