Was Sie noch nicht über Caspar David Friedrich wussten
Caspar David Friedrich zählt zu den großen deutschen Künstlern. Doch er wurde nicht immer wertgeschätzt – nach seinem Tod geriet er zunächst in Vergessenheit. Zu seinem 250. Geburtstag ist in Dresden nun die dritte große Ausstellung zu sehen.
Zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich fanden bereits große Ausstellungen in Hamburg und Berlin statt. In Dresden wird bis zum 5. Januar 2025 die große Sonderschau „Caspar David Friedrich. Wo alles begann“ im Albertinum und Kupferstich-Kabinett gezeigt.
In der Stadt an der Elbe fand der Maler und Zeichner für mehr als 40 Jahre seinen Lebensmittelpunkt und wurde zum wohl bedeutendsten Künstler der deutschen Romantik.
Hier setzte Friedrich sich mit den Landschaftsgemälden der Alten Meister auseinander, beteiligte sich an den zeitgenössischen Kunstdebatten und wanderte in der näheren und weiteren Umgebung der Stadt, um sich von der Natur inspirieren zu lassen.
Wer war dieser „kauzige Maler aus Greifswald“, wie ihn der Kunsthistoriker und Bestseller-Autor Florian Illies in seiner Biografie „Zauber der Stille“ nennt?
Inhalt
- Caspar David Friedrich geriet nach seinem Tod zunächst in Vergessenheit
- Caspar David Friedrich konnte keine Menschen zeichnen
- Caspar David Friedrich genoss die Einsamkeit
- Caspar David Friedrich stalkte Goethe
- Caspar David Friedrich hat seine Werke selbst nicht verstanden
- Warum keine seiner Landschaften wirklich existiert
- Wie Caspar David Friedrich es nach Hollywood schaffte
Caspar David Friedrich geriet nach seinem Tod zunächst in Vergessenheit
Zu Lebzeiten erfuhr Caspar David Friedrich als Künstler nicht die Wertschätzung, die er heute erhält. Nach seinem Tod im Jahr 1840 wurde er zunächst völlig vergessen. Museen zeigten seine Bilder nicht. Erst rund 50 Jahre später wurde der Künstler in der sogenannten „Deutschen Jahrhundertausstellung“ 1906 in Berlin wiederentdeckt. 35 Werke von Caspar David Friedrich wurden dort ausgestellt. Seine Hauptwerke, „Der Kreidefelsen auf Rügen“ und „Der Wanderer über dem Nebelmeer“, tauchten sogar erst 100 Jahre nach ihrer Entstehung wieder auf. Später priesen ihn die Nazis als großen germanischen Künstler. Doch das tat seinem posthumen Ruhm keinen Abbruch. Zum 250. Geburtstag würdigen zahlreiche Ausstellungen den Künstler, der sich vom Zeitgeist nicht beirren ließ und seiner eigenen Vision folgte.
Caspar David Friedrich konnte keine Menschen zeichnen
Caspar David Friedrich hat sich mit seiner Landschaftsmalerei einen Platz in der Kunstgeschichte erobert. Einige seiner Bilder kennen selbst Menschen, die sich sonst eher wenig für Kunst interessieren. Doch der große deutsche Romantiker hatte eine Schwäche: Figuren. Während er detailliert Steine oder Felsformationen und Bäume bis in die kleinsten Verästelungen zeichnen konnte, tat er sich mit der Abbildung von Menschen schwer. Die Proportionen stimmen nicht, der Kopf ist zu klein, die Gliedmaße sind zu lang. So ist es kein Zufall, dass die Figuren bei ihm oft in der Rückenansicht zu sehen sind, nur ganz klein dargestellt oder am Rande platziert werden. Die Natur spielt unzweifelhaft die Hauptrolle in Caspar David Friedrichs Bildern.
Caspar David Friedrich genoss die Einsamkeit
Ein einsamer Mensch war Caspar David Friedrich wahrlich nicht. Er hatte Freunde, eine Familie und sein Atelier stand immer offen. Er scherzte mit seinen Besuchern, präsentierte seine Bilder, plauderte über Kunst. Aber wenn er arbeiten wollte, brauchte er Ruhe. Daher schickte er Frau und Kind schon mal für ein paar Wochen in den Urlaub, etwa 1822 ins Landhaus eines befreundeten Malers. Ganz empfindlich soll er gewesen sein, wenn er Wolken und Himmel malte. „Jetzt darf man ihn nicht stören“, soll seine Frau gesagt haben. „Himmelmalen ist für ihn wie Gottesdienst.“
Auch die täglichen Abendspaziergänge und vielen Wanderungen unternahm er meistens allein. Er lief stundenlang durch die Wälder, erklomm Berge oder wanderte am Strand entlang. Meistens hatte er Zeichenutensilien dabei, einen Bleistift, ein Sepiafläschchen und Papier, damit er alles bildlich festhalten konnte, was er in der Natur vorfand. Er streifte durch Greifswald, Neubrandenburg, Stralsund und Rügen, die Sächsische Schweiz und Nordböhmen. Seine Neugier für die Natur brachte ihn jedoch nicht dazu, Deutschland zu verlassen und auch einmal andere Regionen zu sehen. Das unterschied ihn von seinen Künstlerfreunden, für die eine Italienreise essenziell war.
Caspar David Friedrich stalkte Goethe
Caspar David Friedrich verehrte den 25 Jahre älteren berühmten Gelehrten und Schriftsteller Johann Wolfgang Goethe. Er schickte ihm Bilder und Zeichnungen, in der Hoffnung, dass sie seinem Idol gefallen und Goethe am Hofe des Erzherzogs von Sachsen-Weimar ein gutes Wort für den Künstler einlegen würde. Friedrichs Ziel war, dort seine Bilder verkaufen zu können. Er nahm sogar teil an einem von Goethe initiierten Preisausschreiben. Er gewann, musste sich den ersten Platz aber mit einem Historienmaler teilen.
Später illustrierte er ein Gedicht von Goethe und reiste ihm nach Jena hinterher, um ihn zu treffen. Doch der Dichter war kein Fan von Caspar David Friedrich und seiner Kunst. Das wird dem Maler jedoch erst viele Jahre später bewusst, als Goethe ihn darum bittet, drei bestimmte Wolkenformen für ein Schaubild zu malen. Caspar David Friedrich lehnte den Auftrag ab mit der Begründung, dass er unter Kunst etwas anderes verstehe. Für ihn war der Himmel etwas Magisches und Heiliges – und so sehr Caspar David Friedrich Ordnung (im Leben und auf seinen Gemälden) schätzte, Wolken wollte er selbst für Goethe nicht nach vorgegebenen Anweisungen anordnen.
Caspar David Friedrich hat seine Werke selbst nicht verstanden
Mittlerweile gibt es mehr Bücher über Caspar David Friedrich als Kunstwerke von ihm. Da er zu seinen Bildern nie eine Erklärung abgegeben hat, gibt es zahlreiche Interpretationen seiner Landschaften. Manchmal ist sogar unklar, ob die Sonne nun auf- oder untergeht.
Stehen die stimmungsvollen Landschaften sinnbildlich für eine tiefe Sehnsucht oder die Suche nach Gott? Handeln die Bilder von unerfüllten Träumen, Trauer und Weltschmerz? Zeigen sie die Überlegenheit des Menschen über die Natur oder der Erhabenheit der Natur gegenüber den Menschen? Diese Fragen müssen die Betrachtenden beantworten. Ein Richtig oder Falsch gibt es nicht. Selbst unter Kunsthistorikern herrscht große Uneinigkeit.
Tatsächlich seien ihm seine Bilder selbst in „in gewisser Weise ein Rätsel“ schrieb der Caspar David Friedrich seinem Bruder einmal. Auch der russische Schriftsteller Alexander Turgenew bestätige, Caspar David Friedrich habe gesagt, dass er weder den Gedanken noch das Bild, welches diesen ausdrückt, erklären könne. So bleibt die Deutung jedem selbst überlassen und ist vielleicht auch gar nicht notwendig. Denn die Gemälde vermitteln auch ohne Interpretation eine Stimmung, die auf die Betrachtenden überspringt, wenn sie sich darauf einlassen.
Warum keine seiner Landschaften wirklich existiert
Caspar David Friedrich zog es täglich hinaus in die Natur. Dennoch stellte er seine Staffelei nie unter freiem Himmel auf. Die Freilichtmalerei, die im frühen 19. Jahrhundert aufkam, also genau in seiner Schaffensphase, war seine Sache nicht. Er holte sich seine Inspiration zwar in der Natur und machte sich Skizzen von Steinen und Blättern, von Gipfeln und Tannen, aber gemalt wurde stets in seinem Atelier, das immer aufgeräumt war. Reinlichkeit und Ordnung waren ihm ungemein wichtig. Er orientierte sich am Goldenen Schnitt und arbeitete präzise mit Dreieck, Lineal und Reißschiene an seinen Bildern. Seine Landschaften beruhen zwar auf detaillieren Zeichnungen, die er in der Natur angefertigt hat, aber er setzte sie nach Bedarf zusammen. Seine Bilder sind – auch wenn sie anders wirken – Collagen, in denen die einzelnen Elemente vom Künstler munter zusammengewürfelt wurden.
Wie Caspar David Friedrich es nach Hollywood schaffte
Caspar David Friedrichs Bilder transportieren stets eine Stimmung. Sie sprechen die Gefühle der Betrachtenden an. Das trifft auch auf jeden einzelnen Disneyfilm zu. Da passt es, dass Walt Disney und Caspar David Friedrich in Hollywood zusammenkamen. Natürlich nicht persönlich, denn als „Bambi“ produziert wurde, war der deutsche Maler schon seit 100 Jahren tot. Aber Walt Disney hat sich 1935 bei seinem Deutschlandbesuch mit zahlreichen Büchern über Caspar David Friedrich eingedeckt und seine Zeichner damit versorgt. Und so läuft Bambi zu Beginn des Films durch die Fichtenwälder des Elbsandsteingebirges, das Caspar David Friedrich auf Gemälden wie „Felsenschlucht“ oder „Morgennebel im Gebirge“ verewigt hat.
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