Tyrannen von Caligula bis Putin

Willkür, Machtbesessenheit und Gewalt

09:23 Minuten
Ein schreiender Mann mit blutverschmiertem Gesicht.
Einer der ersten seiner Art: Malcolm McDowell als römischer Imperator Caligula in dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 1979. © dpa / picture alliance / Everett Collection
Barbara Stollberg-Rilinger im Gespräch mit Dieter Kassel · 14.09.2022
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Das Buch „Tyrannen. Eine Geschichte von Caligula bis Putin“ beschreibt Herrscher, die sich über jedes Recht hinwegsetzen. Dass die Herrschaft des Tyrannen auf Gewalt gründe, sei allerdings auch seine Schwäche, sagt die Historikerin Barbara Stollberg-Rilinger.
Was zeichnet einen Tyrannen aus? Und wie haben sich die Vorstellungen unrechter Herrschaft mit der Zeit verändert? Das fragen sich Historikerinnen und Historiker in dem Buch „Tyrannen. Eine Geschichte von Caligula bis Putin“.
Mit-Herausgeberin Barbara Stollberg-Rilinger benennt drei Wesensmerkmale, die über die Jahrtausende hinweg als Gemeinsamkeiten genannt werden können: „Ein Tyrann ist jemand, der nach Willkür herrscht, der sich über das Recht hinwegsetzt. Ein Tyrann ist jemand, der die Bürger wie Sklaven behandelt, wie sein Eigentum. Und ein Tyrann ist ein Gewaltherrscher.“
Dass seine Herrschaft auf Gewalt gründe, sei dabei auch seine Schwäche. Denn ein Tyrann fühle sich von dieser Gewalt auch immer selbst bedroht: „Sie riskieren, möglicherweise von ihrer engsten Umgebung umgebracht zu werden.“
Das Buch beginnt mit dem römischen Imperator Caligula und geht über Iwan der Schreckliche und Friedrich Wilhelm I. bis in die Gegenwart, zum türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, zu Donald Trump und Wladimir Putin.

Wie wird aus einer Demokratie eine Tyrannei?

Der Begriff „Tyrann“ stamme aus einer Zeit, in der die Monarchie die übliche Herrschaftsform war, sagt Stollberg-Rilinger. Damals hing alles vom Charakter des Herrschers ab, weshalb man auf dessen Erziehung im Kindesalter Wert gelegt habe.
In einem modernen Verfassungsstaat sei das anders. Heute gebe es Mechanismen der Kontrolle. Ein Umkippen in die Tyrannei sei dennoch möglich: „In dem Moment, wo die Wahlmechanismen nicht mehr funktionieren, kann man von Tyrannen sprechen“, sagt Stollberg-Rilinger.
Deswegen sei die Anzweiflung der Präsidentschaftswahl in den USA durch Donald Trump ein so beunruhigender Vorgang gewesen, es drohte "das Umkippen der amerikanischen Verfassung“. In den USA habe das jedoch nicht funktioniert, „während Putin seine Herrschaft von jeder verfassungsmäßigen Bindung gelöst hat“, sagt die Historikerin.
(sed)

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