Jüdisches Lichterfest

Chanukka-Wunder, na und?

03:39 Minuten
Auf drei silbernen Tabletts liegen jeweils acht runde gezuckerte Sufganyot (Krapfen) beim jüdischen Fest Chanukka.
Traditionelle, in Öl gebackene Sufganyot (Krapfen) warten auf die Gäste beim Chanukka-Fest der jüdischen Gemeinde in Herford. © picture alliance / Robert B. Fishman
Von Gerald Beyrodt · 26.11.2021
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Vielen Jüdinnen und Juden gefällt Chanukka. Es ist ein achttägiges Lichterfest in der dunklen Jahreszeit, nicht zu förmlich und es gibt Kartoffelpuffer und Krapfen. Doch kein Chanukka-Licht ist so hell, dass es nicht auch Schatten werfen würde.
Das Wunder von Chanukka hat mich nie groß gewundert. Dass ein Krug Öl im Jerusalemer Tempel acht Tage halten sollte - meinetwegen.

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Na also! Unsere Tora weiß noch von ganz anderen Sachen zu berichten, brennenden Dornbüschen, geteilten Meeren, Salzsäulen und so. Wobei mir die Sache mit dem brennenden Dornbusch immer am besten gefallen hat. Denn nach diesem Wunder gibt es ein langes Motivationsgespräch. Gott will Moscheh (oder Mose, wie Christen ihn nennen) dazu bewegen in Ägypten den Aufstand zu proben und der hat
a) keinen Bock und ist
b) nicht um Ausreden verlegen.
Ganz großes Kino, wenn es damals Kino gegeben hätte!

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Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, das Lichterfest Chanukka steht vor der Tür, und nicht das Chanukka-Wunder hat mich gewundert, sondern der Umstand, dass es acht Tage dauern sollte, neues Öl zu besorgen. Ich dachte mir: Der Ölberg ist doch direkt nebenan - keinen Kilometer Luftlinie entfernt. Es muss doch schneller zu schaffen sein, ein paar dämliche Oliven auszupressen und sie - gerade in einem solchem Notfall - als Heiliges Öl zu weihen. Warum diese unnötige Verzögerung?
Anderseits – ohne Verzögerung kein Ölwunder, ohne Ölwunder kein Chanukka. Für heute würde das heißen: keine in Öl gebackenen Kartoffelpuffer und schon gar keine ölgebackenen Krapfen, keine leuchtenden Kinderaugen, vielleicht allgemeines Abwandern zur christlichen Konkurrenz mit ihren Kerzen, Adventskränzen, Stollen und Lebkuchen. Das Judentum wäre in der Schlacht des Fettigen und Süßen ohne jede Waffe und schon gar ohne jegliche Kalorienbombe. Ich weiß ja auch nicht…

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Jedenfalls kam mir die Chanukka-Geschichte immer vor wie ein Beispiel jüdischer Desorganisation: acht Tage Bearbeitungszeit für ausreichend koscheres Öl! Inzwischen habe ich eine Corona-Pandemie erlebt und ich kann mit dem Berliner Volksmund nur sagen: Ick wunder mir über jar nüscht mehr!

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Ich habe erlebt, dass Masken und Toilettenpapier monatelang Mangelware waren, in einem Land, das sich mal für gut organisiert gehalten hat. Weil ja keiner vorhersehen konnte, dass es zu einer Seuche kommen kann und die Expertinnen und Experten vorher sicher nur aus Spaß vor SARS und MERS gewarnt haben. Und dann habe ich erlebt, dass die jeweils Regierenden jeden Herbst erstaunt feststellen, dass die Inzidenzwerte steigen. Dass sie erst schwören, es dürfe keine Impfpflicht geben, und sich dann wundern, dass sich etliche Menschen nicht impfen lassen, und noch mehr wundern, dass das ein Problem sein kann.

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Ich beiße in meinen Kartoffelpuffer. Seit ich Deutschland in der Corona-Pandemie erlebt habe, kommen mir acht Tage für die Produktion von neuem Olivenöl vor wie eine logistische Meisterleistung.
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