Völlerei an Chanukka

Von Evelyn Bartolmai · 16.12.2011
Lattkes, Sufganiot und Sfenjan: Chanukka-Speisen wie Kartoffelpuffer, Krapfen und Hefe-Donuts schmecken lecker - und machen dick. In Israel hat sich deshalb der Brauch eingebürgert, nur am ersten Festtag in Ölgebäck zu schwelgen und lieber kleinere Krapfen zu backen.
Auch wenn der Tempel längst nicht mehr steht - der Brauch des Lichtes, das ins Dunkle strahlt, hat sich bis heute erhalten, in der Chanukkia, dem achtarmigen Leuchter, der im Fenster steht und an dem ab nächsten Dienstag jeden Abend ein weiteres Licht angezündet wird.

Dass im Kerzenschein auch geschmaust wird, ist jetzt nicht direkt ein göttliches Gebot, befolgt wird der Brauch aber dennoch. Und zwar mit Speisen, die in reichlich Öl gesotten werden, quasi als Quelle für das innere Licht, das aus jedem Menschen strahlen soll. Nun sind solche Speisen nicht unbedingt das, was der schlanken Linie zuträglich ist, zumal Chanukka ja 8 Tage lang gefeiert wird. Und so ist es in Israel mittlerweile Brauch, die berühmten Lattkes, das sind die Kartoffelpuffer, nur am ersten Tag zu essen. Lewawot heißen die Teilchen hierzulande, Herzchen - sie werden in der Tat herzförmig zubereitet und sind zugleich die freundliche Botschaft an die Gäste, dass man sie gern um sich hat.

Für die weiteren Feiertage empfiehlt sich eine Speise, die vor allem bei marokkanischen Juden sehr beliebt ist. 'sfenjan' heißen diese Kringel, die wie Donuts aussehen und aus einem Hefeteig geformt und ebenfalls in Öl ausgebacken werden. Frisch mit Puderzucker oder Honig schmecken sie natürlich am besten, aber man kann sie auch aufbewahren und dann kringelweise in den morgendlichen Kaffee tunken. Und da der Teig selbst normalerweise nicht süß ist, bieten sich die 'sfenjan' auch als ideale Beilage zu herzhaften Salaten an. Das ist in zweierlei Hinsicht praktisch: Der Pflicht zum Verzehr öl-basierter Speisen ist Genüge getan, und die Kalorienbilanz gerät dennoch nicht aus den Fugen. Und wer mag, kann natürlich auch weiterhin in Sufganiot schwelgen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben: immer mehr Bäckereien in Israel bieten Klein-Krapfen an, mit denen sich wunderbar die Illusion erzeugen lässt, dass man ja eigentlich gar keine Sünde begehe, denn eine Mini-Sufgania in Ehren könne schließlich keiner verwehren.

Nicht zuletzt ist da noch die schwere Entscheidung zu treffen, in welcher Reihenfolge man denn nun die acht Lichter entzündet - zumindest in Israel hat sich der Brauch des Weisen Hillel durchgesetzt. An jedem Tag wird links vom ersten Licht ein weiteres hinzugefügt, und gezündet wird vom jeweils neuen Licht an von links nach rechts. Und während die Erwachsenen beim Kerzenschein die Kalorien zählen, die sie in der ganzen Woche zu sich genommen haben, freuen sich die Kinder ganz unbeschwert über das Chanukka-Geld, dass sie als Schokoladentaler bekommen, oder auch ganz in echt - schließlich hat die israelische Nationalbank vor 4 Jahren eine spezielle Chanukka-Münze herausgebracht. Sie hat einen Nominalwert von 2 Schekeln und trägt ein Motiv aus der Zeit der Makkabäer, deren Sieg über die griechische Fremdherrschaft an den acht Tagen von Chanukka gefeiert wird.
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